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AK FÜR SIE 02/2015
Wo das Geld der
Reichen lagert
130 Mrd. : Diesen unvorstellbaren Betrag ver-
lieren die Staaten, weil Superreiche und Unter-
nehmen ihr Geld verstecken statt zu versteuern.
D
ie Bilder kennen wir alle bestens
– luxuriöse Yachten, prächtige
Villen, schnelle Autos und teurer
Schmuck. Das Leben des so
genannten Jetset bekommt „Ot-
to Normalverbraucher“ via TV-Bildschirm
ins Haus geliefert. Was dage-
gen meist im Verborgenen
bleibt, ist das wahre (Geld-)
Vermögen der Superreichen.
Denn dieses liegt in vielen Fäl-
len gut gebunkert und behütet
in einer der zahlreichen Steu-
eroasen, die rund um den
Globus verteilt sind und sich großer Be-
liebtheit erfreuen.
Denn auch die 2008 mit dem Zusam-
menbruch der amerikanischen Investment-
bank Lehman Brothers begonnene Finanz-
und Wirtschaftskrise hat den Steueroasen
nichts anhaben können – im Gegenteil:
Nach wie vor wird Geld munter hin- und
hergeschoben und – um das nicht zu ver-
gessen – am Finanzamt vorbei. Lange Zeit
war aber nicht bekannt, um wie viel Geld es
sich tatsächlich handelt, das auf den Cay-
man Islands und Co. gehortet wird. Doch
damit ist nun Schluss. Denn der französi-
sche
Wirtschaftswissen-
schafter Gabriel Zucman hat
sich die Mühe gemacht,
nachgerechnet und seine Er-
gebnisse in einem Buch mit
dem Titel „Steueroasen. Wo
der Wohlstand der Nationen
versteckt wird“ publiziert.
14,5 Millionen Häuser
Zucman geht davon aus, dass das weltwei-
te private Finanzvermögen (das sind Bank-
guthaben, Spareinlagen, Aktien und Anlei-
hen, Anteile an Investmentfonds und
Versicherungsverträge von Privatpersonen
abzüglich der Schulden) 73.000 Milliarden
Euro beträgt. Davon lagern acht Prozent in
den diversen Steueroasen, in Summe also
5.800 Milliarden Euro. Um diese Summe
dingfest zu machen: Zieht man für den Bau
eines Einfamilienhauses rund 400.000 Euro
heran, könnte man mit diesem Geld 14,5
Millionen Einfamilienhäuser bauen. Dabei
handelt es sich in diesem Fall noch um eine
Minimalschätzung, da der Wirtschaftsexper-
te etwa Bargeld, das in den Bankschließfä-
chern liegt, gar nicht berücksichtigt.
Enorme Steuerausfälle
Diese enormen und schwer vorstellbaren
Reichtümer der Superreichen bewirken
aber eines, das alle Menschen trifft: Den
Staaten rund um den Erdball entstehen
unerträglich hohe Steuerverluste. Denn
laut Zucman werden satte 80 Prozent des
Vermögens in den so genannten Offshore-
Zentren nicht versteuert. Weltweit kostet
Foto: picturedesk.com / Robert Harding / Jean-Pierre De Mann
Steuern
Steueroasen erfreuen sich trotz oder auch
gerade wegen der Finanzkrise enormer
Beliebtheit
„Wir brauchen
dringend einen
Aktionsplan gegen
die Steuerflucht.“
AK Präsident Rudi Kaske
Davon steuerlich deklariert
1.100 Mrd.
(20%)
Davon steuerlich
nicht deklariert
4.700 Mrd
.
(80%)
Jährlich aufgrund des
Bankgeheimnisses entgangene
Steuereinnahmen insgesamt:
130 Mrd.
Anteil hinterzogener
Vermögenssteuern:
5 Mrd.
Weltweit in Steuerparadiesen verwaltetes Finanzvermögen
5.800 Mrd.
(100%)
Quelle: Gabriel Zucman: Wo der Wohlstand der Nationen versteckt wird
Die weltweiten Kosten des „Geldversteckens“
Die durch das Bankgeheimnis ermöglichte Steuerhinterziehung kostete 2013 die Staaten
weltweit 130 Milliarden Euro.
Anteil hinterzogener Erbschaftssteuern:
45 Mrd.
Anteil hinterzogener Einkommenssteuern
(aus Zinsen und Dividenden):
80 Mrd.
1,2,3 5,6,7,8,9,10,11,12,13,14,...32