Schlechte Sitten Im Privatbereich
Die unfairen Tricks und
Schmähs der Miethaie
Nicht immer gibt es zwischen MieterInnen und Vermietern ein korrek-
tes Verhältnis. Wir zeigen ein paar Beispiele wie Eigentümer sich
auf unsauberen Wegen Vorteile verschafft haben.
Von Lukas Tockner
wien.arbeiterkammer.at/meinestadt
AK Stadt · Seite 14
K
urz nach dem Kauf mehrerer Zinshäu-
ser, informierte der neue Besitzer seine
MieterInnen von einer Haus- und Woh-
nungsbegehung, „bei der alle Probleme
und Fragen persönlich besprochen werden
können“. Bei diesem Termin erklärte er,
dass „das Haus so abbruchreif sei, dass
alle Mieter spätestens nach neun Monaten
ausziehen müssen“. Gleichzeitig aber bot
der neue Eigentümer den ge-
schockten Mietern 5.000 Euro
an, wenn sie sofort – ohne
Bedenkzeit – den Mietvertrag
„einvernehmlich auflösen“. Die
meisten MieterInnen unterschrieben und
erfuhren bei der Mietervereinigung, dass sie
der Eigentümer nicht einfach auf die Straße
setzen kann. Die Mieter wehrten sich gegen
die Täuschung und erklärten nach § 3 Kon-
sumentenschutzgesetz schriftlich, dass sie
von der Auflösungsvereinbarung zurücktre-
ten. Dagegen ging der Hausbesitzer vor Ge-
richt, doch die MieterInnen bekamen Recht
und konnten in ihren Wohnungen bleiben.
Viele Spekulanten reichen eine gerichtliche
Kündigung gerne in den Haupturlaubszeiten
ein. Versäumt der Mieter die Einwen-
dungsfrist, wird
die Kündigung
rechtswirksam,
auch wenn der
Kündigungsgrund erlo-
gen ist. In solchen Fällen
helfen nur mehr kompli-
zierte Rechtsbehelfe, wie etwa
die „Wiedereinsetzung“.
Überhöhte Schadenersatzforderungen
Doch selbst Vermieter, die nicht zu den
schlimmsten Immobilienhaien zählen, nei-
gen oftmals zu zweifelhaften Maßnahmen.
Bei der Anmietung ihrer Wohnung hat Frau
M. 1992 eine Einbauküche und Stellagen
im Abstellraum montieren lassen. Bei der
Rückstellung der Wohnung im vergangenen
Jahr montierte sie die Küche und die Stella-
gen wieder ab. Wegen der sichtbaren Bohr
löcher wurden ihr ganze 814 Euro von der
Kaution abgezogen. Zu Unrecht, wie sich
herausstellte. Denn auch von den Mietern
vorgenommene Veränderungen des Miet-
gegenstands werden unter dem Blickwinkel
der Abnützung beurteilt. Unwesentliche Ver-
änderungen wie Bohrlöcher sind als normale
Abnützung zu werten.
Mag Lukas Tockner
Referent für
Wohnungspolitik
in der AK Wien.
Er ist Mitarbeiter
der Abteilung für
Konsumentenschutz.
©RichardCarey– fotolia.de (1),shootandgo (1),LisiSpecht
Thema
W o h n e n
Studie: Wohnen im Arsenal
Folgen der Privatisierung
Erstmals werden Privatisierungs-
effekte in der österreichischen
Wohnungsforschung themati-
siert. Das Ergebnis zeigt, dass
sowohl Alt- als auch NeumieterInnen Ver-
schlechterungen erfahren. Die AltmieterInnen
beklagen Defizite im Wohnumfeld, die Neu-
mieterInnen zahlen höhere Mieten.
Miethaie verwenden
gerne List und Tücke
um langjährige Miete
rInnen aus dem Haus
zu ekeln.
Zusammengefasst
Immobilienspekulanten ,die unter
fadenscheinigen Vorwänden,
Mietverträge kündigen, Vermiete-
rInnen die wegen einer gewöhn-
lichen Wohnungsabnutzung die
Kaution einbehalten oder ganz
einfach ihre Wohnung zu Phan-
tasiepreisen vermieten. Das ist
leider fast alltäglich am Woh-
nungsmarkt. Auch weil ein nicht
eindeutig ausformuliertes Miet-
rechtsgesetz Graubereiche offen
lässt. Aber MieterInnen können
sich wehren.
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