vom Prüfstand im Labor bei allen
Straßen- und Wetterlagen im
wirklichen Leben von neuen Euro
6-Diesel-Pkw nicht überschritten
werden dürfen. Demnach darf
der nominelle NOx-Grenzwert
von 80 mg/km ab 2017 nur mehr
bis zu 110 Prozent und ab 2019
nur mehr bis zu 50 Prozent über-
schritten werden. Das ist zwar
nicht soehrgeizigwie vonder EU-
Kommission gewünscht, aber
allemal besser als die derzeitige
Diskrepanz (ca. 500 Prozent).
Trotz gewisser „Imageschwierig-
keiten der Dieselmotortechno-
logie“ opponierten die Autoher-
steller (ACEA) gegen verschärfte
Abgasbestimmungen .
FG
LKW-Maut in Österreich
Mehr Umweltbezug,
weniger Mauterlöse
Die Lkw-Bemautung am Auto-
bahn- und Schnellstraßennetz
erfährt eine Umstellung im
Zeitraum 2016 bis 2020
Aufgrund einer Einigung zwi-
schen Verkehrsminister Alois
Stöger und der Sparte Verkehr
der Wirtschaftskammer erge-
ben sich folgende Änderungen
ab 1. Jänner 2017: Auf den
Grundtarif werden Zuschläge
für Gesundheitsschäden durch
Luftverschmutzung und Lärm-
belastung (externe Kosten)
eingehoben, die nicht dem
Autobahnbetreiber zufließen.
Die veranschlagten Einnahmen
von 40 Millionen Euro jährlich
werden vom Verkehrsministe-
rium für umweltfreundliche
Maßnahmen (z.B. öffentlicher
Verkehr) verwendet. Im Ge-
genzug wird das Tarifschema
2016 nicht aufkommensneu-
tral angepasst und werden die
Kosten der FrächterInnen um
50 Millionen Euro gesenkt bzw.
der schadstoffarme Euro 6-Lkw
verbilligt. Außerdem sinken
durch „tarifliche Anpassungen“
auf sogenannten Sondermaut-
Abschnitten (z.B. Brennerkor-
ridor) die Mauteinnahmen um
weitere 25 Millionen Euro jähr-
lich.
FG
Abgaswerte
EU-Verordnung
für Arbeitsmaschinen
Die NRMM-VO (Non Road
Mobile Maschinery-Verord-
nung) regelt Abgaswerte von
Verbrennungsmotoren.
Diese VO reicht von hand-
gehaltenen Arbeitsgeräten (z.B.
Kettensägen) bis zu Bauma-
schinen und Lokomotiven. Das
www.arbeiterkammer.atWirtschaft & Umwelt 4/2015
Seite 5
Kommentar von Ruud Klein
Kommentar
Placebos unerwünscht!
Fährt unsereins mit kaputtem Auspuff durch
die Gegend, zieht ihn die Polizei schnell aus
dem Verkehr.
Bringt jemand aber elf Millio-
nen Pkw in Verkehr, schaut die Sache freilich
anders aus. Herrn Burkhardt, seines Zeichens
Bundesgremialobmann des heimischen Fahr-
zeughandels, gebührt Dank. Denn er brachte
– auch nach dem Schuldeingeständnis des
VW-Vorstandes – in einem KURIER-Interview
auf den Punkt, was wirklich Sache in Europa
und Österreich ist: „Das Ganze ist eine Placebo-
Aktion zur Beruhigung der Gemüter. Weil durch
das Update ändert sich im Fahrbetrieb nichts,
das Auto fährt wie eh und je und stößt genauso
viel aus wie früher und verbraucht auch genau
so viel. Denn die Manipulation wirkt sich ja nur
im Testverfahren aus, aber nicht im normalen
Fahrbetrieb.“
Aus diesem Mund spricht eine Branche, die
schlicht ein eindeutig gesetzwidriges Delikt
ignorieren kann und mit dem Euphemismus
„Update“ den Zielkonflikt zwischen Minimierung
von Dieselverbrauch und Stickoxid-Ausstoß
kaschieren will. Dass mit dem Update vielleicht
auch die Gesundheit der anderen durch NO
x
-
Emissionen auf dem Spiel steht, interessiert so-
wieso niemanden. „Too big to fail“ wurde leider
vor gar nicht so langer Zeit bei einer anderen
Wirtschaftsbranche festgestellt. Auch jetzt gilt
es, die Lehren daraus zu ziehen und zuallererst
einen Lobbyismus in die Schranken zu weisen,
der in Brüssel und den Mitgliedstaaten noch
jegliches Vorhaben zu Gesetzgebung und Kont-
rolle verhindert oder zumindest verwässert hat.
Die Automobilindustrie ist – nicht zuletzt als
Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber – zu wichtig,
um sie der Selbstkontrolle zu überlassen. Daher
müssen auch öffentliche Verwaltungen in Euro-
pa wieder befähigt werden, effektive Kontrollen
durchzuführen und Expertise für Problemlö-
sungen zu entwickeln, die nicht alleine von der
Autoindustrie kommen. Mit weiteren Placebos
dagegen fährt Europa vollends gegen die Wand.
Mag. Franz Greil
ist Mitarbeiter der Abteilung Umwelt &
Verkehr in der AK Wien.