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AK Stadt · Seite 6

W

ien mit seinem dynamischen Umland

wird bis 2030 um 450.000 Menschen

wachsen. Bisher fand dieses Bevölkerungs-

wachstum vor allem am Stadtrand und in

den Wiener Umlandgemeinden statt. Prog-

nosen zeigen, dass auch hier mit einem wei-

teren Anstieg zu rechnen ist. Der dadurch

induzierte Verkehr und seine Bewältigung

sind die größten Herausforderungen in der

Ostregion. Denn nicht nur mehr Wege, son-

dern bisweilen auch größere Distanzen müs-

sen von einer stetig steigenden Anzahl von

Personen zurückgelegt werden: ob mit Auto,

Zug, S-Bahn, Bus, Fahrrad oder zu Fuß.

Vom Wohn- zum Arbeitsort, zum Einkaufen

oder in der Freizeit – oft queren diese Wege

auch die Bundesländergrenze.

Wie können diese mit dem Bevölkerungs-

wachstum verbundenen Aufgaben gemeis-

tert werden? Wie soll das wachsende Ver-

kehrs- und Fahrgastaufkommen bewältigt

werden? Das diskutierten internationale Ex-

pertInnen mit Stakeholdern der Stadtregion,

PendlervertreterInnen und AK ExpertInnen

auf der bereits dritten AK Stadttagung im

Rahmen von „Wien wächst.“

Suburbanes Chaos mit Autofixierung

Die Grundsätze einer nachhaltigen Stadt-

und Siedlungsentwicklung vor dem Hinter-

grund eines starken Wachstums beschrieb

einleitend der Stadtplaner und Verkehrsex-

perte Heiner Monheim. Innen- statt Außen-

entwicklung, Nachverdichtung vor Neuver-

siegelung, lieber kompakt als dispers. Seine

Prinzipien: Nutzungsmischung vor Mono­

strukturen, lieber kleinteilig als gigantisch, ÖV

(vor allem Schiene) statt Autobahn. Monheim

weiß die Entwicklungen auf der „grünen

Wiese“ deutlich zu kritisieren und spricht in

diesem Zusammenhang von „suburbanem

Chaos, amorphem Siedlungsbrei und tota-

ler Autofixierung“. Sichtbar seien stets die

gleichen Fehler in der Raumordnung oder

bei verkehrspolitischen Entscheidungen: das

alte Auto-Leitbild dominiert nach wie vor. Im

WIEN WÄCHST – VERKEHR

Die Ostregion zwischen

Konkurrenz und Kooperation

Wien und die Region gewinnen an Größe. Starkes Verkehrsaufkommen, nicht

nur auf dem Arbeitsweg, ist die Folge. Die Stadttagung „Wien wächst – Ver-

kehr“ zeigte Herausforderungen und potenzielle Auswege.

Von Judith Wittrich

Thema

DI

in

Judith Wittrich

ist Stadtplanerin und

Mitarbeiterin der

Abteilung Kommunal-

politik der AK Wien

Gegensatz dazu kommt der Umweltverbund

zu kurz. Der Fußverkehr als Mobilitätsbasis

wird vergessen und die (Stadt-)räumliche

Qualität ist oftmals in den Planungen kein

Thema.

Angesichts des Verkehrs und der Ver-

kehrsentwicklung in und um Wien werden

große Unterschiede deutlich: Einerseits gibt

es in Wien einen sinkenden Motorisierungs-

grad und einen hohen Anteil an Öffi-affinen

WienerInnen. Andererseits ist im Umland von

Wien die Fortbewegung hauptsächlich auto-

zentriert. WienerInnen legen ihre Wege zu gut

70 Prozent im Umweltverbund (Öffis, Rad, zu

Fuß) und zu knapp 30 Prozent mit dem Auto

zurück. Ein Blick auf den Stadtgrenzen über-

schreitenden Verkehr zeigt das genaue Ge-

genteil: knapp 70 Prozent kommen mit dem

Auto nach Wien, gut 30 Prozent mit dem ÖV.

Alltägliches Aus- und Einpendeln

Doch Wien ist nicht bloß eine Einpendelge-

meinde. Auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz

überschreiten 261.000 AKWienMitglieder die

Stadtgrenze, davon pendeln rund 194.000

nach Wien ein und rund 67.000 aus. Rund

à

Zusammengefasst

Wien wächst und damit auch das

Verkehrsaufkommen. Besonders

der motorisierte Individualver-

kehr, der die Stadtgrenze quert,

wird zunehmen. Der Öffentliche

Verkehr muss daher gestärkt

werden, besonders im Außen-

raum. Die zukünftigen

Verkehrskonzepte müssen stär-

ker über Ländergrenzen hinaus

wirken und besser koordiniert

sein. Auch der Bund sollte durch

eine Reform des Finanzaus-

gleichs diese Konzepte fördern.

Fotos:JakobFielhauer (2),ErwinSchuh (1),