

AK FÜR SIE 10/2015
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W
arum hat niemand das
Entstehen der Banken-
krise bemerkt?“, fragte
die englische Königin Elisabeth
im November 2008 die Wirt-
schaftswissenschaftlerInnen der
angesehenen London School of
Economics und traf damit einen
wunden Punkt. Die Ökonomie hat
über Jahrzehnte das Märchen
vom Finanzmarkt erzählt, der
stabil ist und Wohlstand schafft,
sofern der Staat nicht eingreift.
Eine ähnliche Frage ist an die neo-
liberalen Wirtschaftswissenschaft-
lerInnen zu richten, die unisono er-
klärt hatten, dass die Kürzung von
Staatsausgaben zwar die Staats-
schulden reduziert, aber keine ne-
gativen Wirkungen auf Wirtschaft
und Beschäftigung hätte.
Fehleinschätzung
Beide Antworten waren völlig
falsch: Die spekulative Blase auf
den Finanzmärkten platzte 2008
und riss die Wirtschaft in eine
tiefe Krise, die ab 2011 durch die
Folgen der falschen Sparpolitik
verschärft wurde. Um sieben Milli-
onen ist die Zahl der Arbeitslosen
in der EU deshalb gestiegen, sie
sind die Opfer der fatalen Fehlein-
schätzung von Wissenschaft und
europäischer Politik.
Universitäten reagieren
Nun beginnen die Universitäten zu
reagieren. Studierende hinterfragen
die Lehrmeinungen, sie verlangen
mehr Vielfalt und eine Wirtschafts-
wissenschaft, die sich mit den
Problemen und Bedürfnissen der
Menschen beschäftigt. An der
Wirtschaftsuniversität Wien wurde
jüngst ein Forschungsinstitut für
Ungleichheit gegründet.
Die AK unterstützt sol-
che Initiativen.
W
ien wächst, und die
Stadtpolitik der nächs-
ten Jahre stellt dafür
die Weichen. Wer bei der
Wien-Wahl sein Wahlrecht
nutzt und wählen geht, kann
seine Chance nutzen, hierbei
mitzureden. Das meint auch
der Angestellte Alexander
Koppensteiner: „Gerade in ei-
ner Großstadt wie Wien kann
ich durch meine Wahl die Poli-
tik beeinflussen. Das fängt
beim Verkehr an, geht über die
Umwelt und über viele Regeln
des Zusammenlebens.“
Auch die Studentin und
Bank-Mitarbeiterin Katharina
Schabhütl will am 11. Okto-
ber wählen: „Ich finde, dieses
Recht sollte man wahrneh-
men. Denn damit kann man
auch ein bisschen die Gesell-
schaft verändern.“
Reden Sie mit!
Am 11. Oktober sind Wahlen in Wien. Wer
wählen geht, redet mit bei der Gestaltung
der Stadt.
Gesucht: Bessere Ökonomie
Wirtschaft
klipp&klar
Markus Marterbauer
AK Wien, Leiter der Abteilung Wirt-
schaftswissenschaft und Statistik
Mehr auf
im Blick
Katharina Schabhütl: Wählen
gehen, um etwas zu verändern
Alexander Koppensteiner: Mit-
reden bei Verkehr und Umwelt
Fotos: Erwin Schuh
Infos zur Wahl
■
Alles zur Wahl,
von der
Bestellung der Wahlkarten bis zur
Suche des für Sie zuständigen
Wahllokals finden Sie im Internet
unter
www.wahlen.wien.at■
Unter dem Motto „Stimmen
statt verstummen“
fordert die
Stadt Wien alle Wienerinnen und
Wiener auf, bei der Wahl ihre
Stimme abzugeben, im Internet
unter
www.wienwillswissen.at.