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uch Ärzte beschäftigen sich
mit der Frage, welche Folgen
12-Stunden-Arbeitstage ha-
ben. Eine vor kurzem erschienene
Studie der MedUni Wien hat erge-
ben, dass so lange Dienste zu einer
erheblichen Tagesermüdung führen,
die nur schwer auf normalem Weg
durch die Tagesfreizeit abgebaut
werden kann. Die Gesundheits-
risken, die Unfallgefahr sowie die
Fehlerhäufigkeit würden steigen.
Untersucht wurde dazu die
Belastung von AltenpflegerInnen in
Senioren-Wohnheimen in Niederös-
terreich und Oberösterreich an
12-Stunden-Arbeitstagen. Das
Ergebnis, so die WissenschafterIn-
nen: „Der Ermüdungszuwachs
während eines 12-Stunden-Tag-
dienstes ist dreieinhalbmal höher
als an einem arbeitsfreien Tag,
außerdem nimmt die Ermüdung
bei zwei aufeinanderfolgenden
12-Stunden-Diensten weiter
signifikant zu.“ Zusatz: „Die
Erholung am Tagesrand reicht in
diesem Fall nicht aus, um diese
Ermüdung sofort auszugleichen.“
Nach zwei aufeinanderfolgenden
Tagen mit je zwölf Stunden
Arbeitszeit müsste man drei Tage
freinehmen, um sich vollständig zu
erholen, wie die Studie zeigt.
Generell gebe es praktisch bei
jedem Menschen spätestens ab der
zehnten Tagesarbeitsstunde einen
deutlichen Leistungsknick – inklusi-
ve erhöhter Unfallgefahr im Beruf
oder im Straßenverkehr.
Die Schlussfolgerung aus der
Studie: Die Tagesarbeitszeit sollte
in der Regel acht Stunden nicht
überschreiten, ansonsten steigt das
Risiko für Herz-Kreislauf-Erkran-
kungen beziehungsweise psychi-
sche Erkrankungen. Längere
Arbeitstage und geblockte Arbeit
seien ebenfalls nicht sinnvoll. Die
angestaute Ermüdung verhindere,
dass die Freizeit auch richtig
genossen werden kann.
Noch Fragen?
wien.arbeiterkammer.atAK FÜR SIE 04/2017
5
”
Kein Privatleben mehr.“
”
Tatsache ist, inklusive der Fahrzeiten zum Arbeitsort
und der Wahrscheinlichkeit, dass zu den 12 Stunden
noch Überstunden kommen, ist man bis zu 14 Stunden von
zu Hause weg.“
”
Grundsätzlich sind 12-Stunden-Arbeitstage kein
Problem, wenn auch der Betrieb auf die Freizeitgewäh-
rung des Arbeitnehmers Rücksicht nimmt.“
”
Work – Eat – Sleep – Repeat“
”
Noch weniger Zeit für das Haustier, den Partner und zu
kurze Erholungsphase.“
”
Gemütlich Feierabend machen ist nicht mehr möglich.
Für Sport bleibt auch keine Zeit, das merkt der Körper
schnell und reagiert mit Schlaflosigkeit nachts und Trägheit
tagsüber.“
”
Die Familie kennt nichts anderes. Habe bei der Kinder-
Erziehung ALLES, was einen Vater heute ausmacht,
versäumt. Die Kinder werfen mir das heute noch vor!“
”
Ich finde, es kommt auf Selbstbestimmung und die Art
der Arbeit an ... 12-Stunden-Tage sollten die Seltenheit
sein und sich auf kurze Zeit im Leben beschränken.“
”
Die Kinderbetreuung würde nur mir, der Großmutter,
obliegen. Das schaffe ich aber nicht mehr.“
”
Wir sind keine Arbeitsmaschinen.“
Die AK Online-Umfrage zum 12-Stunden-Arbeitstag
16.000 Menschen haben im März den AK Online-Fragebogen auf der Homepage der Arbeiterkammer ausgefüllt. Das ist Rekord!
■
83 Prozent
glauben, sie wären von einem
12-Stunden-Tag betroffen.
■
90 Prozent
sagen, es wäre für sie „sehr oder
eher schwierig“, wenn der Arbeitgeber
jederzeit 12-Stunden-Arbeit verlangen könnte.
■
89
Prozent
sagen, es wäre für sie „sehr oder
eher schwierig“, wenn ihnen vorgeschrieben
würde, wann Zeitguthaben aufzubrauchen
sind.
■
83
Prozent
sagen, es wäre für sie „sehr
oder eher schwierig“, wenn an mehreren
Tagen hintereinander 12 Stunden lang
gearbeitet würde.
■
95
Prozent
sagen, es wäre „sehr oder eher
wichtig“ für sie, selbst zu entscheiden, wann
Gutstunden verbraucht werden.
■
23
Prozent
der Befragten haben bisher
noch nie 12 Stunden lang gearbeitet. Alle an-
deren haben das jetzt schon zumindest
fallweise getan.
■
74
Prozent
der Eltern sehen es als „sehr
oder eher schwierig“, 12-Stunden-Arbeitstage
mit den Bedürfnissen der Kinder zu
vereinbaren.
■
80
Prozent
sind der Ansicht, Sport und
Hobbys wären bei 12-Stunden-Arbeitstagen
vernachlässigt.
n Befragten die Folgen
ag Realität würde
Wenn Arbeit krank macht
Mediziner: 12-Stunden-Arbeitstage als Gesundheitsrisiko
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