Background Image
Previous Page  7 / 16 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 7 / 16 Next Page
Page Background

Situation in Wien – besonders dank des

breiten sozialen Wohnbauangebots – besser

als in anderen Städten, allerdings haben

Junge am Wohnungsmarkt mit speziellen

Problemen zu kämpfen, etwa mit befristeten

Mietverträgen. Entlang der Sekundärdaten-

auswertung zeigt sich: Im privaten Segment

haben 37 Prozent einen befristeten Vertrag.

Angesichts aller privaten Neuvermietungen

aus dem Jahr 2011 sind sogar 54 Prozent

der Verträge befristet. Außerdem sind die

Mieten im privaten Segment seit 2005 deut-

lich überproportional gestiegen. Diese Stei-

gerung trifft junge Menschen mit voller Härte

– neue Mietverträge verschlingen der Sta-

tistik Austria zufolge ein Drittel ihres Haus-

haltseinkommens (im Durchschnitt sind es

„bloß“ 25 Prozent). Besonders betroffen

sind armutsgefährdete Junge – sie müs-

sen mit 40 Prozent doppelt so viel ihres

à

befristeten Dienstverhältnissen. Freilich gibt

es auch mit dem Einkommen Probleme,

denn etwa ein Fünftel kommt knapp oder

gar nicht damit aus. Dazu gehören vor allem

junge WienerInnen, die das Elternhaus bereits

verlassen haben. Besonders junge Eltern mit

kleinen Kindern haben es schwer, ein Drittel

von ihnen verdient viel zu wenig.

Junge leben auf befristetem Boden

Im Jahr 2013 wohnte genau die Hälfte der

jungen WienerInnen noch bei den Eltern

– verglichen mit 2008 bedeutet das einen

Rückgang von 4 Prozent. Offenbar werden

junge StadtbewohnerInnen früher flügge und

verlassen das Hotel Mama wieder zeitiger.

Mit 30 Jahren leben nun 9 von 10 jungen

StadtbewohnerInnen in den eigenen vier

Wänden. Der Weg zur eigenen Wohnung ist

jedoch mit Hürden gepflastert. Zwar ist die

Wie kommen die Jungen mit dem Haushaltseinkommen aus?

AK Stadt · Seite 7

wien.arbeiterkammer.at/meinestadt

Quelle: Sora SOWI Datensätze 2003 2008 2013

Das IFES hat im Auftrag der AK

Wien 500 junge ArbeitnehmerInnen

zu ihren Wohnkosten interviewt –

die Befragten durften nicht älter als

35 Jahre sein und mussten in den

letzten fünf Jahren eineWohnung in

Wien angemietet haben.

In den zentralen Studien-Ergebnis-

sen (veröffentlicht 2014) zeigte sich,

wie aufwendig dieWohnungssuche

ist. Für sieben von zehn Befragten,

die in den letzten zwei Jahren einen

Mietvertrag unterschrieben haben,

war es schwierig, eine Wohnung

zu finden. Hohe Mietpreise im pri-

vaten Segment und ein zu geringes

gefördertes Neubauangebot sind

die Ursachen.

Außerdem bestehen keine Preis-

unterschiede zwischen geregelten

und freien privaten Mieten. Private

Altbauwohnungen, die rechtlich in

der Regel dem Richtwertsystem

unterliegen, sind de facto gleich

teuer, wie frei vermietbare private

Neubauwohnungen (nach 1945

errichtet). Sozial gebundene Miet-

wohnungen (Gemeinde, gemein-

nützige Bauvereinigungen) sind

monatlich um rund 2,5 €/m² günsti-

ger als privateMietwohnungen (inkl.

Abschreibungen auf Finanzierungs-

beiträge bei Gemeinnützigen).

Daher fordert die AK von der

Regierung eine Mietrechtsreform,

die spürbare Entlastungen für die

MieterInnen und Wohnungssu-

chenden bringt. Bedingt durch

den anhaltenden regen Zuzug

nach Wien und den angespann-

ten Wohnungsmarkt, fordert die

AK überdies von der Stadt jährlich

mindestens 8.000 Wohnbauförde-

rungszusicherungen im Neubau in

der nächsten Dekade.

Lukas Tockner, Mitarbeiter der

Abteilung Konsumentenschutz

der AK Wien

Kommentar

IM DICHTEN

MIETDSCHUNGEL

In Wien leben derzeit rund 386.000 Menschen zwischen 15 und 30 Jahren. In den nächsten

10 Jahren wird diese Gruppe noch wachsen. So wird Wien zum „jüngsten“ Bundesland

Knapp die Hälfte der jungen WienerInnen gibt an, einigermaßen mit dem Haushaltseinkommen das Auslangen zu finden.

Insgesamt 21 Prozent kommen nur „knapp“ oder „gar nicht“ aus. Der Rest kann sehr gut mit dem Geld auskommen

50%

40%

30%

20%

10%

0%

reicht

nicht

knapp

sehr

gut

einiger-

maßen

2003

2008

2013