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Wirtschaft & Umwelt 1/2015
R
isikofaktor Büroarbeit“ titeln
Ende der 1980er Jahre Me-
dien, Sekretärinnen wird eine
„erschreckende Unkenntnis und
Sorglosigkeit“ im Umgang mit
Bürochemikalien attestiert und
gleichzeitig festgestellt, dass In-
haltsstoffe vieler Produkte selbst
denBehörden unbekannt sind. In
Deutschland erscheint das Buch
„Chemie im Büro“ und bringt
Bewegung ins Thema. Giftige
Stoffe wie das als Lösungsmittel
in Korrekturlacken verwende-
te 1-1-1-Trichlorethan oder die
Chemikalien Xylol und Toluol in
Faserstiften stehen am Pranger.
Das Bild vom Büro als sauberer
und gesunder Arbeitsplatz, der
mit der Umwelt nicht im Clinch
liegt, ist brüchig geworden.
Die Umweltzerstörung durch
die Papier- und Zellstoffproduk-
tion ist schon früh ein heißes
Umweltthema. EDV-Geräte,
Drucker und Kopierer revo-
lutionieren die Büroarbeit, der
Papierverbrauch steigt. Diesen
zu drosseln ist bis heute nicht
wirksam gelungen. Altpapier
sinnvoll zu verwerten wird Gebot
der Stunde. Beim Recycling-
Papier scheiden sich allerdings
noch die Geister. Verträgt sich
Papier aus Altpapier mit den
sensiblen Geräten? Diese Frage
ist inzwischen positiv erledigt.
Recyclingpapier wird schon seit
Jahren an Kopiergeräten und
Druckern problemlos eingestzt
und von den Geräteherstellern
selbst in Eigenmarke angebo-
ten. Eine 2010 durchgeführte
Studie in Deutschland zeigt,
dass Recyclingpapier fürs Büro
heute bewusst als Teil der Nach-
haltigkeitsstrategien in Unter-
nehmen eingesetzt wird. Vorbei
die Zeit, wo die Angst umging,
Geschäftspost aus Recyclingpa-
pier könnte einen Imageschaden
verursachen.
Disskussion mit Folgen
Die in den 1980er Jahren
losgetretene Diskussion bleibt
nicht ohne Folgen. Es entstehen
Ratgeber, Checklisten, Hand-
bücher und Infoblätter, darunter
auch solche der AK und der
Gewerkschaften, mit dem Ziel,
mehr Bewusstsein in den Büros
zu schaffen. Die Empfehlungen
richten sich an alle AkteurInnen
im Betrieb, das Management,
die BetriebsrätInnen, Beauftrag-
ten und MitarbeiterInnen. Für die
Pioniere im Büro keine leichte
Aufgabe. Umweltschutz berührt
eine Vielzahl von Gesetzen und
Verordnungen, die Materie ist
neu und vieles in der Praxis nicht
geklärt. Was dürfen von Arbeit-
geberInnen freiwillig eingesetzte
Umweltbeauftragte während der
Arbeitszeit tun, was können sie
bewirken und wie sieht es mit
ihren Rechten aus? Heute muss
jeder Betrieb, der mehr als 100
MitarbeiterInnen beschäftigt,
laut Abfallwirtschaftsgesetz
eine/n fachlich qualifizierte/n
Abfallbeauftragte/n sowie eine/n
Stellvertreter/in bestellen. Das
ist Pflicht, ebenso, dass ab 20
Beschäftigten ein Abfallwirt-
schaftskonzept zu erstellen ist
und dieses in jedem Fall auch
den Bürobereich umfassen
muss. Aktuell rücken Energiebe-
auftragte in den Fokus.
Seit 1995 verpflichtet der Ar-
beitnehmerschutz zur „Arbeits-
platzevaluierung“. Dazu muss
jede/r ArbeitgeberIn die Gefähr-
dungen und Belastungen, die im
*Jutta Kellner
ist
Geschäftsführerin des
Büros für Umwelt &
Kommunikation
Fotos: SCHUH (1)
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www.umweltzeichen.atUmweltfreundliche Werbeartikel:
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www.umweltberatung.at/oekoreinListe energieeffizienter Geräte:
www.topprodukte.atBüro und Umwelt: Der
ökologische Arbeitsplatz
In Österreich arbeiten insgesamt rund 1,4 Millionen Beschäftigte
in Büros. Höchste Zeit, für flächendeckenden Umweltschutz in den
Büros zu sorgen. Dazu stehen heute für das gesamte Umfeld wie
Büroarbeitsplatz, Kantine, Reinigung oder Fuhrpark Angebote be-
reit.
Von Jutta Kellner*
Betrieb
Kurzgefasst
Büros sind Großver-
braucher. Sie bieten
genügend Potenzial,
um mit Umweltschutz
ökologische Trends zu
beschleunigen. Das
kommt allen zu Gute, der
Umwelt, den Beschäftig-
ten und den Betrieben.
Bis heute ist in den
Büros viel geschehen,
aber bei weitem noch
nicht genug.