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A 11 Inntalautobahn den Trans-

port von u.a. Holz, Stahl, Steinen

und Abfällen auf Lkw über 7,5

Tonnen untersagt. Damit sollen

jährlich 200.000 Lkw-Fahrten

unterbleiben oder auf die Bahn

verlagert werden. Ausgenom-

men davon sind neben lokalen

Transporten allerdings die um-

weltfreundlichsten Lkw mit EU-

AbgasnormEuro 6. Das sektorale

Fahrverbot ist im Unterschied zu

den vorangegangenen Versu-

chen Teil einer Paketlösung, die

ein Pkw-Geschwindigkeitslimit

von 100 kmh und zeitlich bis

2022 abgestufte Fahrverbote

für Lkw mit älteren EU-Abgas-

normen vorsieht. Bis dato liegen

noch keine offiziellen Aussagen

der EU-Kommission vor, ob da-

gegen beim EuGH vorgegangen

wird.

FG

Zivilgesellschaft

Einspruch auf Patente

Zahlenmäßig bisher höchsten

Einspruch gegen ein Patent

beim EU-Patentamt in Mün-

chen (EPA) eingebracht.

65.000 BürgerInnen aus 59

Ländern weltweit sowie 32 Or-

ganisationen beteiligten sich am

Einspruch gegen einen Patent-

antrag des Schweizer Konzerns

Syngenta. In dem Patent werden

das Saatgut, die Pflanze und

die Früchte als Erfindung be-

ansprucht, die aus Kreuzungen

mit Tomaten aus Peru und Chile

stammen. 2015 genehmigte das

EPA für die Firma Syngenta das

Patent EP 1515600 auf Tomaten

mit einem hohen Gehalt an soge-

nannten Flavonolen, Stoffe, die

als gesundheitsfördernd gelten.

Die „Erfindung“ besteht aus Sicht

der KritikerInnen lediglich darin,

Tomaten aus ihrer Ursprungsre-

gion in Perumit anderen handels-

üblichen Sorten zu kreuzen. Das

Ziel des Einspruchs ist es, das

bereits erteilte Patent als nichtig

zu erklären. Mit Spannung ist zur

Patentfrage die rechtliche Inter-

pretaion der EU-Kommission zur

EU-Biopatentrichtlinie 98/44 zu

erwarten. Hier fordert das Parla-

ment sowie die Zivilgesellschaft

eine Klarstellung, dass die Paten-

tierung von Pflanzen und Tieren

jedenfalls auszuschließen sei.

SI

VOR

Tarifreform

Das Zonen-Zählen hat am

6. Juli 2016 ein Ende.

Der Verkehrsverbund Ost-

Region (VOR) ändert sein

Tarifsystem grundlegend. Für

www.arbeiterkammer.at

Wirtschaft & Umwelt 2/2016

Seite 5

Kommentar von Ruud Klein

Kommentar

Heute schon von gestern?

Befasst man sich mit Mobilität, stößt man

unweigerlich auf die Schattenseiten unse-

res derzeitigen Mobilitätssystems:

Platz-

verbrauch, Klimawandel und Fracking, um

nur einige zu nennen. Fast 27.000 Menschen

starben 2014 auf den Straßen in Europa. Mobil

sein bedeutet für Herrn und Frau Österreicher

aber auch hohe Kosten. Die Konsumerhebung

ergibt für 2010, dass ein ländlicher Vier-Perso-

nen-Haushalt im Monat etwa 615 Euro für seine

Autos ausgibt, in Wien und generell in Städten

mit Öffis als Alternative waren es etwa 180 Euro

weniger.

Vorausschauende ExpertInnen und verantwor-

tungsvolle PolitikerInnen auf der ganzen Welt

zerbrechen sich daher ihre Köpfe, wie wir auch

in Zukunft leistbar mobil sein können, ohne

jedoch uns und unseren Planeten nachhaltig zu

zerstören. Eine fragwürdige Meinungsmache

inklusive Öffi-bashing betreiben Österreichs

Auto(mobil)clubs in letzter Zeit. So wurden in

den vergangenen Monaten immer wieder Artikel

veröffentlicht, in denen der starke Zustrom zu

den Öffis schlecht geredet und die (im ländli-

chen Raum) steigenden Pkw-Zahlen in Öster-

reich hochgejubelt werden.

Allen Ernstes wird etwa in der April-Ausgabe

einer dieser Zeitschriften gefordert, der moto-

risierte Individualverkehr müsse als Entlastung

des überlasteten Öffi-Netzes in Wien stärker

berücksichtigt werden. Offensichtlich fehlen den

AutorInnen solcher Artikel grundlegende Daten:

Alleine im Abschnitt der U6 zwischen Nuss-

dorf und Westbahnhof sind täglich mindestens

76.000 Fahrgäste unterwegs. Jede Stunde nur

eine einzige U-Bahn-Garnitur auf den Pkw ver-

lagert, würde stündlich über 650 Pkws mehr am

Gürtel bedeuten. Auch elektrisch betrieben ein

schlechter Tausch. Die in den Artikeln wieder-

kehrende Botschaft „die Österreicher brauchen

das Auto, um mobil zu sein“ klingt da heute

schon so absurd wie „Kernkraftwerke bringen

Österreich Wirtschaftlichkeit und Unabhängig-

keit“ im kürzlich wieder aufgetauchten, über 30

Jahre alten Werbevideo aus Zwentendorf.

Mag. Thomas Hader

ist Arbeits- und Wirtschaftspsychologe

und Mitarbeiter der Abteilung Umwelt & Verkehr der AK Wien.