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AK FÜR SIE 11/2014
Arbeitslosen über 50. Jene Arbeitslosen,
die älter und gesundheitlich angeschlagen
sind, haben derzeit nur minimale Chancen,
wieder einen Job zu finden. Einer, der in
dieser Hinsicht Glück hatte, ist Nikola Peri .
Der 52-Jährige schlitterte vor einigen Jah-
ren in die Arbeitslosigkeit, weil seine alte
Firma in Konkurs ging.
Weniger Lohn
Elf Jahre lang war Nikola
Peri bei einer Druckerei
als Lieferant beschäftigt
gewesen. „In meinem Alter
findet man nicht mehr so
leicht was“, sagt er. Er schrieb hunderte
Bewerbungen. „Nur auf jede zwanzigste
Bewerbung kam eine Antwort.“ Durch das
Arbeitsmarktservice kam er zum gemeinnüt-
zigen Arbeitskräfteüberlasser „itworks“. Von
Umzugshilfe bis Montage machte er dort
vieles – bis er wieder einen Job als Lieferant
bei einer Tierfutterfirma annahm. Doch der
bringt auch Veränderungen mit sich: „Ich
verdiene jetzt brutto, was ich vorher netto
bekommen habe“, sagt Herr Peri .
Die AK fordert bessere Arbeitsmarkt-
chancen für Ältere, etwa durch ein Bonus-
Malus-System: Betriebe, die Älteren keine
Chance geben, sollen zahlen. Profitieren
sollen jene, die genug Älte-
re beschäftigen und auf-
nehmen. Gleichzeitig sol-
len alle Register gezogen
werden, um Produktions-
einbrüche ohne Massen-
kündigungen durchzuste-
hen – mit Maßnahmen von Kurzarbeit bis
zu Bildungskarenz.
Hoffnung auf Rückkehr
Beim Fahrzeughersteller MAN in Wien läuft
es derzeit schlecht. „Ursprünglich hieß es,
dass 300 Leute gehen müssen“, so Be-
triebsratsvorsitzender Michael Walczyk.
Schließlich wurden 200 Kollegen „abge-
baut“, 56 davon direkt gekündigt. Manche
sind jetzt in einer Arbeitsstiftung, andere in
Altersteilzeit oder in Bildungskarenz. „Wir
brauchen die Leute ja wieder“, sagt der Be-
triebsrat. Er hofft, dass einige wieder zu-
rückkommen.
Was hilft, wenn der Job wackelt
Wenn es in der Firma schlecht läuft,
kann einiges getan werden,
um Kündigungen zumindest erträglicher zu machen.
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Investieren Sie in Ihre Aus- und Weiterbildung:
Nutzen Sie den AK Bildungsgutschein, der
unterstützt Sie finanziell. Auch der Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds unterstützt Sie.
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Der Betriebsrat kann bei Kündigungen mitreden
und statt einer Kündigung andere
Wege suchen, etwa Bildungskarenz oder Altersteilzeit.
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Sie können Bildungskarenz mit der Firma vereinbaren.
Auch eine Bildungsteilzeit ist möglich.
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Arbeitsstiftungen:
Wenn etwa Ihr Arbeitgeber Personal abbauen muss, unterstützt der
Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds mit der Wiener Regionalstiftung beim beruflichen
Neuanfang.
I
nfos unter
wien.arbeiterkammer.at/kurse
und beim
Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds,
Kampf um mehr Kaufkraft
Die Metaller-Lohnverhandlungen bringen ein Plus über der Inflation.
„Nur auf jede
zwanzigste Bewerbung
kam eine Antwort.“
Der 52-jährige
Nikola Peri
musste
lange neue Arbeit suchen
Protestversammlung der Metaller-Betriebs-
räte: Lohnplus über der Inflation gesichert
Weniger Lohn- und Gehaltserhöhung in einer
Branche als die Inflation: Das wäre für die Be-
troffenen eine Katastrophe – und letztlich für
alle ArbeitnehmerInnen. Denn wer weniger Lohn
hat, kann weniger ausgeben, und das schadet
Beschäftigung und Wirtschaft. Diese Katastrophe
konnten die Gewerkschaften PRO-GE und GPA-djp
bei den Metaller-Lohnverhandlungen abwenden.
Betriebsversammlungen
Zunächst wollten die Unternehmervertreter tat-
sächlich, dass für die Erhöhung der über Kollek-
tivvertrag bezahlten Ist-Löhne und -gehälter nur
die 0,5-prozentige EU-Inflation als Basis genom-
men wird. Dagegen organisierten die Gewerk-
schaften Betriebsversammlungen und Betriebs-
rätekonferenzen.
Plus 2,1 Prozent
Die Unternehmer mussten letztlich einlenken.
Vereinbart wurden 2,1 Prozent Lohn- und Ge-
haltserhöhung – abgegolten werden 1,7 Prozent
österreichische Inflation, und dazu kommen noch
0,4 Prozent Lohn- und Gehaltsplus.
Foto: Erwin Schuh