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AK FÜR SIE 03/2018
Arbeitszeit
Wir hackeln
schon genug
Generell zwölf Stunden am Tag und 60
Stunden in der Woche arbeiten? Und das
womöglich ohne Überstundenzuschläge?
Die ArbeitnehmerInnen sind dagegen.
W
enn ein Aufzug nicht
mehr läuft, eilt Ronald
Stidl zu Hilfe. „Ich ver-
bringe an manchen Ta-
gen bis zu zwölf Stun-
den im Schacht“, sagt
der Aufzugtechniker
bei ThyssenKrupp. Eine Woche pro Monat
hat er Bereitschaftsdienst. Betriebsrat Os-
wald Rosenits: „Während der Bereitschaft
sind unsere Kollegen zwölf
Stunden auf Abruf.“
Eine Woche mit 12-Stun-
den-Diensten, das geht nicht
spurlos an den Technikern
vorbei. „Nach ein paar Zwölf-
Stunden-Tagen ist man so
ausgelaugt, dass man mit der
Familie nichts mehr unterneh-
men kann“, sagt Ronald Stidl.
Kollegen Alexander Hauser
geht es genauso. Warum er sich das trotz-
dem antut? „Die Überstunden werden
ausgezahlt. Das ist der Anreiz.“
Nicht ohne Zuschlag
Geht es nach der Wirtschaft, könnten
12-Stunden-Dienste und 60-Stunden-Wo-
chen von der Ausnahme für einzelne Be-
rufsgruppen zur Regel für alle werden. Wo-
möglich lautet die Regel auch: Zuschläge
für geleistete Überstunden gibt es erst
dann, wenn sich ein Zeitausgleich im Ver-
hältnis eins zu eins nicht innerhalb von zwei
Jahren ausgeht. Das fordert die Industriel-
lenvereinigung.
Höchste Leistung
Für Betriebsrat Oswald Rosenits ist die
Forderung der Industriellen
ein absolutes No-Go: „Über-
stunden sind nur dann für
mich und meine Kollegen ein
Thema, wenn sie auch ge-
sondert vergütet werden. Sie
sind auch nur in einem be-
grenzten Maß zumutbar.“
Auch das Sozialleben der
Kollegen würde leiden. Auf-
zugtechniker Alexander Hau-
ser: „Als Familienvater hätte ich keine Zeit
mehr für Familie und Freunde. Ich lebe
aber nicht, um zu arbeiten, sondern arbei-
te, um zu leben. Das würde sich durch die
neuen Pläne genau umdrehen.“
Warum die Wirtschaft so vehement auf
längere Arbeitszeiten pocht, ist sowieso
schwer verständlich. Schließlich ist Öster-
„Nach Zwölf-Stun-
den-Tagen ist man
so ausgelaugt,
dass man nichts
mehr unterneh-
men kann.“
Ronald Stidl,
Aufzugtechni-
ker bei ThyssenKrupp