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AK FÜR SIE 04/2018

Morgen fährt

Kollege Roboter

Das automatisierte Fahren wird den Verkehr der

Zukunft grundlegend verändern. Rechtssicherheit

und Datenschutz sind dabei noch Stiefkinder.

Fotos: Erwin Schuh

Matthias Lachowitz

ist seit 32 Jahren mit

dem Lkw in ganz Österreich unterwegs und

zweifelt daran, dass die Technologie bereits

praxisreif ist

Experte Jaro Krieger-Lamina

warnt: Mit

Ortsdaten lässt sich ein genaues Bild etwa

von den Ausgehgewohnheiten einer Person

ermitteln

Glabuen Wissen

D

iese Schreckensnachricht hat

sich schnell verbreitet: Beim

Überqueren einer Straße in

Arizona wurde eine Frau vor

wenigen Wochen von einem

selbstfahrenden Fahrzeug des

Fahrdienst-Vermittlers Uber erfasst. Es war

der erste tödliche Unfall mit

einem selbstfahrenden Au-

to. Überholt der technische

Fortschritt die Entwicklung

der notwendigen Sicher-

heitsmaßnahmen und ge-

setzlichen Regelungen?

Was kommt auf uns zu,

wenn Autos, Lkw oder

Busse ohne FahrerInnen

über die Straßen rollen?

Automatisiertes Fahren ist in Öster-

reich derzeit nur zu Testzwecken erlaubt.

Bereits im Praxiseinsatz ist hingegen das

Platooning-Pilotprojekt in Spanien. Zwei

Lkw-Konvois rollen auf insgesamt 550 Ki-

lometern spanischer Straße. Die Lkw sind

untereinander vernetzt und können damit

mit nur 15 statt der bisher gesetzlich vor-

geschriebenen 50 Meter Abstand hinterei-

nander fahren. Möglich wird das durch

Fahrerassistenzsysteme wie Spurhalteas-

sistenten und die Kommunikation zwi-

schen den Lastwagen mittels W-LAN.

Durch das Aufrücken

wird der Luftwiderstand

verringert, wodurch Kraft-

stoff gespart und der

Ausstoß von Kohlendi-

oxid verringert werden

soll. Allerdings: So um-

weltfreundlich wie die

Bahn wären die Konvois

noch lange nicht. Gleich-

zeitig steigt die Lärmbelastung stark.

Technik nicht praxisreif

Matthias Lachowitz ist seit 32 Jahren mit

dem Lkw in ganz Österreich unterwegs und

zweifelt daran, dass die Technologie bereits

praxisreif ist. Er sagt: „Ich habe kein gutes

Gefühl, wenn ich die gesamte Verantwor-

tung an einen Computer abgebe.“ Da trotz

Automatisierung in jedem Lkw auch eine

FahrerIn anwesend sein muss, sind laut La-

chowitz noch viele Fragen zu klären. „Zählt

diese Anwesenheit zur Ruhe- oder zur Ar-

beitszeit?“, so der Lkw-Fahrer. Auch die

Frage der Verantwortung und der Haftung

sei noch offen: „Wie reagiert die Elektronik

zum Beispiel bei einem Reifenplatzer? Und

ab wann und in welcher Situation muss der

Fahrer selbst eingreifen?“ Realität ist schon

das Sammeln von jeglicher Art von Daten

durch die Autohersteller. „Besonders stark

kommt das derzeit bei den E-Autos vor,

bei den autonomen Fahrzeugen wird sich

dieser Trend noch fortsetzen“, erklärt Jaro

Krieger-Lamina vom Institut für Technikfol-

genabschätzung. Elektronische Assistenz-

systeme überwachen das Fahrverhalten.

Problematisch wird es, wenn sensible

Daten gesammelt werden: beispielsweise

von den letzten hundert Plätzen, wo das

Auto geparkt war. „Mit diesen Ortsdaten

lässt sich ein genaues Bild von einer Per-

son zeichnen. Arbeitsplatz, Wohnort oder

auch Ausgehgewohnheiten werden über

Wahrscheinlichkeiten ermittelt“, sagt Krie-

ger-Lamina.

Anzunehmen ist, dass diese Daten an

Versicherungen verkauft werden. „Die Da-

„Ich habe kein gutes

Gefühl, wenn ich die

gesamte Verantwortung

an einen Computer

abgebe.“

Matthias Lachowitz,

Lkw-Fahrer