

Schnell
Endlich für das bezahlt
werden, was man
kann: In Wien kommen
Angelernte über ein
neues System rascher
zum Lehrabschluss –
und zu mehr Geld.
W
enn sich Heike Kanne-
gießer durch die Küche
der Lehrwerkstatt von
Jugend am Werk be-
wegt, sitzt jeder Hand-
griff. Kein Wunder: Seit
30 Jahren arbeitet sie bereits in der Gas-
tronomie, erst als Küchengehilfin, zuletzt
als Alleinköchin in einem veganen Restau-
rant. Lehrabschluss hat sie keinen – doch
das soll sich jetzt ändern.
„Ganz dumm gesagt: Ich mag einfach
keine Spülmaschine mehr sein. Ich hab’
jetzt jahrelang Restaurants im Alleingang
bekocht und wurde immer nur als Küchen-
gehilfin bezahlt. Darauf habe ich keine Lust
mehr“, begründet Heike Kannegießer ihren
Entschluss. Sie ist eine der Ersten, die den
Lehrabschluss über das neue Wiener An-
erkennungssystem „Meine Chance – Ich
kann das!“ macht.
Wissen zählt
Seit Mai können Arbeitslose bei „Meine
Chance – Ich kann das!“ teilnehmen, im
Herbst startet das Programm auch für Be-
schäftigte. Der Clou am von der Arbeiter-
kammer initiierten Pilotprojekt: Theoreti-
sche Kenntnisse, die jemand im Beruf
bereits informell erworben hat und die für
den Lehrberuf beherrscht werden müssen,
werden anerkannt. Fehlendes Know-how
kann in speziellen Schulungsmaßnahmen
nachgeholt werden. Die theoretische Lehr-
Arbeiten wie eine Köchin, bezahlt wie eine
Hilfskraft: Darauf hat Heike Kannegießer
keine Lust mehr. Bei Jugend am Werk holt
sie nach, was ihr noch zum Lehrabschluss
als Köchin fehlt
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AK FÜR SIE 09/2015
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