schwunden. Damit führten die Zusammen-
legungen allerdings auch zu einem Verlust
an Wohnungseinheiten in diesen beiden
Dekaden. Laut Statistik Austria handelte es
sich um einen Verlust von rund 5.000 Ein-
heiten pro Jahr. Diese Entwicklung war zu
Beginn des Jahrtausends abgeschlossen.
Ein beträchtlicher Anteil der Haushalte, die
seit 2000 nach Wien übersiedelt sind, ist in
diesen modernisierten Altbauten unterge-
kommen. Mit der Zeit hat sich jedoch das
Angebot an preiswerten Wohnungen immer
mehr verringert. Auch weil die Bodenpreise
enorm gestiegen sind und sich das auf den
sozialen Wohnbau auswirkt. Denn nach der
Finanz- und Wirtschaftskrise ist ein kurzle-
biger Vorsorgewohnungsboom ausgebro-
chen, der auf die Devise „Grundbuch statt
Sparbuch“ vertraut. Vermögende Haushalte
schichteten ihr Finanzvermögen um. Diese
Nachfrage hat das Preisniveau auf dem
Markt für Geschossbau-Grundstücke
à
der Anstieg der Nachfrage, der durch das
Bevölkerungswachstum entstanden ist. Die
eigene Attraktivität wird für die Stadt Wien,
betrachtet man den Wohnungsmarkt, zu
einem immer größeren Problem. In der letz-
ten Dekade sind beinahe 170.000 Menschen
nach Wien gezogen. Offensichtlich erwarten
sich die Menschen hier Lebenschancen,
die ihnen anderswo nicht geboten werden.
Für das laufende Jahrzehnt wird mit rund
140.000 Menschen erneut ein Zuzug prog-
nostiziert, der beinahe die Bevölkerungszahl
von Salzburg Stadt erreicht.
Bodenpreise enorm gestiegen
Wien hat seit jeher einen hohen Anteil an Alt-
bauwohnungen. In den 1980er- und 1990er-
Jahren wurden diese schrittweise saniert
und oft mit Förderungsmitteln der Steuer-
zahler zusammengelegt und aufkategorisiert.
Die kleinen Substandardwohnungen sind
seit damals beinahe völlig aus der Stadt ver-
Gerade bei den privaten Mietwohnungen schnellen die Preise in die Höhe – in den letzten
sechs Jahren gab es satte Preissteigerungen von rund 37 Prozent. Der Anstieg der
Privatmieten war damit dreimal so hoch wie die allgemeine Teuerung.
Kommentar
Mehr leistbare
Wohnungen
schaffen
Die Mikrozensusdaten zeigen
ein deutliches Bild. Von 2005 bis
2011 stiegen die privaten Mieten
in Wien um knapp 37 Prozent,
Genossenschafts- und Gemein-
dewohnungen hingegen nur um
rund 13,5 bzw. 14 Prozent. Diese
stark steigenden Mieten für pri-
vate Wohnungen können sich
immer weniger Menschen leis-
ten. Gesetzliche Defizite wie die
völlig unzureichende Richtwert-
regelung nützen seit Jahren nur
den Vermietern. Sie verlangen,
was der Markt zulässt. Der freie
Markt bringt nicht genügend
leistbare Wohnungen, und die
öffentliche Hand ist somit gefor-
dert. Zudem ist eine wirksame
gesetzliche Mietzinsbeschrän-
kung für private Mietwohnungen
dringend notwendig.
Obwohl der geförderte Wohnbau
in Wien eine einzigartige Erfolgs-
geschichte darstellt, hat Wien
mit dem starken Bevölkerungs-
zustrom und mit den Folgen der
Wirtschaftskrise zu kämpfen. Die
Stadt hat daher 2011 die Wohn-
bauinitiative „Call“ ins Leben
gerufen. Damit werden etwa
6.200 zusätzliche leistbare Miet-
wohnungen errichtet. Auch mit
den Smartwohnungen hat Wien,
besonders für sozial schwächere
Menschen, ein Neubaukonzept
entwickelt, das angesichts der
realen Einkommensverluste im
untersten Quartil in den letzten
Jahren eine sehr begrüßens-
werte Initiative darstellt. Aller-
dings bedarf es noch weiterer
Anstrengungen der öffentlichen
Hand, um den Druck aus dem
privaten Mietwohnungsmarkt zu
nehmen.
Mag
a
Gabriele
Zgubic,
Leiterin der
Abteilung
Konsumenten
politik der
AK Wien
Vergleich der Mietensteigerung in Wien von 2005 bis 2011 mit Inflation und Löhnen
AK Stadt · Seite 7
wien.arbeiterkammer.at/meinestadt
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35%
Gemeindewohnungen 14,2%
Genossenschaftswohnungen 13,5%
Private Wohnungen 36,6%
Inflation 13,1%
Medianlohn 12,2%
Da private Mieten im
Fünfjahresvergleich
fast um 37 Prozent
anstiegen, müssen
jene MieterInnen einen
immer höheren Anteil
ihres Einkommens an
den privaten Vermieter
abliefern.