*Sven Hergovich, Bakk.
ist
Ökonom und Mitarbeiter der
Abteilung Umwelt & Verkehr
in der AK Wien.
n Österreich gibt es mit Stand 2010 rund 210.000
Green Jobs. Dies mag auf den ersten Blick für ein
Jobwunder sprechen. Um aber wirklich beurteilen zu
können, ob dies den Arbeitsmarkt insgesamt entlastet, muss
bestimmt werden, wie viele Jobs aufgrund der Entstehung
solcher Jobs wegfallen. Werden etwa nur mehr umweltfreund-
liche Geräte gekauft, so schafft dies Arbeitsplätze in der Her-
stellung ökologischer Produkte, gleichzeitig fallenArbeitsplät-
ze in der Herstellung weniger umweltfreundlicher Güter weg.
Die Differenz zwischen neu geschaffenen und aufgrund dessen
verschwindenden Jobs nennt man Nettobeschäftigungseffekt.
Nur dieser sagt etwas über eine allfällige Be- oder Entlastung
des Arbeitsmarkts aus.
Wie sieht nun der Nettobeschäftigungseffekt bei Green Jobs
aus? Den größten Anteil stellt die Land- und Forstwirtschaft
mit 40.615 Green Jobbern. Dabei handelt es sich primär um
Biobauern und deren Angestellte. Wechselt ein Bauer von
konventioneller zu biologischer Produktion, so erhöht dies die
Anzahl der Green Jobs, es wird aber kein einziger neuer Ar-
beitsplatz geschaffen.
An zweiter Stelle steht die Bauwirtschaft mit 30.155 Green
Jobs, primär aufgrund der thermischen Sanierung. Hier kön-
nen zwar wirklich neue Jobs entstehen, allerdings ist darauf
zu achten, dass die dafür bereitgestellten Mittel nicht über eine
Kürzung des Wohnungsneubaus finanziert werden. Da der
Wohnungsneubau und die thermische Sanierung auch ähnlich
beschäftigungsintensiv sein dürften, wären in diesem Fall die
Nettobeschäftigungseffekte nahe Null. Der drittgrößte Green-
Jobs-Bereich ist die Abwasserentsorgung und Abfallbehand-
lung. Da die kommunale Abfallwirtschaft in den offiziellen
Statistiken dem öffentlichen Dienst zugerechnet wird, kann
deren exakte Größe nur geschätzt werden. Dabei taxieren die
meisten Schätzungen die Beschäftigungsintensität der Abwas-
serentsorgung etwa zwischen 24.000 bis 27.000 Arbeitsplät-
zen. Da diese Jobs nicht neu sind, können Sie den Arbeitsmarkt
nicht entlasten und der Nettobeschäftigungseffekt liegt ebenso
bei Null.
Auch 21.300 Angestellte im Handel werden zu den Green
Jobs gerechnet, etwa weil sie Bio-Produkte verkaufen. Auch
hier sind die Arbeitsplatzeffekte gleich Null, da es für die An-
zahl der Beschäftigten keinen Unterschied macht, ob diese bi-
ologische oder konventionelle Ware verkaufen.
Weniger bedeutend ist der Energiesektor, der mit 11.601
Green Jobs nur knapp sechs Prozent aller Green Jobs beisteu-
ert. Um dessen Nettobeschäftigungseffekt zu quantifizieren,
müssten aber noch die gleichzeitig in der fossilen Energieer-
zeugung wegfallenden Arbeitsplätze abgezogen werden. Hier
dürfte der Nettobeschäftigungseffekt aber tatsächlich positiv
sein.
Die rund 210.000 Green Jobs kommen also großteils auf-
grund statistischer Verschiebungen zustande und sind keine
neuen Jobs. Green Jobs können daher auch keinen oder nur
einen sehr geringen Beitrag zur Bekämpfung der Arbeitslosig-
keit leisten.
SVeN HeRGoViCH, BAkk.*
verse
Wirtschaft & UmWelt 3/2012
Seite 33
arBeitsmarkt nachhaltig?
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cOn
Das anGeLbiCHe JobWUnDer Green Jobs LÖst
siCH bei GenaUeM HinseHen in LUFt aUF.
Redlichkeit statt Ökoschmäh!
Wenn Landwirtschaftsminister Berlakovich von 210.000 Green
Jobs spricht, denken viele an hochbezahlte Umwelttechniker-
Innen. Doch wer glaubt, dass es jede Menge Jobs in diesem
Bereich gibt, wird durch solche Zahlen in die Irre geführt.
Der besCHäFtiGUnGseFFekt Von
Green Jobs LieGt naHe nULL.