Krebsforschung der WHO
Benzol als „gesichert krebser-
zeugend für den Menschen“
ein. Seine toxische Wirkung
ist beim Blut (Leukämie und
Knochenmarkdepression)
hinreichend belegt. In Tier-
versuchen wurde zudem auch
seine tumorfördernde Wirkung
festgestellt.
Lahme EU-
Gesetzgebung
Diese bedenkliche Ex-
position für den betroffenen
ArbeitnehmerInnen, aber auch
HobbygärtnerInnen, ist mehre-
ren Faktoren geschuldet. Selbst
eine umweltfreundlich ge-
sinnte Öffentlichkeit sieht häu-
fig unkritisch über dieses kleine
Maschinensegment hinweg.
Kein Wunder also, wenn der
EU-Gesetzgeber keine stren-
gen Grenzwerte einfordert.
Selbst diese werden aber noch
durch Ausnahmen und unre-
alistischen Haltbarkeitsanfor-
derungen (50–1.000 Arbeits-
stunden) relativiert. Seit 2007
plant die EU-Kommission eine
Überarbeitung des Regelwerks
in Form eines neuen Richtli-
nienvorschlags und verschiebt
diesen immer wieder aus unter-
schiedlichsten Gründen. So gilt
bei Arbeitsgeräten weiterhin
eine alte EU-Richtlinie 97/68/
EG („Off-Road-RL“) als Rah-
men und die 2002/88/EG mit
den Emissionsgrenzwerten für
Maschinen bis 18 kW/h, die
drei Klassen von Handgeräten
und vier Klassen von Nicht-
Handgeräten unterscheidet.
Erschwerend kommt hinzu,
dass es in Österreich de facto
keine Marktaufsicht gibt, die
den Verkauf von gesetzeskon-
formen Geräten kontrolliert.
Asiatische Billigimporte gehen
hierzulande ungestraft über
den Ladentisch, die in Nord-
amerika schon an der Grenze
abgefangen werden.
Das außerordentliche Emis-
sionsverhalten ist aber auch
durch die besonderen Einsatz-
bedingungen dieser Maschi-
nen gegeben. Die Ausstattung
von Motorsägen mit einem
Katalysator scheiterte schon
in den 1990-er Jahren an zu
niedrigen Temperaturen beim
Anstarten bzw. bei der Hitze-
bildung, die sich nur mit einer
Ummantelung vermeiden lässt.
Gerade handgehaltene Geräte
müssen aber aus Ergonomie-
gesichtspunkten für den An-
wenderInnen möglichst leicht
konzipiert werden. Der robuste
Zwei-Takt-Motor bei diesen
Geräten ist aber unabdingbar,
um ein hohes Drehmoment des
Motors sicherzustellen. Auch
wenn moderne Motorsägen in-
zwischen mit einer effizienten
„Spülvorlagen-Technologie“
arbeiten und damit Emissionen
reduzieren, so können doch die
krebserzeugenden Kohlenwas-
serstoffe (Benzol, n-Hexan und
1,3 Butadien) und Stickoxide
nur mit „Gerätebenzin“ zufrie-
denstellend minimiert werden.
Bei der Reduktion von Kohlen-
monoxid versagt Gerätebenzin
dagegen aber auch.
Gerätebenzin, auch Alkylat-
oder „grünes Benzin“ genannt,
ist ein spezieller Treibstoff für
Ottomotoren, der nach Stand
der Technik arm an gesund-
heits- und umweltschädlichen
Stoffen ist, insbesondere bei
krebserzeugenden, erbgutver-
ändernden und reproduktionsto-
xischen Stoffen in den Abgasen.
Die aufwendige Raffinierung
stellt sicher, dass Gerätebenzin
frei von Benzol und anderen
Aromaten ist. Im Unterschied
zu gewöhnlichem „Tankstellen-
Benzin“ besteht es vorwiegend
aus Alkanen, die eine beson-
ders rußarme Verbrennung und
eine lange Lagerfähigkeit des
Gerätebenzins – bis zu zwei
Be
trieb
Kohlenwasserstoffe
Sie sind chemische Verbindungen aus Kohlenstoff und Wasserstoff.
Aromaten sind die gefährlichsten Kohlenwasserstoffverbindungen für die
menschliche Gesundheit. Sie sind reichlich in Rohölen, Raffinerieprodukten
und Abgasen vorhanden.
Benzol – C
6
H
6
Es ist der bekannteste Aromat und ist laut Gefahrstoffliste als
krebserzeugend eingestuft. Es verursacht Leukämie und andere
Krebserkrankungen. Normalbenzin von der Tankstelle enthält bis zu
ein Prozent an Benzol.
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Wirtschaft & Umwelt 2/2013
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Mit handgehaltenen Geräten arbeiten
NaturarbeiterInnen sozusagen auf
Auspuffhöhe zum Quadrat!
Belastungen
Feinstaub und Benzin
Ultrafeine Partikel werden gemeinhin mit Dieselmotoren
assoziiert. Benziner emittieren aber auch Partikel. Grund
sind innermotorischer Abrieb und Schmieröle, die Metalle
enthalten. Dies ist auch bei Zweitaktern belegt. Demnach
haben ArbeiterInnen, die z.B. im Mittelstreifen einer Au-
tobahn Mäharbeiten durchführen, eine drei- bis achtfach
höhere Feinstaub-Exposition als die Durchschnittsbevölke-
rung. Grund sind aber nicht die Autos, sondern die verwen-
deten Motorsensen! Durch Verwendung von Schmieröl,
das dem Alkylat-Benzin bereits zugesetzt ist, kann auch
hier Abhilfe geschaffen werden.