Table of Contents Table of Contents
Previous Page  4 / 32 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 4 / 32 Next Page
Page Background

4

AK FÜR SIE 05/2017

Arbeit

Einsatz gegen

Lohndruck

Billigfirmen schicken Arbeiter nach Österreich –

und prellen sie um einen Teil ihres Lohns. Das

bringt alle unter Druck. Die AK hält dagegen.

S

ándor (Name von Redaktion

geändert) sitzt unruhig im Be-

ratungsraum in der Arbeiter-

kammer. Er wechselt häufig

die Position seines linken

Beins. „Das habe ich mir vor

ein paar Wochen gebro-

chen“, sagt er. Und: Der

Bruch ist verheilt, aber er

hat kein Geld, um die

Schraube aus dem Schien-

bein entfernen zu lassen:

„Weil ich nicht versichert

bin, hat der Arzt den Gips

wieder zugemacht und ge-

sagt, ich soll wiederkom-

men, wenn ich Geld habe.“

Warum Sándor kein Geld hat: Vor sei-

nem Unfall wurde er wieder einmal von ei-

ner Baufirma nicht ordnungsgemäß ent-

lohnt und wieder einmal nicht

ordnungsgemäß sozialversichert. Wütend

und enttäuscht erzählt der Ungar von sei-

nen Erfahrungen.

Als er nach Österreich kam, lief die ers-

ten zwei Monate noch „alles korrekt“ ab.

Dann wurde er von der ös-

terreichischen Sozialversi-

cherung abgemeldet und, in

Slowenien angemeldet, so

vermutet er. Das Unterneh-

men, für das er arbeitete, war

nämlich ein slowenisches.

Die letzten beiden Monats-

löhne erhielt er nicht, sagt

er: „Das war ein Schock.“

Vielen seiner Kollegen geht es ähnlich.

Deswegen hat die Arbeiterkammer seinen

Fall übernommen. Arbeitsrechtsberate-

rin Andrea Ebner-Pfeifer: „Wir setzen uns

für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer

wie Herrn Sándor ein, um die allgemeinen

österreichischen Arbeitnehmerinteressen

und das Lohnniveau zu schützen.“

Günstig über die Grenze

Die slowenische Firma, für die Sándor ar-

beitete, ist ein so genanntes Entsendeun-

ternehmen. Das sind Firmen, die Beschäf-

tigte ins Ausland schicken, um dort

begrenzte Zeit zu arbeiten. Laut Entsende-

richtlinie der EU müssen sie ihren Leuten

dasselbe zahlen, wie Beschäftigte ortsan-

sässiger Firmen kriegen. Allerdings erlaubt

das EU-Recht, dass die ArbeiterInnen für

zwei Jahre in ihrem Heimatland sozialversi-

chert werden können.

Ein klarer Vorteil für Entsendeunterneh-

mer: Erstens sind im Ausland geringere

Was Sie bei Verdacht auf

Lohndumping tun können.

Die Finanzpolizei,

die Gebietskran-

kenkasse und die Bauarbeiter-Urlaubs- und

Abfertigungskasse kontrollieren, ob in- und

ausländische Firmen in Österreich den

Kollektivvertragslohn zahlen – wenn nicht,

setzt es Strafen.

Verdacht auf Lohndumping

können

Betriebsrat, Gewerkschaft und AK melden.

Infos für entsandte Arbeitneh-

merInnen

unter

europa.eu/youreurope/

citizens/work/work-abroad/posted-workers/

index

_

de.htm

Lohndruck – wer hilft

Das AK Schutzpaket

Immer mehr ausländische Firmen lassen

AK Präsident

Rudi Kaske:

„Kein Freibrief

für Lohn- und

Sozialdumping“

Foto: Sebastian Philipp

„Sie versprechen den

Leuten das Doppelte

wie daheim. Das ist

trotzdem unter

Kollektivvertrag.“

Albert Stranzl

ermittelt gegen

Lohndumping