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Noch Fragen?

wien.arbeiterkammer.at

AK FÜR SIE 03/2018

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D

ie Entwicklung der Arbeitsmarkt-

zahlen ist erfreulich: Die Zahl der

Arbeitslosen sinkt, die Zahl der

Beschäftigten steigt. Doch Jubel

ist noch nicht angebracht: Die Arbeitslo-

sigkeit ist immer noch auf hohem Niveau,

vor der Wirtschaftskrise 2008/2009 such-

ten viel weniger Menschen eine neue

Stelle als jetzt. Für die AK ist klar: Es gibt

keinen Grund, beim Kampf gegen die Ar-

beitslosigkeit nachzulassen.

Die Regierung sieht das anders: Mit

Jahresbeginn wurde die Aktion 20.000,

die älteren Langzeitarbeitslosen neue

Hoffnung gegeben hat, gestrichen. Auch

beim Budget für das Arbeitsmarktservice

droht ein Sparkurs.

Mehr statt weniger Mittel

„Der Finanzminister spitzt den Rotstift. Bei

der Arbeitsmarktförderung sollen offen-

sichtlich 600 Millionen Euro eingespart

werden, eine Kürzung um 30 Prozent ge-

genüber dem Vorjahr ist geradezu ein

Kahlschlag“, warnt AK Präsident Rudi

Kaske.

Die aktuellen Arbeitsmarktdaten zei-

gen aber einmal mehr, wie wichtig es ist,

gering Qualifizierten eine Facharbeitsaus-

bildung zu ermöglichen. Sparmaßnahmen

in diesem Bereich sind garantiert der fal-

sche Weg. Dass möglicherweise auch

bei der Berufsausbildung für Jugendliche,

die keine Lehrstelle in einem Betrieb ge-

funden haben, gespart werden soll, ist für

Bei Arbeitslosen zu

sparen, ist verkehrt

Die Regierung hat vor, das Budget des Arbeits-

marktservice zu kürzen.

den AK Präsidenten nicht akzeptabel.

„Wer bei der Ausbildung der Jugend

spart, der riskiert die Zukunft dieser Men-

schen, aber auch den wirtschaftlichen

Erfolg Österreichs.“ Das gelte auch für

das Ende der Deutschkurse und Kompe-

tenzchecks für anerkannte Flüchtlinge im

Arbeitsmarktservice.

Budget der vergebenen Chancen

Dass beim Arbeitsmarktservice und bei

den Arbeitslosen gespart wird, bedeutet,

dass viele Chancen vergeben werden.

„Die Budgetlage ist sehr gut, daher sollten

jetzt die richtigen Strukturreformen gesetzt

werden“, sagt Markus Marterbauer, Leiter

der Abteilung Wirtschaftswissenschaften

in der AK Wien. „Jetzt wäre ein guter Zeit-

punkt nachzuhelfen, dass Arbeitslose eine

Stelle, prekär Beschäftigte eine bessere

Arbeit finden“, sagt Marterbauer.

In anderen Bereichen wäre es aus

Sicht der AK ebenso kontraproduktiv,

wenn der Finanzminister spart. Bei Bildung,

sozialer Infrastruktur und Pflege sollte

ebenfalls nicht gespart werden. „Investitio-

nen in den Sozialstaat sind Zukunftsinvesti-

tionen“, sagt Christa Schlager, Leiterin der

Abteilung Wirtschaftspolitik in der Arbeiter-

kammer. Denn ein starker Sozialstaat wirkt

sich auch positiv auf den Standort aus, wie

eine neue Wifo-Studie zeigt (siehe Kasten).

n

M.K.

Weniger Mittel für das AMS bedeuten

weniger Kurse, weniger Förderungen und

letztlich viel weniger Chancen für die

Betroffenen

Foto: picturedesk.com / Kaiser / Caro

Sozialstaat und Standortqualität

Eine neue Wifo-Studie untersuchte die Bedeutung des Sozialstaats.

n

Ein ausgebauter Sozialstaat bringt’s.

Das ist das Ergebnis aus einer neuen Wifo-Studie.

Sie zeigt, dass ein starker Sozialstaat nicht nur die Wirtschaft krisenfester macht, sondern auch

dazu beiträgt, dass Österreich als Standort für die Wirtschaft attraktiv ist. „Die Sozialausgaben in

Österreich stärken die gesamtwirtschaftliche Nachfrage, die auch während der jüngsten konjunktu-

rellen Schwankungen stabil geblieben ist“, heißt es in der Studie.

n

Österreich liegt oft im Spitzenfeld,

wenn man es mit anderen europäischen Ländern

vergleicht. Mitverantwortlich dafür sind auch laut Wifo hohe Sozialstandards mit effektiver und

effizienter Mittelverwendung sowie kaufkraftstärkende Umverteilungsmaßnahmen der öffentli-

chen Hand. Die Studie zeigt zudem, dass Investitionen in die soziale Infrastruktur die Standort-

qualität Österreichs verbessern können.