fOtO:fOtOlia/piccaYa
*Mag. Florian Beer
ist Geschäftsführer von
green jobs Austria – Plattform für Umwelt-
technologie, Qualifikation und Berufe.
reen Jobs finden sich bei einer heterogenen Gruppe
von Produzenten von Umweltgütern, -technologien
und -dienstleistungen, die sich über eine Vielzahl von
Wirtschaftsbereichen erstreckt. Auf EU-Ebene wurde eine
einheitliche Definition erarbeitet, die eine transparente Auf-
schlüsselung der Arbeitsbereiche dieser Personen ermöglicht.
Österreich liegt, was die Erhebung und die Anzahl dieser zu-
rechenbaren Jobs betrifft, im EU-Spitzenfeld. Ein Blick auf
die Zahlen der Statistik Austria zeigt allein zwischen 2008 und
2010 einen Anstieg von rund 16.000 Personen. In Österreich
gehen 210.000 Beschäftigte einem Green Job nach und setzen
rund 34Milliarden Euro um. Jeder zehnte erwirtschaftete Euro
kommt bereits aus dem Umweltbereich.
Ob Green Jobs den Arbeitsmarkt nachhaltig entlasten kön-
nen, ist dabei nur eine von vielen Fragen, denn bei umweltre-
levanter Beschäftigung ist der originäre Zweck der Tätigkeit
zu sehen: Diese Jobs sollen eine notwendige Entlastung der
Umwelt und unseres Klimas erreichen.
Neueste Studien zeigen, dass der Klimawandel und damit
einhergehende Klimakatastrophen von etwa der Hälfte der Ju-
gendlichen mit Angst und Sorge wahrgenommen werden und
viele junge Menschen den Ereignissen hilflos und wütend ge-
genüber stehen. Mit der starken Angst vor Naturkatastrophen
gehendieBefürchtungenüberdieUnbewohnbarkeitvonganzen
Regionen bis hin zu Weltuntergangsszenarien einher. Erhe-
bungen zeigen ebenso, dass das Interesse bzw. die Nachfrage
nach Green Jobs bei Jugendlichen überdurchschnittlich groß
ist. Daher ist eine frühzeitige Weichenstellung in Richtung ei-
ner ökologischen, energie- und rohstoffeffizienten Wirtschaft
von großer, weil zukunftsbestimmender Bedeutung.
Die notwendige Weichenstellung beantwortet zugleich die
Frage nach der Entlastung des Arbeitsmarktes. Alle Bestre-
bungen der Gegenwart und Vergangenheit zur Forcierung von
Green Jobs tragen eine deutliche Handschrift: Wir müssen
auf bestmögliche Qualifizierung setzen, die Begeisterung für
Technik und Naturwissenschaften wecken und bereit sein, un-
ser Wirtschaftssystem in Richtung eines höheren Umweltbe-
wusstseins umzustellen. All das sind Ansätze zur Entlastung
des Arbeitsmarktes, der eine immer größer werdende Nach-
frage nach Green Jobs aufweist.
Diese Entwicklung, der grüne Wandel, macht auch eines
deutlich: Wir müssen uns von den teilweise antiquierten Vor-
stellungen unserer Jobs verabschieden. Längst leisten Archi-
tekten bei der Planung von Passivhäusern, HTL-Absolventen
bei der Konzeption alternativer Antriebe oder Lehrlinge im
Solar- und Windkraftbereich als Elektrotechniker oder Ma-
schinenschlosser einen Beitrag zum Umweltschutz. Um-
weltgüter, -technologien und -dienstleistungen müssen aber
ebenso vertrieben, verkauft und kommuniziert werden, denn
selbst die Umweltwirtschaft unterliegt einer Marktlogik. Der
wesentliche Unterschied dazu und die Zukunft unseres Wirt-
schaftens sind: Nachgefragt werden letztlich nicht Umwelt-
produkte und -services, sondern saubere Luft, klare Gewäs-
ser, fruchtbare Böden und die Erhaltung einer lebenswerten
Umwelt für nachkommende Generationen. Ein Ökoschmäh?
Nein: Das Prinzip Verantwortung.
mAG. FloRiAN BeeR*
fOtOs: schUh (1)
kOntr
Seite 32
Wirtschaft & UmWelt 3/2012
entlasten greenJOBs den
G
prO
eine arbeitsWeLt Der ZUkUnFt ist oHne beZUG ZUr UMWeLt
UnD Den enDLiCHen ressoUrCen niCHt Denkbar.
Masterplan Green Jobs
Bis 2020 sollen rund 100.000 neue Green Jobs
entstehen – in der Herstellung von Produkten,
Technologien und Dienstleistungen, die
Umweltschäden vermeiden und natürliche Res-
sourcen erhalten.
in WaHrHeit entsCHeiDet Man siCH
niCHt FÜr oDer GeGen Green Jobs.