Umweltveränderungen der Deutschen
Bundesregierung (WBGU), dass bis
2050 weltweit nur mehr 750 Milliarden
Tonnen CO
2
ausgestoßen werden dür-
fen, wenn das Zwei-Grad-Ziel mit einer
Wahrscheinlichkeit von zwei Drittel er-
reicht werden soll. Bei den derzeitigen
jährlichen Emissionen von etwa 35 Mil-
liarden Tonnen CO
2
ist diese Reserve in
gut 20 Jahren erschöpft.
Das oberste Ziel der Klimarahmen-
konvention ist „die Stabilisierung der
Treibhausgaskonzentrationen in der At-
mosphäre auf einem Niveau, auf dem
eine gefährliche anthropogene Störung
des Klimasystems verhindert wird.“ Als
Konkretisierung dieser Zielsetzung wur-
de bei der Klimakonferenz in Cancún
2010 vereinbart, dass die globale Erwär-
mung die Schwelle von zwei Grad Cel-
sius nicht überschreiten solle. Freilich ist
allgemein akzeptiert, dass dieser Wert
ein politisches, nicht ein naturwissen-
schaftliches Ergebnis ist. Viele Wissen-
schaftler weisen darauf hin, dass auch
bei einer Erwärmung des Klimas umwe-
niger als zwei Grad gefährliche Verände-
rungen auftreten können.
Doch scheint die Diskussion um die
Sinnhaftigkeit des Zwei-Grad-Ziels eher
theoretisch, da die Wahrscheinlichkeit,
Fotos: Schuh (1)
Zwar hat es auch in vorindustri-
eller Zeit bereits anthropogene Emis-
sionen von Treibhausgasen gegeben,
aber nur in sehr geringem Umfang. Mit
der Nutzung fossiler Energieträger ab
der Mitte des 18. Jahrhunderts gelangte
aber laufend mehr Kohlendioxid in die
Atmosphäre als durch den Zuwachs
an Biomasse wieder gebunden werden
konnte. Etwa die Hälfte der CO
2
-Emis-
sionen der Menschen seit dem Beginn
des Industriezeitalters wurde dabei in
den letzten 40 Jahren ausgestoßen.
Treibhausgase verweilen für lange
Zeit, zumeist über Jahre und Jahrzehn-
te, in der Atmosphäre. Dadurch hält der
von ihnen bewirkte „Strahlungsantrieb“
– geläufiger ist der englische Begriff „ra-
diative forcing“ – lange an, auch wenn
die Emission der Gase mit einem Mal
gestoppt würde. Für das Ausmaß der
globalen Erwärmung ist es daher nicht
so sehr relevant, wieviel Treibhausga-
se pro Jahr ausgestoßen werden; aus-
schlaggebend ist vielmehr, wie hoch die
gesamte Menge an Treibhausgasen in
der Atmosphäre ist.
Emissionen wirken kumuliert
Der fünfte Sachstandsbericht des
Zwischenstaatlichen Ausschusses für
Klimaänderungen (IPCC – „Intergovern-
mental Panel on Climate Change“), der
in den Jahren 2013 und 2014 veröf-
fentlicht wurde, legt dementsprechend
besonderes Gewicht auf die Bedeu-
tung kumulierter Emissionen. So wird
im Bericht etwa festgestellt, dass die
kumulierten CO
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-Emissionen aus allen
anthropogenen Quellen 3.650 Milliarden
Tonnen CO
2
nicht übersteigen dürfen,
wenn das Zwei-Grad-Ziel eingehalten
werden soll. Der Großteil dieser Menge
ist bereits emittiert worden. So schätzt
der Wissenschaftliche Beirat für Globale
➔
*
Unser Standpunkt
Klimapolitische Grundsätze
¢
Eine ambitionierte, gemeinsame Klimapolitik kann hel-
fen, zusätzliche schwere Belastungen für arme Bevölke-
rungsgruppen zu vermeiden.
¢
Das Verständnis muss vertieft werden, dass die Klima-
ziele mit grundlegenden sozialen und wirtschaftlichen
Transformationen verbunden sind.
Klimaschutz erfordert Armutsbekämpfung
Schwerpunkt
Weltklimapolitik
www.ak-umwelt.atSeite 12
Wirtschaft & Umwelt 4/2015