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wien.arbeiterkammer.at/meinestadt

AK Stadt · Seite 6

W

ien wächst sich jung. Schon mit dem

20. Jahrhundert hat sich das Bild der

Jugend gewandelt. Wurde einst noch von

Kindheit und dem folgenden Übergang ins

Erwachsenenalter gesprochen, dehnte sich

der Jugendbegriff immer weiter aus. Waren

früher Vierzehn- bis Neunzehnjährige jung,

sind es heute 14- bis 30-Jährige. Verändert

haben sich auch die Lebensumstände:

Ausbildungszeiten dauern oft länger, der

Einstieg ins Berufsleben findet dementspre-

chend später statt.

In Wien leben derzeit rund 386.000 Menschen

im Alter zwischen 15 und 30 Jahren. Diese

Gruppe wird in den kommenden zehn Jahren

anwachsen, etwa um fünf Prozent – bei den

unter 15-Jährigen sogar um 16 Prozent. Pro-

gnosen zufolge wird Wien damit zum „jüngs-

ten“ Bundesland Österreichs. Um die – auch

international – hohen Standards weiter ge-

währleisten zu können, ist es entscheidend,

die Lebensverhältnisse und Bedürfnisse jun-

ger StadtbewohnerInnen gut zu kennen.

Die AK Wien hat deshalb beim Institut

SORA eine Sekundärauswertung in Auftrag

gegeben und ermitteln lassen, wie sich die

Lebenssituation der 15- bis 30-jährigen

BürgerInnen Wiens darstellt. Im Mittelpunkt

stehen die Bereiche Arbeiten, Wohnen,

„Leben in Wien“, ihre Wünsche an die Zu-

kunft und die Zufriedenheit mit den städti-

schen Gegebenheiten. Sozialwissenschaftli-

che Grundlagenstudien der Stadt Wien aus

den Jahren 2003, 2008 und 2013 dienten

als Datenbasis – in einzelnen Fällen auch die

Mikrozensi von 2007 und 2012.

Vom Job in die Ausbildung und retour

Mit dem Einstieg ins Berufsleben findet ein

wesentlicher Umbruch imLeben junger Men-

schen statt. Von den jungen WienerInnen

sind bereits 45 Prozent berufstätig, wie die

sozialwissenschaftlichen Grundlagenstudien

belegen. Weitere 46 Prozent befinden sich

in Ausbildung (28 Prozent SchülerInnen, 18

Prozent StudentInnen). Weder berufstätig

JUNG IN WIEN

Eine Stadt für Junge, eine

Stadt mit Chancen?

Die Lebenssituation junger Menschen wurde im Auftrag der AK untersucht.

Sie geben ihrer Stadt gute Noten für die Lebensqualität. Aber bei Arbeit

Wohnen und in der Freizeit gibt es auch viele Benachteiligte.

Von Katharina Hammer

Thema

Mag

a

Katharina

Hammer

ist

Soziologin und Mitar-

beiterin der Abteilung

Kommunalpolitik der

AK Wien

noch in Ausbildung sind 9 Prozent – diese

Gruppe setzt sich vor allem aus Menschen in

Arbeitslosigkeit und Karenz zusammen.

Meist steigen die jungen StadtbewohnerIn-

nen mit 18 Jahren verstärkt in den Jobmarkt

ein, danach nimmt der Anteil der Berufstäti-

gen kontinuierlich zu. Doch im Alter von 21

bis 23 Jahren kehren viele vom Joballtag

wieder ins Ausbildungsleben zurück, mit 24

Jahren steigt der Anteil der Berufstätigen er-

neut sehr stark an. Mit 30 Jahren üben knapp

80 Prozent einen Beruf aus: 37 Prozent aller

jugendlichen WienerInnen arbeiten Teilzeit.

Aus- und Fortbildung ist der häufigste Grund

für diese Arbeitsform, auch viele Studierende

sind nebenher berufstätig. Etwa ein Drittel

von ihnen geht regelmäßig einer beruflichen

Tätigkeit nach, ein knappes Viertel gele-

gentlich. Ein Drittel aller berufstätigen jun-

gen Menschen ist einer Mehrfachbelastung

durch eine Ausbildung oder einem zweiten

Job ausgesetzt.

Ihre Arbeit macht viele Junge allerdings un-

zufrieden: 25 Prozent sind für ihre Tätigkeit

überqualifiziert, 17 Prozent arbeiten in

à

Zusammengefasst

Junge WienerInnen sind sehr zu-

frieden. Eine Minderheit kämpft

mit einem oder mehreren prekä-

ren Punkten in Arbeit (befristeten

Dienstverhältnissen, Teilzeit) oder

imWohnbereich (Überbelag und

befristete Mietverträge). In ihrer

Freizeit ist der öffentliche Raum

den jungen WienerInnen sehr

wichtig. Die AK fordert attraktive

Freiflächen ohne Konsumzwang,

mehr Bildungsmaßnahmen und

eine höhere Neubauförderungs-

tätigkeit.

Fotos:JakobFielhauer (2),LisiSpecht (1),©GinaSanders– fotolia.de (1)