Der Beruf des Lkw-Fahrers hat sich in den letzten Jahren
und Jahrzehnten grundlegend gewandelt Reichten früher
ein entsprechender Führerschein und grundlegende
Kenntnisse der Geografie, ist heutzutage der Beruf des
Fahrers mit entsprechenden Anforderungen verbunden.
Dies beginnt damit, dass die modernen Lkw richtige
Hightech-Produkte geworden sind, das geht darüber hin-
aus jedoch auch bis zu rechtlichen Anforderungen, die der
Fahrer bis ins letzte Detail kennen muss, um nicht bestraft
zu werden. Vieles, was unter dem Titel des Arbeitnehmer-
schutzes verkauft wird, ist nichts als bloße Sekkiererei der
Fahrer (Stichwort: Strafhöhen für Bagatelldelikte).
Auch wenn derzeit die Arbeitslosenzahlen hoch sind,
ist ein Trend erkennbar, wonach es für junge Menschen
immer unattraktiver wird, den Beruf des Fahrers auszu-
üben, und ich verwehre mich dagegen, dies einzig und
allein an der Bezahlung festzumachen. Denn der Fahrer
beruf ist unterm Strich ein gut bezahlter Beruf! Es sind
die Rahmenbedingungen, die den Leuten die Lust am
Lkw-Fahren verdirbt.
In welchen Berufsfeldern gibt es dies, dass Menschen
(sowohl Unternehmer als auch Lenker) in Ausübung ihres
Berufes bei kleinsten Verfehlungen sofort wie Schwerver-
brecher behandelt und abkassiert werden? Wie kann es
sein, dass Fahrer in ihrer Flexibilität und in ihren Einsatz-
möglichkeiten eingeschränkt werden und womöglich noch
Wochenenden aufgrund von Arbeitszeitbestimmungen auf
einem Parkplatz verbringen müssen, weil sie nicht mehr
zu ihrer Familie heimfahren dürfen?
Hier fordere ich eine dringende Umkehr im Denken bei der
Gesetzgebung! Denn was möglicherweise gut gemeint ist
für Fahrer, entspricht oftmals bei weitem nicht den Anfor-
derungen der Praxis.
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www.ak-umwelt.atSeite 32
Wirtschaft & Umwelt 4/2015
Kontroverse
Pro
Ing. Mag. Alexander Klacska
Con
Mag. Richard Ruziczka
Fahrermangel im Transportgewerbe?
Der Beruf des Lkw-FahRERs ist
unterm Strich ein gut behzahlter
Beruf.
Der oft behauptete Fahrerman-
gel lässt sich aus Statistiken
nicht feststellen.
Die aktuellsten Zahlen des AMS weisen 1.694 arbeitslo-
se LenkerInnen mit dem Berufswunsch „Lkw-LenkerIn“
bzw. 2.564 Arbeitslose mit dem Berufswunsch „Lkw-
LenkerIn“ aus, von den ArbeitgeberInnen wurden
allerdings nur 387 offene Stellen gemeldet. Im Mittel der
letzten zwei Jahre kamen auf eine offene Stelle ca. 8,4
Arbeitslose mit dem Berufswunsch „Lkw-LenkerIn“. Es
gäbe also ein ausreichendes Arbeitskräftereservoir!
Liegt es vielleicht an der Attraktivität des Arbeitsplat-
zes, dass die Branche Nachwuchssorgen hat? Gibt es
vielleicht nur deshalb zu wenige Arbeitskräfte, weil sie
nicht bereit sind, zu den derzeit schlechten sozialen
Bedingungen Lkw zu steuern? Studien belegen: Die
Ausbildungskosten sind für NeueinsteigerInnen hoch,
der Beruf selbst ist durch lange Abwesenheiten vom
Wohnsitz familienfeindlich, die Arbeitszeiten sind lang
und nur unter größtem Stress bewältigbar und die ganze
Transportverantwortung tragen die LenkerInnen.
Dem steht nur eine geringe Vergütung gegenüber: In
einer AK-Befragung im Jahr 2012 gaben rund 50 Prozent
der FahrerInnen an, über ein monatliches Nettoein-
kommen zwischen 1.500 und 2.000 Euro zu verfügen.
Die Praxis zeigt jedoch, dass davon allein Diäten und
Überstundenabgeltungen zwischen 500 bis 900 Euro im
Monat ausmachen.
In Deutschland stellen FachexpertInnen und selbst
ArbeitgebervertreterInnen fest, dass das Ausbildungsen-
gagement der Unternehmen erhöht werden sollte, dass
Wertschätzung und Einsatzbedingungen des Fahrperso-
nals und letztlich auch die Entlohnung verbessert werden
sollten. Nach diesem Vorbild ließe sich auch in Öster-
reich der behauptete Fahrermangel wieder in den Griff
bekommen.
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*Ing. Mag. Alexander Klacska
ist
Betriebswirt, Geschäftsführer der
KLACSKA Gruppe und Obmann der
Bundessparte Transport und Verkehr
der Wirtschaftskammer Österreich.
*Mag. Richard Ruziczka
ist Jurist
und Mitarbeiter der Abteilung Umwelt
& Verkehr in der AK Wien.
Fotos: ÖWB (1), Schuh (1)