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AK FÜR SIE 02/2015
Wo Doris Pfingstner zusätzliches Geld
einsetzen würde? „Mehr PsychologInnen
und auch SozialarbeiterInnen, die direkt in
den Familien arbeiten. Kleinere Gruppen
wären auch gut für den Lernerfolg.“ Außer-
dem sei die wichtige Beratungslehrerin
nur an drei Tagen die Woche da – die Di-
rektorin hätte sie gern die ganze Woche in
der Schule. „Und“, so Pfingstner, „niemand
will als soziale Brennpunktschule bezeich-
net werden. Solche Etiket-
ten helfen nicht.“
Bessere Bedingungen
Gabriele Schmid, Leiterin
der AK Wien-Abteilung Bil-
dungspolitik, fordert eine so-
ziale Schulfinanzierung als
„einen wichtigen Schritt, damit der Schul-
erfolg der Kinder nicht vom Bildungsab-
schluss und dem Geld der Eltern abhängt.“
Zusätzliche Ressourcen würden nachge-
wiesen zu „besseren Lernbedingungen füh-
ren: Die Schule muss helfen, gerade dort,
wo die Eltern kein Geld für Nachhilfe ha-
ben.“ Das Bildungsministerium befürwortet
die soziale Schulfinanzierung. Bildungs-
ministerin Gabriele Heinisch-Hosek hat an-
gekündigt, diese an Pilotschulen zu testen.
Für mehr Chancengleichheit sind aber
auch mehr Ganztagsschulen und eine ge-
meinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen
notwendig. Das sieht auch Michel Fleck,
Direktor des Bundesrealgymnasiums An-
ton-Krieger-Gasse, so.
„Durchmischung ist wichtig“
Die Anton-Krieger-Gasse ist einer der ers-
ten Gesamtschulversuche und war lange
das einzige Gymnasium mit diesem Mo-
dell. „Darauf sind wir sehr stolz“, sagt der
Direktor. Die Schule sei bemüht, auch
„nicht klassische AHS-Kin-
der“ aufzunehmen. „Die so-
ziale Durchmischung ist
wichtig. Die Schülerinnen
und Schüler lernen vonein-
ander“, so Fleck: „Alle profi-
tieren von der gemeinsamen
Schule. Das geteilte Schul-
system dagegen produziert automatisch
Bildungsverlierer.“
Der Direktor spricht sich für eine soziale
Schulfinanzierung aus. Der Schule fehle es
vor allem an Geld für räumliche Veränderun-
gen: „Offene Lernräume wären toll. Uns
fehlt der Platz, jeder Cent wäre hilfreich“, so
Michel Fleck. Auch Schülerin Maya Kindler
(15) wäre froh über Lernräume: „Wir lernen
oft in der Aula und da ist es zu laut.“ Die
Schülerinnen Vanessa Kogelbauer (15)
und Anja Doppler (15) wünschen sich neue
Tische: „Die alten sind schon sehr zerkratzt.“
JELENA GUCANIN
„Uns fehlt der Platz“: Direktor Michel Fleck im Gymnasium Anton-Krieger-Gasse braucht
„offene Lernräume“. Im Bild mit den Schülerinnen Sarah, Vanessa, Maya, Anja (von links)
„Die soziale Durch-
mischung ist wichtig.
Die SchülerInnen
lernen voneinander.“
Michel Fleck,
Schuldirektor
Eine gute Schule für ihr Kind:
Das
suchen alle Eltern. Aber was ist eine gute
Schule? Ist die Schule gut, in der fast nur
Kinder sind, denen die Eltern selbst beim
Lernen helfen können, deren Eltern im Fall
der Fälle auch für teure Nachhilfe zahlen
können? Oder ist die Schule gut, in der die
Kinder je nach ihren Voraussetzungen
gefördert werden, wo es zur Verantwortung
der Schule gehört, dass kein Kind zurück-
bleibt und dass Kinder, die sich beim Lernen
leicht tun, entsprechend ihren Talenten weiter
gefördert werden?
Eine Schule ist dann gut,
wenn alle
Kinder mitkommen können. Das ist meine
Überzeugung. Deshalb setze ich mich für eine
soziale Schulfinanzierung ein. Unsere Schulen
brauchen mehr Geld für Kinder, denen die
Eltern nicht beim Lernen helfen geschweige
denn teure Nachhilfe zahlen können. Damit
haben alle bessere Chancen. Denn wenn eine
bestimmte Schule mehr Geld bekommt, dann
kann sie allen SchülerInnen mehr bieten, den
besseren wie den schwächeren.
Nehmen wir uns ein Beispiel an
anderen Ländern.
Wenn in den Niederlan-
den eine soziale Schulfinanzierung möglich
ist, warum nicht auch bei uns? Immerhin
haben wir in Österreich ein Problem: In nur
wenigen anderen Ländern hängt der
Schulerfolg der Kinder so stark davon ab, aus
welchem Elternhaus sie kommen, wie bei
uns. Wobei ich überdies meine: Am besten
können unsere Kinder in einer Ganztagsschule
gefördert werden, in der Unterricht, Üben,
Freizeit und Sport über den ganzen Tag
verteilt sind. Auch dafür setze ich mich ein.
Die Schule muss
mehr helfen
AK Präsident Rudi Kaske
Warum eine
soziale Schulfinanzierung dabei hilft, dass
alle besser lernen können.
Foto: Erwin Schuh
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