Glyphosat ist mengenmäßig der am
meisten eingesetzte Wirkstoff von Un-
krautvernichtungsmitteln (Herbiziden).
Da es ein sehr breites Wirkungsspektrum
bei gleichzeitig geringer Giftigkeit für
Tiere hat, galt es lange Zeit als praktisch
idealer Wirkstoff. Entwickelt wurde es von
Monsanto, einem US-amerikanischen
Agrochemikalien- und Biotechnologiekon-
zern, der die Herbizide unter dem Namen
„Roundup“ vermarktet.
Doch in letzter Zeit wird Glyphosat
zusehends kritisch gesehen. Zum einen
werden zunehmend Resistenzen gegen
Glyphosat bei Unkräutern beobachtet, so
dass der Stoff seine Wirksamkeit einbüßt.
Zum anderen erregte zuletzt die Frage
viel Aufsehen, ob Glyphosat krebserzeu-
gend sei. Die Internationale Krebsfor-
schungsagentur (International Agency
for Research on Cancer, IARC), eine
Zweigorganisation der Weltgesundheitsor-
ganisation WHO, entschied aufgrund der
verfügbaren wissenschaftlichen Untersu-
chungen Anfang 2015, dass Glyphosat
als „wahrscheinlich krebserzeugend beim
Menschen“ einzustufen sei.
Es hatten sich in eingeschränktem
Umfang Häufungen von Non-Hodgkin-
Lymphomen bei Personen gezeigt, die
in der Vergangenheit beruflich mit Glypho-
sat zu tun gehabt hatten. Im Gegensatz
dazu war das deutsche Institut für Risiko-
bewertung 2013 zum Schluss gekommen,
dass keine Veranlassung für eine Ein-
stufung des Stoffes als krebserzeugend
bestehe.
Die Einstufung ist derzeit somit Gegen-
stand von Kontroversen, die auf wissen-
schaftlicher Ebene ausgetragen werden.
Im Hintergrund geht es aber um massive
wirtschaftliche Interessen. Jedenfalls sollte
hier das Vorsorgeprinzip angewendet
werden: Nicht auf die endgültige wissen-
schaftliche Gewissheit warten, sondern
im Zweifel vorsorgend handeln. Solange
Glyphosat verwendet werden darf, heißt
das: Exposition minimieren!
GLYPHOSAT
DER FALL EINES STARS
70 Prozent achten
etwa beim Kauf von
Schutzhandschuhen
nicht auf einen Sicher-
heitshinweis (Pikto-
gramm), überprüfen
somit nicht dessen
Eignung.
www.arbeiterkammer.atWirtschaft & Umwelt 3/2015
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die Berufsgruppe in Österreich,
die ihren Gesundheitszustand
subjektiv am schlechtesten ein-
schätzt. Von allen Frauen leiden
die in der Landwirtschaft tätigen
am ehesten an chronischen Er-
krankungen. Diese Ergebnisse
der Statistik Austria sind ein
Auftrag zur Verbesserung der
Situation. Die Verbesserung der
Kenntnisse und des Bewusst-
seins für die kurzfristigen und die
langfristigen Gefahren der Stoffe
kann beitragen, dass die Sorgfalt
beim Umgang mit Chemikalien
steigt und die Exposition verrin-
gert wird. Derartige Maßnahmen
müssen bei den selbständigen
Landwirten, aber auch bei den
unselbständig, teilweise prekär
Beschäftigten greifen.
¨
Biologische Landwirtschaft
In Österreich werden etwa 19 Prozent der land-
wirtschaftlichen Fläche biologisch bewirtschaftet.
Dadurch können manche Chemikalien vermieden
werden.
Der einstige „ideale Wirkstoff“ Glyphosat wird zusehends kritisch gesehen