*Mag.a Dorothea Herzele
ist
Ökonomin und Energieexpertin
in der Abteilung Wirtschafts
politik der AK Wien.
nser Energiesystem ist im Wandel – am deutlichs-
ten sichtbar ist dieser Transformationsprozess in der
Stromwirtschaft: Der Anteil des Stroms aus erneuer-
baren Energiequellen am Brutto-Stromverbrauch liegt 2011
in Österreich bei knapp 65 Prozent (Statistik Austria), der An-
teil des Ökostroms bei 9,3 Prozent
(Ökostrombericht 2012).
Verantwortlich für diesen Aufschwung des Ökostroms in den
letzten 10 Jahren sind primär hohe Subventionen, die jährlich
in diese Technologien fließen. Für den Ökostrom erhalten die
Produzenten fixe Abnahmepreise für einen Zeitraum über 13
bis 15 Jahren garantiert. Finanziert werden diese Fördermittel,
durch alle StromverbraucherInnen, allerdings nicht gleicher-
maßen: Die privaten Haushalte, die nur knapp ein Viertel des
Stroms verbrauchen, zahlen zwischen 35 und 40 Prozent der
Ökostromkosten. Während die Industrie, die 20 Prozent des
Stroms verbraucht, nur rund sechs Prozent der Ökostromför-
derkosten bezahlt. Diese Schieflage ist nicht den Ökostromer-
zeugern anzulasten, sondern Ausdruck der Bevorzugung der
Industrie durch die Politik. Verantwortung tragen die Ökostro-
merzeuger hingegen für die Verwendung der Ökostrommittel,
die die Einzelinteressen einzelner Ökostromtechnologien wi-
derspiegeln: So erzielen derzeit Windkraftbetreiber zweistel-
lige Umsatzrenditen. Der größte private Betreiber wurde vor
kurzem mit folgenden Worten zitiert: „Es ist eine angenehme
Art Geld zu verdienen. Immerhin ist unser Umsatz staatlich
garantiert.“ (Trend, März 2013) Am anderen Ende der Förder-
skala finden sich wirtschaftlich unrentable Biogasanlagen, die
mit überhöhten Förderungen seit Jahren künstlich am Leben
gehalten werden
(APA, 23.07.2012). Diese Fehlallokationen
von Fördermittel führen zu immer höheren Kosten – 2015
sollen sich die Kosten bereits auf rund 550 Millionen Euro
belaufen. Kosten, die am Ende auf die StromverbraucherInnen
abgewälzt werden und dies überproportional stark auf die pri-
vaten Haushalte. Hinzu kommen noch weitere Kosten für den
zusätzlichen Netzausbau und den zunehmenden Bedarf an
Ausgleichsenergie. Und nun rufen konventionelle Gas-Kraft-
werksbetreiber immer lauter nach Subventionen, als Anreiz für
ihre Bereitstellung von Reserveleistungen. Denn hohe Gasein-
standspreise und niedrige Preise an den Strombörsen – bedingt
durch das vermehrte Angebot subventionierten Ökostroms –
reduzieren derzeit die wirtschaftliche Rentabilität dieser An-
lagen.
Noch deutlicher kann sich der Bedarf an einer Reform des
bisherigen Förderregimes wohl nicht zeigen. Denn die Trans-
formation des Energiesystems ist eine gesamtwirtschaftliche
Aufgabe, deren Kosten auf alle gerecht verteilt werden müs-
sen, genauso wie der Nutzen allen zugutekommen soll. Das
erfordert einen gesamthaften, systemischen Blick auf das
Energiesystem: Der Ausbau der erneuerbaren Energien hat
kosteneffizient, im Gleichklang mit den erforderlichen Ener-
gie-Infrastrukturen und mit dem Ziel der Heranführung der
Erzeugertechnologien an die Marktreife zu erfolgen. Damit
einher geht, dass Subventionen für Technologien auch einmal
auslaufen. Das erfordert ein Förderregime, das vorrangig auf
Investitionsförderungen basiert.
Mag.
a
Dorothea Herzele*
verse
Wirtschaft & Umwelt 2/2013
Seite 33
langfristig beibehalten?
U
CON
Energiewende ist eine gesamtwirtschaftliche Aufgabe,
deren Kosten auf alle gerecht zu verteilen sind
Koordinierte Energiewende
Derzeit läuft etwas schief: Die Energiewende wird für die Haushalte immer teurer
– die Ökostromförderkosten erreichen 2013 für einen durchschnittlichen Haushalt
(3.500 kWh) 64 Euro (inkl. MWSt) und damit um 43 Prozent mehr als 2012.
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Erneuerbare_Energie.html
Fehlallokationen von FördermittelN
führen zu immer höheren Kosten