Previous Page  9 / 36 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 9 / 36 Next Page
Page Background www.arbeiterkammer.at

Wirtschaft & Umwelt 2/2018

Seite 9

Schienenstrecken (mehr als

30000 Züge/Jahr) und Flughäfen

sowie für Ballungsräume auszu-

arbeiten sind. Die AK Wien hat

in den letzten Jahren kritisiert,

dass die Ausarbeitungen keine

ausreichenden Betroffenen-

analysen umfassen, und dass

Hot Spots nicht ausgewiesen

werden. Zudem fehlen oft Priori-

tätensetzung, konkrete Maßnah-

menvorschläge und Angaben,

wo und wie viele Personen in

den nächsten fünf Jahren ent-

lastet werden sollen (https://

wien.arbeiterkammer.at/service/

stellungnahmen/umwelt/Laer-

maktionsplan_2013.html ).

HO

WETTBEWERB

Staatsziel Wirtschafts-

standort

Die AK Wien hat den Entwurf

für ein neues Staatsziel „wettbe-

werbsfähiger Wirtschaftsstand-

ort“ entschieden abgelehnt.

Der Gesetzesentwurf will den

in der Verfassung verankerten

Staatszielen „Nachhaltigkeit“

und „Umweltschutz“ ein wei-

teres Staatsziel hinzufügen,

um so zu verhindern, dass

wirtschaftliche Interessen, wie

z.B. die Umsetzung großer Inf-

rastrukturvorhaben, gegenüber

umweltpolitischen Zielen ins Hin-

tertreffen geraten. Anlass dafür

war die negative Entscheidung

des Bundesverwaltungsgerichts

für die Dritte Piste am Flughafen

Schwechat. Was der Entwurf

zur Verfahrensbeschleunigung

beitragen soll, ist aber nicht er-

sichtlich. Dafür verstärkt er noch

die schon bestehende soziale

Schieflage in der Verfassung. An-

ders als in vielen EU-Staaten gibt

es in Österreich keine sozialen

Grundrechte. Mit dem Staatsziel

werden die schon bestehenden

wirtschaftlichen Grundrechte

(Eigentum, Berufsausübung) da-

gegen weiter verstärkt.

HO

INTERVIEW MIT DER NEU GEWÄHLTEN AK-PRÄSIDENTIN RENATE ANDERL

DAS AK-ZUKUNFTSPROGRAMM

Der AK weht mit der neuen Regierung ein kräftiger Wind entgegen. Bis Ende Juni

sollte die AK ein Reformprogramm präsentieren. Die AK reagiert auf diese Forderun-

gen proaktiv und präsentiert ein Zukunftsprogramm. Die neu gewählte AK-Präsidentin

Renate Anderl

beantwortet unsere Fragen dazu.

Wieso hat die AK die Initiative „Wie soll

Arbeit“ gestartet?

Wir haben den Mitgliederdialog ge-

meinsam mit dem ÖGB aus einem ganz

einfachen Grund geführt: Die Mitglieder

bestimmen über unsere Arbeit und nicht

die Politik: denn sie finanzieren die AK.

Wir wollen unseren Mitgliedern noch

mehr für das gleiche Geld anbieten. Der

AK-Mitgliedsbeitrag beträgt bei einem

mittleren Einkommen 7 Euro netto. Das ist

ein relativ kleiner Beitrag, doch er erzielt

eine große Wirkung: Durch die AK-Umlage

werden sämtliche Beratungs- und Unter-

stützungsleistungen finanziert, ebenso die

interessenpolitische Arbeit der AK. Eine

Senkung könnte den Mitgliedern vielleicht

zwei Euro im Monat ersparen, hätte aber

zur Folge, dass sich das Leistungsange-

bot der AK verringern würde.

Wie ist diese Initiative bei den Mitglie-

dern angekommen?

Wir haben erreicht, dass aus „Wie soll

Arbeit?“ der größte Dialog über die Zukunft

unserer Arbeitswelt entstanden ist, den

Österreich je gesehen hat: über eine Million

Menschen haben sich an dieser Initiative

beteiligt. Insgesamt gab es mehr als 3700

verschiedene Aktionen: in Betrieben, in

Form von Straßenaktionen sowie bei Groß-

und Fachveranstaltungen. Dazu kommen

Dialoge auf Social Media, die Rückmel-

dungen über die Antwortkarten und vieles

mehr. Überwältigend war nicht nur die

große Zahl an Rückmeldungen, sondern

auch die Qualität und die Tiefe, mit der der

Dialog geführt wurde. Das Feedback, das

wir bekommen haben, zeigt unmissver-

ständlich, was den Beschäftigten in un-

serem Land unter den Nägeln brennt. Die

Dialog-Initiative ist zwar nun zu Ende, aber

den Dialog mit den Mitgliedern werden wir

weiter intensiv führen.

Was brennt den ArbeitnehmerInnen

sprichwörtlich unter den Nägeln? Was

erwarten Sie von der AK?

Im Rahmen der Dialoginitiative haben wir

auch gefragt, welche Leistungen der AK

unseren Mitgliedern besonders wichtig

sind. Hier wurden von sehr vielen Men-

schen folgende vier Punkte genannt:

Aus- und Weiterbildung, Beratung bei

Mietrecht und Wohnen, Pflege, die Altern

in Würde möglich macht, und das Thema

Digitalisierung. Deswegen haben die neun

Länder-Arbeiterkammern gemeinsam ein

Zukunftsprogramm mit noch mehr Leis-

tungen ausgearbeitet.

Wie sieht das AK-Zukunftsprogramm

aus?

Unser Zukunftsprogramm folgt dem

Prinzip: mehr und verbesserte Leistun-

gen für das gleiche Geld. Das Herzstück

des Programms ist eine Digitalisierungs-

Offensive. Dafür nehmen wir in den

nächsten fünf Jahren 150 Mio. Euro in die

Hand, die in zwei Fonds fließen sollen.

Zum einen wird ein Qualifizierungsfonds

für unsere Mitglieder zur Unterstützung

der Weiterbildung eingerichtet. Das Geld

kann für Kurse, Lehrgänge und Teilnah-

megebühren oder auch als Beitrag zu

den Lebenshaltungskosten in Form eines

Stipendiums bei einer Verringerung der

Arbeitszeit oder bei einer Karenzierung

verwendet werden. Denn je höher das

Qualifizierungsniveau, desto höher das

Einkommen und desto geringer das Risi-

ko, arbeitslos zu werden. Zudem soll ein

Projektfonds „Arbeit 4.0“ zur Förderung

von Projekten und Ideen kommen, die

neue Arbeitsplätze schaffen und Arbeits-

bedingungen verbessern. Unser Ziel ist

es eine optimale Gestaltung der Digitali-

sierung im Sinne der ArbeitnehmerInnen

zu erreichen.

Renate Anderl

ist Präsidentin der

der Arbeiterkammer Wien und der

Bundesarbeitskammer.