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AK FÜR SIE 03/2018

„Respekt vor Ihren Leistungen“

AK Präsident Rudi Kaske

hält gar nichts von einem generellen 12-Stunden-Tag und

der 60-Stunden-Woche: „Ich habe Respekt vor Ihren Leistungen“, sagt er zu den

ArbeitnehmerInnen.

„Wir werden massiv gegen generelle Arbeitszeitverlängerung

auftreten“,

sagt Kaske. Denn: „Derartige Arbeitszeiten sind familien-

feindlich, sind gesundheitsschädlich und passen nicht ins Zeitalter der

Digitalisierung, wo wir dringend eine Arbeitszeitverkürzung statt einer

Ausweitung benötigen.“

Es geht auch um den Verdienst der ArbeitnehmerInnen.

Bei

Umsetzung der Wirtschafts-Forderungen zur Arbeitszeit stehen für die

ArbeitnehmerInnen auch Überstunden-Zuschläge von bis zu 1,5

Milliarden Euro auf dem Spiel. Pro Jahr.

Heimgehen, wenn es noch hell ist:

Jacqueline Strasser

und Anke Eidenberger

(v. l.) haben ab Oktober die

30-Stunden-Woche bei vollem Lohn

reich eines der Länder mit der höchsten

Wirtschaftsleistung pro Arbeitsstunde in

der EU. Vergleichsweise niedrig sind die

so genannten Lohnstückkosten. Das sind

die Arbeitskosten pro hergestellter Einheit.

Sie liegen im EU-Vergleich im

Mittelfeld. Und in Österreich

wird jetzt schon viel gearbei-

tet. Die durchschnittliche Ar-

beitszeit beträgt bei Vollzeit

41,4 Stunden pro Woche.

Das ist Platz drei in der EU.

„Oft am Limit“

Auch im Handel sorgt die Forderung nach

längerer Arbeitszeit für Unverständnis.

Zum Beispiel bei Elisabeth Kerndl, Buch-

händlerin am Westbahnhof: „Das ist nichts

anderes als Lohnraub“, sagt sie zur Idee,

Überstunden unter Umständen nur eins zu

eins auszugleichen. In ihrem Beruf würden

nicht nur die Beschäftigten die längeren

Arbeitszeiten spüren, sondern vor allem

die Kunden: „Müssten wir länger arbeiten

als jetzt, wäre es schwer, die Qualität zu

gewährleisten.“

Eine Branche, in der der-

zeit häufig über die Normalar-

beitszeit hinaus gearbeitet

wird, ist die IT-Branche. Stefa-

nie Wessely ist Global-Ser-

vice-Architektin bei der Firma

Atos. Sie ist auf das Thema

12-Stunden-Tag nicht gut zu

sprechen: „Wir arbeiten oft

am Limit. Und nach einem Zehn-Stunden-

Tag braucht man Ruhe.“ Kollege Robert

Holzschuh: Eine Anhebung der Arbeitszeit

auf zwölf Stunden wäre für ihn „ein Mehr an

Ausbeutung“.

So sehen das auch KollegInnen, die in

der Lebensmittelbranche arbeiten. Beim

Es geht auch

mit 30 Stunden

in der Woche

In der Online-Marketing-Firma

eMagnetix wird bald zehn Stunden

weniger gearbeitet – bei vollem

Lohnausgleich für die Beschäftigten.

V

iele waren überrascht, als die Online-

Marketing-Firma eMagnetix Ende Februar

ankündigte: Ab Oktober gilt hier die

30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich.

Der Entschluss folgt aber nüchterner marktwirt-

schaftlicher Logik. Klaus Hochreiter, Geschäfts-

führer der Firma in Bad Leonfelden im Mühlvier-

tel (Oberösterreich) knapp an der tschechischen

Grenze: „Gehts den Mitarbeitern gut, gehts den

Kunden gut, gehts dem Unternehmen gut.“

Technik machts möglich

Der Ursprung dieses Arbeitszeitmodells geht auf

eine negative Erfahrung aus dem Jahr 2016

zurück. „Damals waren wir auf Mitarbeitersuche,

und da wir auch etwas abgelegen von Linz

beheimatet sind, haben sich nicht gerade viele

qualifizierte Bewerber gemeldet“, sagt Hochreiter.

Er analysierte die Situation mit dem zweiten

Geschäftsführer Thomas Fleischanderl: „Wir

„Zwölf Stunden

ohne Zuschläge

arbeiten? Das ist

nichts anderes als

Lohnraub.“

Elisabeth Kerndl,

Buchhändlerin