Wirtschaft & Umwelt 3/2015
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Die Umweltorganisation World Wide Fund
for Nature (WWF) hat in drei Ökomaster-
stufenplänen das Ausbaupotenzial Ös-
terreichs Wasserkraft abgeschätzt. Dem
Ökomasterplan III liegen die Ergebnisse
einer Studie des Instituts für Hydrobio-
logie und Gewässermanagement der
Universität für Bodenkultur und der e3
consult GmbH zugrunde. Der Ökomas-
terplan Stufe III liefert aus Sicht des WWF
eine gute Grundlage für einen effektiven
„Masterplan Wasserkraft“, in dem die
Möglichkeiten und Grenzen des weiteren
Wasserkraftausbaues in Österreich aus
ökologischer und energiewirtschaftlicher
Sicht in einer gemeinsamen Studie unter-
sucht werden. Durch eine anschließen-
de Szenarienbildung können erstmalig
unterschiedliche Ausbaugrade mit den
entsprechenden ökologischen Konse-
quenzen und energiewirtschaftlichen Im-
plikationen gezeigt und diskutiert werden.
Der WWF kommt in seinen Analysen und
Bewertungen der ausgewählten energie-
wirtschaftlichen und ökologischen Krite-
rien auf ein maximales Ausbaupotenzial
der Wasserkraft von 2,3 bis maximal 2,5
TWh Arbeitsvermögen. Die Ergebnisse
für die Kleinwasserkraft sind ernüchternd.
Obwohl dieser Wirtschaftszweig in der
Öffentlichkeit sehr hohes Ansehen als
scheinbar saubere, akzeptable Energie-
form – oft als Alternative zu den Groß-
projekten propagiert – genießt, muss bei
gründlicher Analyse dieses Bild relativiert
werden. Die Vielzahl an Kleinst- und
Kleinprojekten in Österreich muss sowohl
aus energiewirtschaftlicher Sicht als auch
aus Gründen des Natur- und Gewäs-
serschutzes kritisch hinterfragt werden.
Der weitere Ausbau der Kleinwasserkraft
kann aus Klimaschutzsicht nicht argu-
mentiert werden, erbringt sie aus nationa-
ler, strategischer Sicht doch kaum einen
nennenswerten Beitrag. Dagegen ist aber
durch die große Zahl der Vorhaben ein in
Summe massiver Eingriff in die Natur zu
erwarten. Viele der Kleinkraftwerke liegen
in ökologisch höchst sensiblen Gebieten.
Download des Ökomasterplans unter
www.wwf.at/de/view/files/download/showDownload/?tool=12&feld=download&sp
rach_connect=2936
ÖKOMASTERPLAN STUFE III
SCHUTZ FÜR ÖSTERREICHS FLUSSJUWELE
kann dadurch die Durchgängig-
keit des Flusses beeinträchtigt
werden, was eines der Kriterien
der WRRL für die Einstufung
des Gewässerzustands eines
Flusses als „gut“ ist. Österreich
setzt diese WRRL im Zuge der
Nationalen Gewässerbewirt-
schaftungspläne (NGP) um.
Wasserkraft in Österreich
Im Jahr 2014 wurden in Ös-
terreich insgesamt 68.015 GWh
Strom erzeugt, 69 Prozent davon
aus Wasserkraft. Dabei werden
bereits 68 Prozent des gesamt
verfügbaren Wasserkraftpo-
tenzials energiewirtschaftlich
genutzt. Für das verbleibende
technisch-wirtschaftlich reali-
sierbare Restpotenzial zur Was-
serkraftnutzung aus Österreichs
Flüssen gibt es verschiedene
Studien mit ganz unterschied-
lichen Einschätzungen. So gab
es auch bei der Erstellung der
Energiestrategie Österreich
einen ExpertInnenstreit über
das zukünftige Ausbaupotenzial
der Wasserkraft in Österreich.
Als Basis für die Einschätzung
dieses Ausbaupotenzials wird
zumeist die Studie von Pöyry
(2008) herangezogen, in der ein
technisches Ausbaupotenzial
von 12,8 TWh für Gesamtös-
terreich berechnet wurde. Dies
entspricht rund einem Fünftel
des jährlichen Stromverbrauchs
Österreichs. Allerdings wurden in
dieser Studie die Auswirkungen
der WRRL nicht berücksichtigt.
Im 2008 verabschiedeten Klima-
und Energiepaket der EU hat
sich Österreich dazu verpflichtet,
den Anteil erneuerbarer Energie-
träger bis 2020 auf 34 Prozent zu
erhöhen. Zur Erreichung dieser
Ziele sieht die österreichische
Energiestrategie (2009) vor, den
Sektor Wasserkraft bis 2015
um 3,5 TWh auszubauen. Die
Interessensvertretung „Öster-
reichs Energie“ geht von einem
Urteil des EuGH zur WRRL
Das Urteil im Falle der Weser in Deutschland
ist verfügbar unter:
http://curia.europa.eu/juris/liste.jsf?language=de&jur=C,T,F&num=C-
461/13&td=ALL