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insbesondere Schwechat, Wiener Neudorf,

Vösendorf und St. Pölten.

Wie sehr der Stadtgrenzen überschreitende

Verkehr zunimmt, analysierte der Verkehrs-

planer Andreas Käfer (Traffix Verkehrspla-

nung). Im Zeitraum zwischen 1995 und 2010

hat sich der motorisierte Individualverkehr

(MIV) enorm gesteigert: waren es 1995 in der

morgendlichen Rushhour zwischen 6 und 9

Uhr noch 90.000 Personenfahrten, so stieg

die Zahl 2010 auf 104.400 – eine Zunahme

von ganzen 16 Prozent. Im gleichen Zeit-

raum erhöhten sich die Personenfahrten im

ÖV von 44.700 auf 48.750 (Kordonerhebung

Wien, PGO 2011) – ein Wachstum von 9,1

Prozent. Dabei sind 8 Prozent des Stadt-

grenzen überschreitenden Pendlerverkehrs

reiner Transitverkehr durch Wien. Sollten

à

88 Prozent davon kommen aus der Ostregion

nach Wien, die größte Gruppe aus Niederös-

terreich – diese Zahlen sind stark ansteigend.

Die einpendelnden NiederösterreicherInnen

sind beispielsweise vom Jahr 2000 bis 2014

um 20 Prozent auf 148.560 gestiegen. Aber

auch bei den AuspendlerInnen ist ein großer

Anstieg von 11 Prozent zu verzeichnen.

Explodierender MIV und volle Öffis

Wien gewinnt damit als Auspendel-Gemeinde

zunehmend an Bedeutung. Besonders die

Korridore Bruck an der Leitha, Mödling, St.

Pölten und Klosterneuburg stechen hier

hervor. In einzelnen Umlandgemeinden über-

wiegen bereits die EinpendlerInnen aus Wien

im Verhältnis zu den AuspendlerInnen nach

Wien. In größeren Dimensionen betrifft dies

Sind wir alle Autonarren? (Wien, NÖ und Burgenland im Vergleich)

AK Stadt · Seite 7

wien.arbeiterkammer.at/meinestadt

Quelle: Statistik Austria, www.anachb.at

Der Begriff Pendler gilt manchmal

als Schimpfwort, besonders in der

Stadt. Denn das sind jene unver-

antwortlichen Autonarren, die aus

Egomanie unser schönes Wien

verschmutzen. Mit an Sicherheit

grenzender Wahrscheinlichkeit

wohnen alle in der Hinterbrühl und

sind stinkreich. Sie kommen nach

Wien, nehmen uns die Arbeits-

plätze weg und der SUV wurde nur

für sie erfunden.

Das Bild geht davon aus, man

muss nur in die Nähe des Arbeits-

platzes ziehen, um das Verkehrs-

problem zu lösen. Bis es soweit

ist, kann man ja den komfortablen

Öffentlichen Verkehr benutzen und

alle sind glücklich. Leider schaut

die Realität anders aus – rein rech-

nerisch haben alle Österreicher

innerhalb von 2 Jahren ihren Job

gewechselt – zur Arbeit ziehen ist

da ein wenig aufwendig. Abge-

sehen davon ist die Auswahl am

Wiener Wohnungsmarkt so „über-

bordend“, dassman jedemPendler

danken muss, der draußen wohnt.

Das doppelt so lange Stehen in

den Pendlerzügen inklusive inten-

sivem Körperkontakt mit Wildfrem-

den zur Stoßzeit verliert dann doch

gegen das halb so lange Sitzen

im eigenen PKW. Der Pendler, der

(Auto) Narr ist nicht blöd! Wären die

Züge so angenehm wie in der Wer-

bung und gäb’s in der Fläche einen

attraktiven Öffentlichen Verkehr als

Bahnzubringer, würden viel mehr

dieÖffis benutzen. Dazu braucht es

neben massiven Investitionen auch

eine intensive und verbindliche

Zusammenarbeit über Bundeslän-

dergrenzen hinweg. Vielleicht muss

da ein neuer Finanzausgleich noch

etwas motivierend wirken.

Thomas Ritt, Leiter Abteilung

Kommunalpolitik der AK Wien

Kommentar

DER PENDLER,

DER NARR

Rund 64%der PendlerInnen, die für ihren Arbeitsweg die Bahn nutzen könnten, leben im Um-

kreis von drei Kilometern eines Bahnhofs. Dieser Weg zum Bahnhof ist für viele das Problem

In Wien kommen 2,6 Menschen auf ein Auto, in Niederösterreich und im Burgenland sind es 1,6 Menschen.

Leben in den benachbarten Bundesländern vor allem PS-Freaks? Der etwa 60 Kilometer lange Weg von

Katzelsdorf nach Wien 4. Bezirk ist mit dem Auto um 45 Minuten kürzer. An einem Arbeitstag mit Hin- und

Rückfahrt sind das eineinhalb Stunden mehr Lebenszeit. Besser ausgebaute Öffentliche Verkehrsmittel

würden den Menschen aus dem Wiener Umland das Umsteigen erleichtern

n

KFZ per 1.000 EinwohnerInnen

n

EinwohnerInnen pro PKW

Wien

Niederösterreich

Burgenland

2,6

1,6

1,6

470

885

925