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AK FÜR SIE 02/2015
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die Steuerhinterziehung der Reichen und
Mächtigen die Länder also 130 Milliarden
Euro im Jahr (siehe auch Grafik). Und um
bei unserem Beispiel zu bleiben: Umge-
legt auf ein 400.000 Euro teures Einfamili-
enhaus könnten wiederum um dieses
Geld 325.000 Häuser gebaut werden –
oder Schulen, Kindergärten, soziale
Wohnbauten etc. Nicht zu vergessen, wie
viele Budgetlöcher mithilfe dieser Summe
ganz rasch gestopft werden könnten.
„Diese Summen sind unglaublich“, sagt
AK Präsident Rudi Kaske. „Wir brauchen
dringend einen Aktionsplan gegen die Steu-
erflucht, denn die ArbeitnehmerInnen sowie
auch die Klein- und Mittelbetriebe zahlen ihre
Steuern brav im eigenen Land und leisten so
einen wichtigen Beitrag zum Sozialstaat. Da-
gegen transferieren Superreiche und trans-
nationale Unternehmen ihr Geld in Steuer-
oasen undminimieren so ihre Steuerleistung.
Wo bleibt da die Fairness?“
Tatsächlich ist auch die „Steueroptimie-
rung“ multinationaler Konzerne etwa durch
Gewinnverlagerungen besonders schwer-
wiegend. Würde derartigen Methoden ein
Riegel vorgeschoben, könnten nach Schät-
zungen von Gabriel Zucman die Einnahmen
aus der Körperschaftsteuer um 30 Prozent
gesteigert werden. „Diese maßgeschneider-
ten Lösungen für große Konzerne müssen
endlich ein Ende haben. Denn so entgehen
den Staaten wichtige Steuereinnahmen, die
dringend zur Belebung der derzeit ohnehin
schwachen Konjunktur benötigt werden“,
fordert der AK Präsident.
M.L-F.
Wie setzt sich die AK in der
Causa Steueroasen ein?
AK PRÄSIDENT RUDI KASKE:
Wir kämpfen für mehr
Steuergerechtigkeit. So
unterstützen wir jetzt
die EU im Kampf ge-
gen Steuerdumping
und schließen uns
den Beihilfe-
verfahren gegen die globalen Konzerne Amazon
und Starbucks an. Mit solchen Steuerdeals muss
endlich Schluss sein.
Wie geht es mit der Steuerreform in
Österreich voran?
Jetzt sind die politischen Verhandler am Zug. Wir
haben gemeinsam mit dem ÖGB ein faires Mo-
dell erarbeitet, das die ArbeitnehmerInnen in die-
sem Land entlastet. Denn diese sind über Gebühr
belastet. Arbeit ist in Österreich hoch besteuert.
Dazu kommen die steigenden Preise für Lebens-
mittel und Wohnen. Den Menschen muss endlich
wieder mehr netto im Börsel übrig bleiben.
Wie soll die Entlastung finanziert werden?
Zu einem guten Teil wird sich die Reform
durch einen erhöhten Konsum selbst finanzie-
ren. Einen Teil soll aber der Kampf gegen den
Steuerbetrug – ich sage nur Stichwort Regis-
trierkassen – bringen. Und nicht zu vergessen:
Die wirklich Reichen in diesem Land müssen in
Form von vermögensbezogenen Steuern ihren
Beitrag leisten, damit wir zu einer gerechteren
Verteilung des Steuerkuchens kommen.
Mehr Gerechtigkeit bei Steuern
Ökonom Gabriel Zucman hat erstmals Zahlen
zu Vermögen in Steueroasen geliefert
Foto: Antoine Doyen
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