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AK FÜR SIE 11/2014
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„Bis ich meine Lehrstelle hatte, war es eine
schwere Suche, ein halbes Jahr lang.“
Zuerst schicken Jugendliche eine Be-
werbung mit ihrem Lebenslauf und den
letzten Schulzeugnissen. Sind die Noten
gut genug, folgt oft ein Test. „Da sitzen
dann 20 bis 30 Leute; wer davon den Test
nicht schafft, ist weg vom Fenster“, weiß
Marcel Endler, ebenfalls Lehrling bei Spar.
Lorenz Schlenck erzählt von seinem Test:
„Das war hauptsächlich ein Geschicklich-
keitstest. Zum Beispiel sollte ich einen Tep-
pichklopfer aus einem Drahtbügel formen.“
Auf den bestandenen Test folgt ein per-
sönliches Gespräch. Wenn die Eltern da-
bei die Jugendlichen begleiten, ist das für
67 Prozent der befragten Lehrbetriebe ein
Pluspunkt. Sie sind auch mit den Compu-
terkenntnissen der Jungen sehr zufrieden.
Und es zahlt sich aus, geduldig zu blei-
ben, sagt AK Expertin Kugi-Mazza: „Ich bin
überzeugt, dass man Jugendliche motivie-
ren kann, wenn es spannende Aufgaben
gibt und der Lehrbetrieb nicht nur Arbeit,
sondern auch Ausbildung bietet.“
n
MARTIN MAURER
„Nicht jammern,
ausbilden“
Wie alle Jungen die Chance auf gute
Ausbildung bekommen.
D
ie Betriebe prüfen die Bewerberinnen
und Bewerber um eine Lehrstelle auf
Herz und Nieren. Aber wer prüft
eigentlich die Betriebe?“, fragt AK Präsident
Rudi Kaske: „In viel zu vielen Betrieben lernen
die Jugendlichen zu wenig, um im Beruf zu
bestehen.“ Die Konsequenz: Ein Viertel der
Lehrlinge fällt beim ersten Antritt zur
Lehrabschlussprüfung durch oder tritt gar
nicht erst an.
Mehr Qualität
Der AK Präsident fordert eine Qualitätsoffensive
in der Lehrausbildung. Nötig sei die gesetzliche
Einführung eines Qualitätsmanagements. Und
mindestens einmal während der Lehrzeit soll
überprüft werden, was die Jugendlichen schon
können. Kaske: „So können wir gewährleisten,
dass die Jugendlichen rechtzeitig Förderung
bekommen, wenn sie noch nicht alles können.“
Mehr Plätze
„Wir brauchen mehr und bessere Lehrstellen“,
sagt Kaske. Er kritisiert auch, dass die
Unternehmen seit 2008 jedes Jahr weniger
Lehrlinge neu aufnehmen als im Vorjahr. Es gibt
viel zu wenige Lehrstellen in Zukunftsberufen,
etwa in den Bereichen Metall und Elektro. „Statt
ständig über Fachkräftemangel zu jammern,
sollen die Betriebe mehr Fachkräfte ausbilden“,
fordert der AK Präsident.
n
P. M.
AK Präsident Rudi Kaske: „Alle Jugend-
lichen brauchen die Chance auf gute
Ausbildung“
Julia Schrenk lernt in der Feinkost bei Spar:
Sie musste vorher ein halbes Jahr suchen
Spar-Lehrling Marcel Endler: „Wer den Test
nicht schafft, ist weg vom Fenster“
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