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AK FÜR SIE 11/2014
Noch Fragen?
wien.arbeiterkammer.at
Jetzt geht’s
um jeden Job
Die Wirtschaft schwächelt – weil Staat und
Unternehmen zu wenig investieren. Ausbaden
müssen das die ArbeitnehmerInnen: Immer
mehr werden arbeitslos.
Arbeitslosigkeit
V
anessa Patek hat eigentlich schon
eine Ausbildung abgeschlossen
– mit Auszeichnung. Dennoch
sucht die 19-jährige Bürokauffrau
seit knapp einem Jahr einen Job.
„Ich will arbeiten“, sagt sie. Doch die Firmen
wünschen sich mehr Erfahrung. „Wie soll
das in meinem Alter gehen?“, fragt sich die
junge Frau. Derzeit besucht sie das Arbeits-
marktprogramm
„Neue
Wege unter 30“ am BFI
Wien – gemeinsam mit
Dominik
Samer.
Der
21-Jährige ist gelernter
Koch und orientiert sich
jetzt beruflich um.
Nicht nur Junge, auch
Ältere sind von hoher Arbeitslosigkeit be-
troffen. Eine davon ist Monika Petrson. Die
46-Jährige wurde mit 42 Jahren arbeitslos.
„Es ist alles andere als leicht, in diesem Alter
einen Job zu finden“, sagt sie. Über den ge-
meinnützigen Arbeitskräfteüberlasser „it-
works“ hat sie wieder einen Job gefunden.
Jetzt arbeitet sie Vollzeit bei einem Scan-
dienstleister.
Zu wenig investiert
Die Wirtschaft schwächelt: Das ist der
Grund für die steigende
Arbeitslosigkeit. Die Men-
schen haben zu wenig
Geld zum Ausgeben, und
durch den Sparzwang der
EU gibt es weniger öffent-
liche Investitionen. Also
wird weniger produziert,
brechen die Arbeitsplätze weg. Hinzu
kommt, dass die Unternehmen lieber Ge-
winnanteile an die Aktionäre auszahlen statt zu investieren – die Ausschüttungen
entsprechen 40 Prozent der Löhne und
Gehälter.
Daher fordert die AK mehr öffentliche
Investitionen. Die österreichische Regie-
rung muss Initiativen wie die des Europäi-
schen Gewerkschaftsbundes für ein EU-
Investitionsprogramm unterstützen. Aber
auch im Inland muss investiert werden, et-
wa in den Breitbandausbau oder in den
Wohnbau. Mit der von AK und ÖGB ge-
forderten Lohnsteuersenkung würde die
Kaufkraft zusätzlich gestärkt werden.
Druck auf Junge, Ältere
Die Arbeitslosigkeit dürfte nach nationaler
Berechnung heuer auf über acht Prozent
klettern. Das sind 320.000 Arbeitssuchen-
„Die Firmen wünschen
sich mehr Erfahrung.
Wie soll das in meinem
Alter gehen?“
Vanessa Patek,
19-jährige Büro-
kauffrau auf Arbeitssuche
Monika Petrson wurde mit 42 Jahren
arbeitslos. Mit 46 fand sie über einen
gemeinnützigen Arbeitskräfteüberlasser
wieder einen Job
Fotos: Thomas Lehmann, Mischa Nawrata
Wieder mehr Menschen auf Jobsuche
Die schwache Wirtschaftsentwicklung
ist der Grund, warum die Arbeitslosigkeit
nach einem Rückgang im Jahr 2010 wieder
steigt (Grafik rechts). Dagegen müssen
alle Register gezogen werden, verlangt die
Arbeiterkammer – von mehr öffentlichen
Investitionen bis hin zu mehr Kaufkraft
durch eine Lohnsteuersenkung und einer
verstärkten Unterstützung durch aktive
Arbeitsmarktpolitik. Überfällig ist auch ein
Bonus-Malus-System, damit die Betriebe
wieder mehr Ältere beschäftigen.
250.000
300.000
350.000
400.000
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
257.324
319.320
297.964
300.379
322.805
361.056
389.155
0
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Arbeitssuchende
jeweils Ende Oktober;
Arbeitslose plus
SchulungsteilnehmerInnen