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AK FÜR SIE 11/2014
Auf Herz und
Nieren geprüft
Wer einen guten Lehrplatz sucht, wird vorher
genau getestet. Weil Lehrstellen knapp sind,
können die Betriebe wählerisch sein.
L
orenz Schlenck ist drauf und dran,
sich seinen Traum zu erfüllen. In sei-
ner Lehrausbildung zum Kfz-Mecha-
niker bei Wiesenthal in Wien repa-
riert er Oldtimer, die älter sind als er
selbst. „Schon während der Schulzeit habe
ich alte Mopeds hergerichtet und darüber
nachgedacht, eine Mecha-
nikerlehre zu machen. Also
habe ich mich für eine Lehr-
stelle als Kfz-Mechaniker
beworben“, sagt Lorenz.
Freundlich grüßen
Heute ist Lorenz glücklich,
einen Beruf gefunden zu ha-
ben, der ihn interessiert. Viele andere haben
weniger Glück. Denn in den letzten Jahren
ist die Zahl der Lehrbetriebe gesunken. Die
verfügbaren Lehrstellen sind noch dazu auf
wenige Bereiche konzentriert. Mehr als die
Hälfte der offenen Lehrstellen wird im Tou-
rismus, im Handel und bei Friseuren ange-
boten.
Edith Kugi-Mazza, Leiterin der AK Wien-
Abteilung Lehrlings- und Jugendschutz: „Es
wird oft sehr schwierig, wenn jemand einen
anderen Lehrberuf will. Nach langer Suche
nach einer Lehrstelle im Traumberuf neh-
men Jugendliche oft einfach die Stelle, die
frei ist, auch dann, wenn sie nicht den eige-
nen Wünschen entspricht.“
Da ist es hilfreich zu wis-
sen, wie Firmen eigentlich
ihre Lehrlinge aussuchen.
Laut einer Studie ist es den
Lehrbetrieben am wichtigs-
ten, wenn sich BewerberIn-
nen für eine Lehrstelle für
den Beruf interessieren,
pünktlich erscheinen und die Arbeit zuver-
lässig erledigen. Und so seltsam es klingt:
Punkten können Jugendliche schon damit,
freundlich zu grüßen und höflich die Hand
zu geben.
„Manche Betriebe schauen auch nur
auf die Zeugnisse. Dabei sagen Noten
nichts über praktische Fähigkeiten aus“,
kritisiert Edith Kugi-Mazza. Jörg Schielin,
Ausbildungsleiter bei Spar in Wien, stimmt
ihr zu: „Wichtiger als der Notenschnitt ist,
den Menschen mit all seinen Stärken und
Schwächen in den Mittelpunkt zu stellen.“
Geschickt beim Test
Wie es bei der Lehrstellensuche läuft, kön-
nen Jugendliche erzählen, die ihren Lehr-
platz gefunden haben. Die 17-jährige Wie-
nerin Julia Schrenk hat eine Lehrstelle als
Feinkostmitarbeiterin bei Spar. Sie erzählt:
Fotos: Erwin Schuh
Lehrstellensuche
„Zum Beispiel sollte
ich einen Teppich-
klopfer aus einem
Drahtbügel formen.“
Lehrling
Lorenz Schlenck
musste
beim Aufnahmetest Geschicklich-
keit zeigen
Lorenz Schlenck lernt
in der Lehre, auch
Oldtimer zu reparieren.
Beim Aufnahmetest
zählte hauptsächlich
Geschicklichkeit
L14-Bildungs- und Berufsinfotage
12.-15.11.2014
Freitag, Samstag Familientag
AK Wien Bildungszentrum
Theresianumgasse 16-18, 1040 Wien
Tipps und Tricks für die Bewerbung
Wer eine Lehrstelle sucht,
muss damit rechnen, von den Betrieben genau geprüft
zu werden. Was Lehrlinge und ExpertInnen raten.
n
„Lieber zu viel als zu wenig nachfragen
und nicht mit den Händen in den Hosentaschen
herumstehen.“ Das rät Kfz-Mechanikerlehrling Lorenz Schlenck.
n
„Entscheidend ist, ob der Beruf auch passt“
, weiß AK Expertin Edith Kugi-Mazza. Sie rät,
„vor der Bewerbung Info über die Firma, den Beruf und die Rahmenbedingungen der Ausbildung
einzuholen.“ Wichtig ist auch, nachzufragen, wie die Ausbildung im Betrieb ablaufen wird und wer die
Ansprechpersonen sind.
n
„Wichtig ist, zu zeigen, was man kann,
und sich der eigenen Stärken bewusst zu
werden“, sagt Jörg Schielin, Ausbildungsleiter der Spar-Akademie.
Tipps zur Berufswahl ab
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