AK-Stadt 2 2013 - page 6

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AK Stadt · Seite 6
W
ohnen ist ein Grundbedürfnis, doch
die Schaffung von Wohnraum ist
teuer. Für Familien in mittleren und niedrigen
Einkommenssegmenten ist der Kauf einer
eigenen Wohnung eine schwere finanzielle
Belastung. Kreditrückzahlungen sind be-
sonders in wirtschaftlich so unsicheren Zei-
ten mit immer kürzeren Arbeitsverhältnissen
ein extremes Risiko. Deshalb sind Mietwoh-
nungen für diese Personengruppen oft die
vernünftige Alternative zur Eigentumswoh-
nung.
Daneben gibt es eine weitere Besonderheit
in der Wohnungsproblematik: Wohnungen
bleiben länger bestehen als die Haushalte.
Nicht für jeden Wohnbedarf muss eine
neue Wohnung gebaut werden. So werden
in Wien rund 60.000 Mietverträge pro Jahr
abgeschlossen – jährlich kommt aber nur
ein Bruchteil von Neubauten dazu. Das be-
deutet, dass ein Großteil der Versorgung im
Bestand stattfindet. Diese Tatsache macht
klar, dass eine vernünftige Wohnpolitik nicht
nur den Neubau, sondern auch den bishe-
rigen Wohnungsbestand als Schwerpunkt
behandeln muss.
43 Prozent sind Privatmieten
Derzeit leben über drei Viertel der Haushalte
in Wien in Hauptmietwohnungen. Knapp ein
Drittel der 640.000 Mietwohnungen wer-
den von der Gemeinde Wien bereitgestellt.
Diese Gemeindewohnungen sind mit einer
durchschnittlichen Bruttomiete (Bruttomiete
= Hauptmietzins plus Betriebskosten plus
Umsatzsteuer ) von 5,64 €/m² die günstigste
Wohnform. Der Anteil von Wohnungen ge-
meinnütziger Bauvereinigungen beläuft sich
auf gut ein Viertel. Dort betragen die Mieten
durchschnittlich 6,32 €/m². Die restlichen 43
Prozent der Hauptmietwohnungen sind im
Eigentum von Privaten. Dabei ist der klassi-
sche Hausherr immer seltener anzutreffen –
an seine Stelle treten oftmals internationale
Firmen, die sich in Wien als Immobilien­
Wohnen in Wien
Wohnbau nicht schleifen lassen,
bodenlose Preise kontrollieren!
Die Attraktivität Wiens wird zum Problem. Der Zuzug schafft einen Engpass
am Wohnungsmarkt. Aktivitäten, wie die Reform des Mietrechtsgesetzes und
mehr öffentlicher Wohnbau, sind gefragt.
Von Walter Rosifka
Thema
Mag Walter
Rosifka
­studierte
Jus und ist
Team­leiter in der
Abteilung für Kon-
sumentenschutz
anleger betätigen. Sie schaffen das teuerste
Segment am Mietwohnungssektor, der
Quadratmeter kostet hierbei durchschnittlich
mehr als 7 € brutto. Eine Zahl, die täuscht,
denn sie stellt den Durchschnittspreis für alle
Mietverträge – auch bereits jahrelang beste-
hende – dar.
Teure Privatmieten
Vor allem bei den privaten Mietwohnungen
schnellen die Preise in die Höhe – in den
letzten sechs Jahren gab es satte Preisstei-
gerungen von rund 37 Prozent (siehe Grafik).
Der Anstieg der Privatmieten war damit drei-
mal so stark wie jener der Medianeinkom-
men und auch dreimal so hoch wie die all-
gemeine Teuerung. Dem gegenüber haben
sich die Mieten bei den Gemeinde- (mit 14,2
Prozent) und Genossenschaftswohnungen
(13,5 Prozent) moderat entwickelt, der An-
stieg lag im Rahmen der Inflation und der
medianen Einkommenszuwächse.
Ein Grund für die enorme Preissteigerung
bei den privaten Mietwohnungen ist
à
Zusammengefasst
In Wien werden jährlich 60.000
Mietverträge abgeschlossen.
Besonders die Preise von pri-
vaten Mietwohnungen steigen
derzeit enorm. Darauf muss
reagiert werden, weil sich sonst
Durchschnittsfamilien keine
Wohnungen in der Stadt mehr
leisten können. Daher fordert
die AK mehr öffentlichen Wohn-
bau, die Schaffung einer Wid-
mungskategorie für sozialen
Wohnbau und eine Reform des
Mietrechtsgesetzes.
Fotos:shootandgo (4) ,LisiSpecht (2)
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