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naus diskutiert, ob sich die

nächtliche Beleuchtung negativ

auf die menschliche Gesundheit

auswirken kann.

Von ArbeitnehmerInnen, die

in Schichtarbeit tätig sind, weiß

man bereits seit längerer Zeit,

dass die Verschiebung des Tag-

Nacht-Rhythmus nicht nur zu

Schlafproblemen, Depressionen

und Herz-Kreislauferkrankungen

beitragen, sondern auch die Ent-

stehung bestimmter Krebsarten

fördern kann.

Der durch die Verschiebung

zirkadianer Rhythmen verur-

sachte Stress wirkt sich nicht

nur auf zwischenmenschliche

Beziehungen und die Konzen-

trationsfähigkeit aus, sondern

könnte auch zu Übergewicht

beitragen. Ähnlich wie im Fall

von Lärmbelastung sind bei der

Einwirkung von Lichtquellen ins

Schlafzimmer auch Folgen für

die Schlafqualität möglich. Jün-

geren Forschungen zufolge kann

nächtliches Licht daneben auch

direkt hormonell bedingte Krebs-

arten – insbesondere Brustkrebs

bei Frauen – hervorrufen. Weitge-

hend offen ist allerdings, ob von

der Erhellung des Nachthimmels

auch direkt Gesundheitsrisiken

ausgehen.

Die Konsequenzen der Licht-

verschmutzung werden nicht

nur von der Forschung in zu-

nehmendem Maße thematisiert.

Auch die Planung hat das Thema

für sich entdeckt, womit sich die

Gestaltung des Außenraums

durch künstliche Beleuchtung

zunehmend professionalisiert.

Lichtplanung als Disziplin ver-

sucht, einen Ausgleich zwischen

den Problemen der Lichtver-

schmutzung und dem Wunsch

nach Beleuchtung und Insze-

nierung öffentlicher Räume zu

erreichen. Ziele der Erneuerung

kommunaler Beleuchtungs-

anlagen sind heute meist die

Verbesserung der Energie- und

Lichteffizienz sowie der Beleuch-

tungsqualität bei gleichzeitiger

Reduktion der Lichtimmissionen

und Abstrahlung in den Nacht-

himmel. Zahlreiche Städte wie

Lyon und Zürich haben in den

letzten Jahrzehnten Lichtmaster-

pläne und Lichtkonzepte entwi-

ckelt, die zur Verbesserung der

Effizienz und ästhetischen Quali-

tät der nächtlichen Beleuchtung

beitragen sollen. Auch tempo-

räre Inszenierungen in Form von

Lichtfestivals werden zu einem

immer bedeutenderen Angebot

für städtische Freizeitgestaltung

und Tourismus. Umgekehrt wer-

den weltweit in peripheren Räu-

men, die von den Lichtglocken

der Städte nicht beeinträchtigt

sind, sogenannte „Dark Sky

Parks“ eingerichtet.

£

Ob Arbeit oder Freizeit: Die Nacht zum Tag machen ist nicht gesund.

Die Nivellierung der Unterschiede

zwischen Tag und Nacht kann die

Gesundheit beeinträchtigen.

Bereits 2008 hat die Stadt Wien den

„Masterplan Licht für Wien“ präsentiert,

seit 2012 wird im Auftrag der Wiener

Umweltanwaltschaft der Energieinhalt

der Wiener Lichtglocke vermessen. Zu

diesem Zweck wurden in einem Licht-

kataster die Lichtemittenten im Wiener

Straßennetz lokalisiert und zur dauerhaf-

ten Überwachung der „Wiener Licht-

glocke“ insgesamt sechs sogenannte

„Lightmeter“ – im Stadtzentrum, auf der

Kuffner Sternwarte, an der Alten Donau,

in Liesing sowie außerhalb des Stadtge-

biets in Klosterneuburg und Großmugl

– installiert. Während die öffentliche

Beleuchtung – als wichtigste Lichtquelle

– durch Maßnahmen zur Effizienzstei-

gerung immer weniger zur Lichtglocke

beiträgt, wird der Anteil des Ablichts der

schwer regulierbaren privaten Lichtquel-

len größer. Durch das künstliche Licht ist

es im Stadtzentrum auch in mondlosen

Nächten mindestens so hell wie in den

hellsten Vollmondstunden.

Wiener Lichtglocke

Masterplan Licht fÜr Wien

www.verlustdernacht.de

Im Projekt „Verlust der Nacht“ wurden

die Folgen der Erhellung der Nacht aus

der Sicht unterschiedlicher Disziplinen

betrachtet.

Tipp

www.arbeiterkammer.at

Wirtschaft & Umwelt 1/2015

Seite 27