

Krebserkrankungen durch che-
mische Arbeitsstoffe kommt.
Prävention ist das Schlagwort.
Sie besteht zu allererst darin, die
Verwendung von krebserzeu-
genden Arbeitsstoffen zurück-
zudrängen.
Gebot: Minimierung
Bei vielen Stoffen, von denen
schon seit langem bekannt ist,
dass sieKrebs auslösenkönnen,
sind die Verbote noch nicht so
weit wie bei Asbest. Bei einigen
ist darüber hinaus nicht klar, wie
sie durch andere Stoffe ersetzt
werden können, etwa Vinyl-
chlorid bei der Produktion von
PVC (Polyvinylchlorid). Bei einer
weiteren Gruppe von Stoffen ist
erst seit kurzem klar, dass sie
Krebs auslösen können. So gilt
etwa Formaldehyd seit kurzem
als kanzerogen, wenngleich
das krebserzeugende Poten-
zial nicht besonders hoch ist.
Die Frage stellt sich also, wie im
Rahmen des ArbeitnehmerIn-
nenschutzes krebserzeugende
Stoffe reguliert werden sollen.
Manche GewerkschafterInnen
und ArbeitsmedizinerInnen
fordern, dass an Arbeitsplät-
zen überhaupt keine krebser-
zeugenden Stoffe verwendet
werden dürfen. Der Ansatz ist
konsequent, führt aber zu zwei
Problemen: zum Praktischen,
dass dies bedeuten kann, dass
die Arbeitsplätze verlagert wer-
den in Länder, in denen das
Schutzniveau geringer ist; und
zum Grundsätzlichen, dass von
den Ersatzstoffen, die an Stelle
der bisherigen Chemikalien ein-
gesetzt werden, nur wenig über
ihre Gefährlichkeit bekannt ist.
Der Weg, den das österrei-
chische ArbeitnehmerInnen-
schutzgesetz (ASchG) und das
EU-Recht hier einschlagen, ist
pragmatischer: Die Verwen-
dung von krebserzeugenden
Arbeitsstoffen ist zulässig, aber
nur unter bestimmten Voraus-
setzungen. Wenn mit einem
anderen, weniger gefährlichen
Stoff ein gleichwertiges Ar-
beitsergebnis erzielt werden
kann, darf der krebserzeugende
Stoff nicht verwendet werden.
Das gleiche gilt, wenn ein an-
deres Verfahren möglich ist,
bei dem der krebserzeugende
Stoff nicht erforderlich ist.
Für 71 krebserzeugende Ar-
beitsstoffe gibt es in Österreich
sogenannte Technische Richt-
konzentrationen (TRK-Werte).
Ihre Einhaltung soll – so der
Gesetzestext – das Risiko einer
Beeinträchtigung der Gesund-
heit vermindern, kann dieses
aber nicht ausschließen. TRK-
Werte sind Ausdruck des tech-
nisch Machbaren: Sie entspre-
chen der Konzentration eines
krebserzeugenden Stoffes in
der Luft, wenn ein Prozess, in
dem der Stoff eingesetzt wird,
nach dem Stand der Technik
betrieben wird. Viele der TRK-
Werte wurden aber vor Jahren
und Jahrzehnten zuletzt ge-
ändert; seither stattgefundene
Verbesserungen der Technik
haben nicht zur einer entspre-
chenden Senkung der TRK-
Werte geführt.
Bei diesem Ansatz wird
die Krebsgefährlichkeit eines
Stoffes nicht berücksichtigt.
Zu immer mehr Stoffen liegen
Daten vor, wie hoch das Risiko
einer Krebserkrankung ist, das
einer bestimmten Luft-
Mit den TRK-Werten, die derzeit in
Österreich gelten, ist teils ein ext-
rem hohes Krebsrisiko verbunden.
www.arbeiterkammer.atWirtschaft & Umwelt 4/2016
Seite 23
Auf Initiative des Europäischen Gewerkschafts-
bundes, des niederländischen und des österreichi-
schen Sozialministeriums und anderer wurde die
„Roadmap on Carcinogens“ ins Leben gerufen.
Sie legt ein Arbeitsprogramm von 2016 bis 2018
fest, also von der Zeit der niederländischen EU-
Ratspräsidentschaft bis zur kommenden öster-
reichischen. Die Roadmap soll zur Schärfung des
Problembewusstseins bei allen Beteiligten beitragen
und helfen, dass etwa Informationen über erfolgrei-
che Substitution oder Verringerung der Exposition
ausgetauscht werden. Weiterführende Informationen
finden sich auf der Website der Roadmap:
https://roadmaponcarcinogens.euInitiative
Roadmap on Carcinogens
Arbeitsbedingte Krebserkrankungen
Drei Publikationen des ETUI (European Trade Union Institute)
zu arbeitsbedingten Krebserkrankungen finden sich unter www.
etui.org/Topics/Health-Safety/Occupational-cancersVon Krebs bedroht: Teerarbeiter bei langjährigem Kontakt mit Teer, Kohle, Ruß
ª