ARBEIT, WIRTSCHAFT
UND
GESELLSCHAFT
D
as Ergebnis gleich vorweg: Die
von der Troika (bestehend aus
EU-Kommission, Europäischer
Zentralbank und Internationalem Wäh-
rungsfond) nach dem Ausbruch der
Finanzkrise im Jahr 2008 eingeschla-
gene Sparpolitik verbunden mit Lohn-
senkungen hat nichts anderes bewirkt
als eine Spirale nach unten – ge-
kennzeichnet durch Sparmaßnahmen,
Druck auf die Löhne und Arbeitslosig-
keit. Kurz: Die Sparpolitik hat versagt.
Zu diesem Resümee kommen die
beiden Wirtschaftswissenschaftler Jörg
Bibow und Heiner Flassbeck in ihrer
Studie mit dem Titel: „Fiskalische Aus-
teritätspolitik und Lohnsenkung: Eine
fatale, aber unverstandene Kombination
als Anpassungs-Programm in den Euro-
krisenländern.“
„Die Zeit drängt. Wir brauchen
rasch einen grundlegenden Kurswech-
sel“, fordert AK Präsident Rudi Kaske.
Konkret verlangt Kaske – wie auch von
den Studienautoren gefordert – eine
massive Ausweitung der öffentlichen In-
vestitionen. „Dazu brauchen wir die gol-
dene Investitionsregel, für die wir seit
Jahren beharrlich kämpfen“, so Kaske.
Mit dieser wären öffentliche Investitio-
nen, etwa im Bildungs- und Sozial-
bereich, von den EU-Defizitregeln aus-
genommen. Die Staaten hätten so mehr
Spielraum. Zudem bietet das aktuelle
Niedrigzinsumfeld ideale Bedingungen
für die öffentliche Hand, um Investitio-
nen zu tätigen. Kaske: „Wir müssen den
Menschen in Europa – insbesondere
den Jungen – wieder signalisieren: Wir
investieren in eure Zukunft.“
Investieren statt sparen
Eine aktuelle Studie entzaubert die EU-Krisenpolitik.
Die AK fordert einen Richtungswechsel.
klein
teile
www.kleinteile.atAngst vor der
Babypause?
Viele Firmen stellen ungern junge Frauen ein,
weil sich diese angeblich kurz nach Jobantritt
in die Babypause verabschieden. Laut Statistik
Austria ist diese „Karenzangst“ unbegründet.
Junge Frauen bleiben in der Regel länger im
ersten Job als junge Männer.
Die AK meint:
Die richtige Antwort auf „Karenzangst“
sind gute Kinderbetreuungsmöglichkeiten
und Betriebskindergärten, die beiden
Eltern eine faire Vereinbarung von Beruf
und Familie ermöglichen.
Harte Gastro-Jobs?
Besonders viele Job-Hopper gibt es in der Gas-
tronomie, so eine Studie der Statistik Austria. Nur
acht Prozent der 25- bis 34-jährigen Beschäftig-
ten in der Gastronomie bleiben länger als zwei
Jahre auf einer Stelle, Saisonbeschäftigte schon
herausgerechnet.
Die AK meint: Gerade in
der Gastronomie sind die Klagen über sehr
harte Arbeitsbedingungen und Arbeits-
rechtsverstöße besonders hoch. Hier müs-
sen die Betriebe einiges verbessern. Bei
gutem Betriebsklima und fairer Bezahlung
bleiben die Beschäftigten auch.
Reiche immer reicher
Eine Studie der EZB (Europäische Zentralbank)
zeigt: Die Schuldenkrise hat die Kluft zwischen
Arm und Reich in der Eurozone noch verstärkt.
Die reichsten fünf Prozent haben ihren Anteil am
Nettovermögen zwischen 2010 und 2014 auf
37,8 Prozent weiter ausgebaut, während ärmere
Familien verloren haben.
Die AK meint: Wer
über ein sehr großes Vermögen verfügt,
muss mehr zum Allgemeinwohl beitragen.
Nur so kann die wachsende Kluft zwischen
Arm und Reich begrenzt werden.
Noch Fragen?
wien.arbeiterkammer.atAK FÜR SIE 02/2017
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