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Seite 28

Wirtschaft & Umwelt 4/2016

P

ersonenkraftwagen (Pkw)

sind aus dem täglichen Le-

ben nicht wegzudenken. Rund

950 Milliarden Personenkilome-

ter werden damit jährlich in der

EU zurückgelegt. Laut Zahlen

der EU-Kommission werden in

der EU jährlich rund 16 Millio-

nen Pkw produziert. Das ergibt

rund vier Prozent der EU-Wirt-

schaftsleitung bzw. drei Millionen

Arbeitsplätze direkt in der Her-

stellung. Aber erst in den letzten

Monaten sickerte es in das allge-

meine Bewusstsein der Öffent-

lichkeit durch: Überprüft wurden

die Emissionswerte der Pkw nie,

die in Europa von den Herstellern

typisiert wurden und die Fabriks-

hallen verlassen haben.

Unzureichende Kontrolle

Die Ursachen dafür liegen

in der Funktionsweise des EU-

Binnenmarktes: Eine Behörde

in einem EU-Mitgliedstaat ge-

nehmigt die Typenzulassung für

einen Hersteller, die anderenMit-

gliedstaaten müssen damit das

Inverkehrbringen akzeptieren.

Den Verdacht, dass die Behör-

den z.B. in Deutschland, Frank-

reich, Italien oder in Großbritan-

nien damit auch Industriepolitik

zugunsten „ihrer“ Hersteller

betrieben, konnten sie eigent-

lich nie wirklich entkräften. Was

wirklich geschieht, wenn eine

nationale Typisierungsbehörde

die Entscheidungen der anderen

anzweifelt, ist nicht ausjudiziert.

Hinzu kommt, dass technische

Prüfinstitute bei Abgasbeschei-

nigungen für Autohersteller

einem gnadenlosen Wettbewerb

unterliegen und einige Dienst-

leister mit zweifelhaftem Ruf in

Luxemburg, Malta oder Spanien

dadurch beträchtliche Marktan-

teile erworben haben. Vervoll-

ständigt wird das Vollzugsfiasko

durch unklare EU-Vorschriften

(sieheKastenSeite29)undeinem

falsch verstandenen „Bürokra-

tieabbau“, der „unproduktive“

(Personal-)Ressourcen in nicht-

*Mag. Franz Greil

ist Mitar-

beiter der Abteilung Umwelt &

Verkehr der AK Wien.

Pkw-Abgasvorschriften

der EU: Bloß heiße Luft?

Nach Skandalen bei Regulierung und Kontrolle versucht die EU-

Kommission einen neuen Rahmen für Pkw-Hersteller durchzuset-

zen. Im Fokus stehen klare Prüfzulassungsvorschriften und eine

strengere Marktkontrolle. In Vorbereitung sind auch neue CO

2

-Vor-

gaben für die EU-Klimaziele im Jahr 2030.

Von Franz Greil*

Politik

Kurzgefasst

Nach dem VW-Ab-

gasskandal versucht die

EU-Kommission, einen

neuen Rahmen für KFZ-

Hersteller im EU-Binnen-

markt aufzusetzen. Im

Mittelpunkt steht dabei

eine neue Marktüber-

wachung mit strengeren

Kontrollen und ab­

schreckenden Strafen für

Abgasschwindel. Dies

soll auch das Fundament

für neue Vorgaben an

Hersteller für die EU-

Klimaziele 2030 bilden.

Bei EU-Grenzwerten müssen die

Menschen aufatmen können –

nicht die Autolobby!

FOTOS: Schuh (2), Salzburger Nachrichten/Robert Ratzer (1)