im Blick
Scanner, Zeitkontrolle über Smartphones, IT: Die Veränderungen von Arbeitsprozessen und
Tätigkeitsfeldern durch Digitalisierung sind unübersehbar
Foto: picturedesk.com / Action Press / Norman Rembarz
V
on der Selbstbedienungskasse
im Supermarkt über die Zeitkont-
rolle von Pflegekräften per Smart-
phone bis zum Einzug von Algorithmen
ins KundInnengeschäft. Gerade in frau-
endominierten Branchen wie Handel,
Pflege oder auch im Bankenwesen sind
die Veränderungen von Arbeitsprozes-
sen und Tätigkeitsfeldern durch Digitali-
sierung unübersehbar.
Für Gerlinde Hauer von der Abteilung
Frauen und Familie in der AK ist klar: „Da-
mit Frauen tatsächlich vom digitalen Wan-
del profitieren, braucht es daher mehr, als
der Technik ihren Lauf zu lassen und zu
hoffen, dass es schon werden wird.“ Es
brauche eine aktive Gestaltung Richtung
Gleichstellung: von der Aus- und Weiter-
bildung über Maßnahmen auf betriebli-
cher Ebene bis zur Förderung von ge-
schlechtergerechten Arbeitszeitmodellen.
Tiefgreifende Veränderungen
In einer Veranstaltung von AK, dem Ren-
ner-Institut und dem Verein Beigewum
wurde dieses Thema diskutiert. Die Ex-
pertInnen waren sich einig: Die tiefgrei-
fenden Veränderungen bringen Vorteile
mit sich, weil manche Arbeiten erleichtert,
andere erst möglich werden. Aber es gibt
auch Nachteile: Etwa die digitale Daten-
spur, die Überwachung bedeuten kann.
Frauenperspektive 4.0
Digitalisierung und Automatisierung haben auch große
Auswirkungen auf viele frauendominierte Branchen.
W
ieder wurde Österreich von Mana-
gerInnen bewertet. Diesmal fasste
das Beratungsunternehmen Deloitte
sieben andere Standortvergleiche zusammen,
für die ManagerInnen befragt wurden. Sie zei-
gen tatsächlich eine Verbesserung der Position
Österreichs im internationalen Vergleich. Den-
noch bleibt der Vergleich seltsam: Gelobt wird
Österreich für seine Lebensqualität, kritisiert
wird es jedoch für seinen hohen Anteil der Ab-
gaben an der Wirtschaftsleistung. Als ob das
eine mit dem anderen nichts zu tun hätte!
Mit Qualität punkten
Wenn Österreich bei Lebensqualität und
Wirtschaftsdaten an der Spitze Europas liegt,
dann hat der Sozialstaat dazu ganz ent-
scheidend beigetragen. Ein gut ausgebauter
Sozialstaat, der allen Menschen zugutekommt,
rechtfertigt einen höheren Abgabenanteil als
in Ländern mit schlechter sozialer Absiche-
rung und schlechten öffentlichen Dienst-
leistungen. Ein Land an der Spitze Europas
kann sich nicht in einen Kostenwettbewerb
begeben, sondern muss mit Qualität punkten
– mit guter Bildung, gelungener Integration
und hervorragender Forschung.
Sozial bleiben
Nicht zuletzt kann sich die wirtschaftliche
Entwicklung Östereichs sehen lassen. So-
wohl die Industrieproduktion als auch die
Investitionen entwickeln sich besser als im
EU-Schnitt – auch besser als in Deutsch-
land. Die entscheidende wirtschaftspolitische
Herausforderung ist die Bekämpfung der
Arbeitslosigkeit – sie ist immerhin seit sechs
Monaten rückläufig. Jetzt muss es gelingen,
die Arbeitslosen auf die offenen Stellen zu
bringen. Auch da zeigt
sich: Der Sozialstaat ist
Trumpf.
Der Sozialstaat
ist Trumpf
Wirtschaft
klipp&klar
Markus Marterbauer
AK Wien, Leiter Abteilung
Wirtschaftswissenschaft und Statistik
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8
AK FÜR SIE 05/2017
Bedrohte Jobs, neue Chancen
Ein neues Qualifizierungsgeld für Zeiten digitalen Wandels.
Daher fordert die AK ein Recht auf regel-
mäßige Weiterbildung, etwa in Form einer
Weiterbildungswoche pro Jahr für alle Be-
schäftigten. Längerfristige Ausbildungen
sollen durch ein neues Qualifizierungs-
geld finanziert werden.
Recht auf Weiterbildung für alle
„Es ist ungerecht, wenn Menschen immer
stärker von Arbeitslosigkeit bedroht sind,
weil sie sich die notwendige Weiterbil-
dung oder berufliche Neuorientierung
nicht leisten können“, sagt AK Arbeits-
markt-Experte Josef Wallner.
L
aut einer neuen IHS-Studie sind
mittelfristig rund 360.000 Stellen in
Österreich potenziell von Automati-
sierung betroffen. Noch sind sich die Ex-
pertInnen nicht einig, welche Folgen der
digitale Wandel haben wird. Es gibt Stu-
dien, die schwarzmalen. Andere hinge-
gen rechnen mit positiven Effekten auf
dem Arbeitsmarkt.
Für die AK ist klar: Es ist eine Zeit der
Veränderung. Damit steigt der Weiterbil-
dungsbedarf für ArbeitnehmerInnen. Und
es muss sichergestellt werden, dass Ler-
nen neben Beruf und Familie leistbar ist.