

Kriegen wir noch ein
Hintergrund
Schluss mit den Kürzungsfantasien bei der Pen-
sion: Wir zeigen, dass die Pensionsperspektiven
besser sind, als behauptet.
K
ennen Sie den Film, in dem
jeder Tag so anfängt wie der
vorige? So geht es den Ar-
beitnehmerInnen, wenn in
Österreich von den Pensio-
nen die Rede ist. Das Pensi-
onsrecht wird geändert – drei Monate spä-
ter verlangt jemand Kürzungen. Das
Pensionsrecht wird geändert – ein Jahr spä-
ter heißt es, das alles ist nicht finanzierbar.
Zuletzt lud die Wirtschaftskammer zur
Pressekonferenz mit dem deutschen Pen-
sionsexperten Bert Rürup. Um die Pensio-
nen bezahlen zu können, sagte er, müsse
Österreich entweder die Pensionen kür-
zen, die Beiträge erhöhen, die staatlichen
Zuschüsse vergrößern oder das Pensi-
onsantrittsalter nach oben setzen. Und
Wirtschaftskammerpräsident Christoph
Leitl meinte: Unser Pensionssystem sei
teuer, schade Frauen am Arbeitsmarkt und
benachteilige Jüngere.
Stimmt das? AK Präsident Rudi Kaske:
„Hier wird so getan, als wäre unser Pensi-
onssystem nicht schon längst unfassend
reformiert. Dabei wurde etwa berücksich-
tigt, dass die Lebenserwartung steigt. Wir
brauchen mehr Arbeitsplätze und bessere
Jobchancen für ältere Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer. Für weitere Verschlech-
terungen im Pensionsrecht gibt es keinen
Grund.“ Hier einige gute Argumente.
1
System funktioniert
Es ist grundvernünftig, wie in Öster-
reich die Pensionen finanziert werden.
Wer beschäftigt ist, zahlt je nach Verdienst
Versicherungsbeiträge, ebenso die Firma,
für den sie oder er arbeitet. Die Pensions-
zahlungen werden zum Großteil aus den
laufenden Beitragseinnahmen finanziert,
ergänzend aus Steuereinnahmen. Das ist
um einiges sicherer als ein kapitalgedeck-
tes System, das vom Finanzmarkt abhängt.
Der Bund hat eine Ausfallshaftung. Er
ersetzt der Pensionsversicherung aus
Steuereinnahmen, was nicht aus Beiträ-
gen hereinkommt. Zu den Pensionen der
ArbeitnehmerInnen zahlt er ein Sechstel
dazu, bei den Selbstständigen und Bau-
ern mehr als die Hälfte.
Wer die Pensionen kürzen will, sagt
oft, dass Österreich mit insgesamt 14 Pro-
zent der Wirtschaftsleistung die viert-
höchsten Pensionskosten in der EU hat
(Pensionsversicherungen und Bund zu-
sammen). Übergangen wird dabei, dass in
vielen anderen Ländern viel mehr für Pri-
vat- und Betriebspensionen gezahlt wer-
den muss als bei uns. In Dänemark wer-
den zum Beispiel für das öffentliche
Pensionssystem etwa zehn Prozent der
Wirtschaftsleistung ausgegeben. Aber da-
zu kommen noch 4,6 Prozent der Wirt-
schaftsleistung für Betriebs- und Privat-
pensionen.
2
Auch für Junge
Die Jungen kriegen noch eine Pensi-
on. Das ist sicher. Aber weil ständig je-
mand sagt, die Pensionskosten würden
explodieren, machen sich viele Sorgen.
Dafür gibt es keinen Grund. Das zeigen
allein schon die Vorausschätzungen für
Fotos: Christian Fischer
4
AK FÜR SIE 10/2015
Mehr Ältere,
aber fast
gleiche Kosten
Die öffentlichen Ausgaben
für die Pensionen in
Österreich werden fast nicht
steigen – obwohl immer
mehr Menschen über
65 Jahre alt sein werden.
Das zeigt der Ageing Report
2015 der EU-Kommission.
*) inklusive Beamtenpensionen
2014 2019 2024 2029 2034 2039 2044 2049 2054 2059
10
15
20
25
■
öffentlicher Pensionsaufwand*
in Prozent der Wirtschaftsleistung
■
über 65-Jährige in
Prozent der Gesamtbevölkerung