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AK Stadt · Seite 12
D
ie gesamte Stadtregion Wiens wird
gemäß der Bevölkerungsprognosen
in den nächsten zwei Jahrzehnten deutlich
– von derzeit 1,7 auf 2 Millionen Einwohne-
rInnen – anwachsen. Mit diesem Wachstum
steht Wien nicht alleine da. Für die meisten
österreichischen Landeshauptstädte und
ihre Umlandgemeinden werden deutliche
Bevölkerungszuwächse prognostiziert.
Während die Kernstädte und ihre Speck-
gürtel wachsen, werden im Gegensatz dazu
für strukturschwache ländliche Regionen
Bevölkerungsrückgänge erwartet.
Großer Bedarf
Mitte der Achtzigerjahre bis Mitte der Neun-
zigerjahre lag der durchschnittliche Bau-
landverbrauch in Wien bei rund 50 Hektar
pro Jahr. Daraus wurden später 150 Hektar
– ein dreimal so hoher Verbrauch. In dieser
Phase wurden rund 11.000 geförderte und
freifinanzierte Wohnungen pro Jahr errichtet.
Doch in den folgenden Jahren nahm die
Neubauleistung wieder deutlich ab. Zum
Vergleich: Das größte Stadtentwicklungsge-
biet Wiens – das Flugfeld Aspern – verfügt
über rund 240 Hektar.
Seit den Neunzigerjahren wurden seitens
der Stadt verstärkt große Flächen umge-
widmet, deren Nutzungsänderung auf-
grund neuer Rahmenbedingungen möglich
wurde. Betroffen davon waren betrieblich
genutzte Bereiche wie etwa das Schlacht-
hofgelände, oder vormals ausschließlich
infrastrukturell gebrauchte Bereiche wie
Hauptbahnhof und Nordbahnhof sowie
überwiegend landwirtschaftliche Flächen
wie das ehemalige Flugfeld Aspern. Große
Teile davon – etwa am Nordbahnhof wie
auch am Hauptbahnhof – sind bereits rea-
lisiert oder in Fertigstellung.
Gesuchte Fläche
Doch langsam geht der Platz aus. Das
Umwidmungspotenzial von großen Ent-
wicklungsgebieten wird deshalb – sieht
Von Umwidmung bis Verdichtung
10.000 neue Wohnungen in
Wien: Geht bald der Platz aus?
Um der wachsenden Bevölkerung gerecht zu werden, muss dringend Platz
geschaffen werden. Die Suche nach Stadtentwicklungsflächen wird zur her-
ausfordernden Aufgabe kommender Jahrzehnte.
Von Christian Pichler
man von einigen Ausnahmen wie etwa
Kasernenarealen ab – in Zukunft deutlich
abnehmen. Es wird sich in Richtung kleintei-
liger Projekte verschieben müssen. Mit den
derzeit definierten Stadtentwicklungsflächen
kann, selbst bei vollständiger Realisierung,
der erforderliche Bedarf im besten Fall für
das nächste Jahrzehnt abgedeckt werden.
Um zu verhindern, dass in wenigen Jahren
die notwendige Baulandreserve nicht mehr
zur Verfügung steht, ist es deshalb unum-
gänglich auf neue Flächen zuzugreifen und
darüber hinaus gehende Stadtentwicklungs-
gebiete zu definieren und zu mobilisieren.
Denn schon jetzt sind potenziell sinnvolle
Stadterweiterungsflächen (zB Rothneusiedl)
oft nicht verfügbar.
Hierfür wird es auch notwendig sein, Werk-
zeuge zur Baulandmobilisierung in das
Bau- und Bodenrecht der Stadt zu imple-
mentieren. So könnte etwa die Einführung
einer Widmungskategorie „Sozialer Wohn-
bau“ einen wichtigen Beitrag leisten, damit
auch in Zukunft geförderter Wohnbau in
zentrumsnahen Lagen realisierbar bleibt.
à
Zusammengefasst
Wien braucht Platz. In den
nächsten 20 Jahren wird die
Zahl der EinwohnerInnen von
1,7 auf 2 Millionen steigen. Doch
die Entwicklungsgebiete für den
Wohnbau werden in Zukunft
deutlich abnehmen. Der Wohn-
bau wird sich in kleinteilige Pro-
jekte verschieben müssen.
Deshalb ist es unumgänglich,
auf neue Flächen zuzugreifen
und darüber hinaus gehende
Stadtentwicklungsgebiete zu
definieren und zu mobilisieren.
DI Christian Pichler
ist Raumplaner
und Mitarbeiter
der Abteilung
Kommunalpolitik
der AK Wien.
LisiSpecht (1),Shootandgo (4)
Thema
W o h n e n
Zukunftsaussichten:
Wien braucht rund
10.000 Wohnungen
pro Jahr. Derzeit
werden etwa 8.000
gebaut.