Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  8 / 32 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 8 / 32 Next Page
Page Background

8

AK FÜR SIE 03/2017

Rechte im Beruf

Und dann gab

es nur 500 Euro

Gerüstbauer Günther Wurm musste um seinen

hart verdienten Lohn kämpfen. Die AK konnte für

ihn rund 4.000 Euro Nachzahlung einklagen.

I

ch weiß, dass viele Kollegen am

Bau um ihr Geld kämpfen müssen“,

sagt der Gerüstbauer Günther

Wurm. Er selbst aber hatte bisher

immer sein Geld bekommen. So traf

es ihn völlig unerwartet, als ihm sein

letzter Chef verkündete, dass er statt der

vereinbarten 4.500 Euro brutto nur 500

Euro für seine wochenlange

Arbeit auf einer Baustelle in

einem Wiener Gemeinde-

bau zahlen konnte.

Der Chef hatte den Auf-

trag als Subunternehmen

von einer großen Gerüst-

bau-Firma

übernommen.

Das ist gerade auf größeren

Baustellen oft die Regel. Je

mehr Subunternehmen an

einem Auftrag arbeiten, umso schwieriger

wird es am Ende, nicht gezahlte Löhne ein-

zuklagen. Wurm und zwei seiner Kollegen

wollten sich das nicht bieten lassen. Sie

baten die AK um Hilfe.

„Dabei drängte die Zeit“, sagt AK Ar-

beitsrechtsberaterin Andrea Ebner-Pfeifer.

Wohnung, Essen, Heizung, Versicherun-

gen: Die Fixkosten laufen weiter, auch

wenn kein Geld reinkommt. Günther Wurm

musste auf die Hilfe seiner Familie zurück-

greifen, damit er seine Mie-

te zahlen konnte.

Auftraggeber zahlte

Die AK klagte zunächst den

direkten Chef von Günther

Wurm und seinen Kollegen.

Als der nicht zahlte, klagte

die AK die „Meidlinger Ge-

rüstbau“. Sie hatte die Sub-

firma beauftragt. In so einem

Fall muss der öffentliche Auftraggeber, hier

die Stadt Wien, vorher zugestimmt haben.

Fehlt diese Zustimmung, muss die „Meidlin-

ger Gerüstbau“ für ihre zahlungsunfähige

Subfirma einstehen. In der Causa Wurm

war der Auftrag tatsächlich ohne Wissen

der Stadt Wien weitergegeben worden. So

bekamen Günther Wurm und seine Kolle-

gen zwei Monate später endlich ihr Geld.

Stadt Wien half mit Infos

Der Fall Wurm zeigt: Ob jemand vor Ge-

richt sein Recht bekommt, hängt oft davon

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit

D

er harte Preiskampf am Bau

setzt das Lohngefüge in

Österreich seit Jahren unter

Druck: Große, namhafte Bauunter-

nehmen geben Aufträge an billigst-

bietende Subunternehmen und die

wieder an noch billiger anbietende

Subunternehmen weiter. Am Ende

dieser Subunternehmerketten steht

oft ein Billiganbieter, der seine Ar-

beiter nach einiger Zeit nicht mehr

bezahlen kann.

Bessere Gesetze

Seit 1. Jänner 2017 gilt ein ver-

schärftes Lohn- und Sozialdumping-

AK Präsident Rudi Kaske fordert weitere Verbesserungen im

Kampf gegen Lohn- und Sozialdumping

„Ein juristischer

Hebel mehr. Das

hilft denen, die kein

Geld bekommen.

Und es schützt das

Lohngefüge für alle.“

Hans Trenner,

AK Bereichs-

leiter Rechtsberatung

Arbeits- und Sozialgericht Wien: mit neuer Rechtslage mehr

Klagsmöglichkeiten für die Beschäftigten