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im Blick

Umstrukturierungen wie etwa die Verlagerung von Tätigkeiten an andere Standorte zählen

zum täglichen Geschäft. Meist haben sie aber negative Folgen für die Belegschaft

Foto: picturedesk.com / PhotoAlto / Eric Audras

O

utsourcing, Verlagerungen, Ver-

schmelzungen, Change-Manage-

ment-Projekte: In der österreichi-

schen Unternehmenslandschaft bleibt

seit Jahren kein Stein auf dem anderen.

Umstrukturierungen stehen praktisch auf

der Tagesordnung. Das ergab auch eine

von der AK Wien in Auftrag gegebene

Studie. Konkret befragte die Forschungs-

und Beratungsstelle Arbeitswelt 350 Be-

triebsrätInnen.

Gestresste MitarbeiterInnen

Resultat: Umstrukturierungen stehen fast

immer unter dem Motto „Kosten sparen“.

Dazu zählen vor allem Einsparungen beim

Personal. Und diese Vorgaben werden

auch schnell einmal erreicht. Dagegen

werden nachhaltige Ziele wie etwa die

Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit

schon deutlich weniger erfüllt.

Die Folgen bekommen vor allem die

Beschäftigten zu spüren. So gaben 85

Prozent der Befragten an, dass der Ar-

beitsdruck gestiegen ist, 67 Prozent mel-

deten weniger Personal (siehe Grafik).

„An dieser Situation muss sich etwas

ändern“, fordern daher AK und ÖGB und

pochen auf eine bessere Mitbestimmung

seitens des Betriebsrates bei Umstruktu-

rierungen. Gefordert werden etwa Sankti-

onen, wenn die Informations- und Bera-

tungsrechte der Belegschaftsvertrete-

rInnen verletzt werden. Zudem soll es eine

verpflichtende Zustimmung des Auf-

sichtsrates zu Umstrukturierungen geben.

Auch die Wahl eines Betriebsrates

muss vereinfacht und die Grenzen für die

Freistellung von Betriebsratsmitgliedern

gesenkt werden. Gefordert werden auch

Maßnahmen gegen das Unterlaufen von

Kollektivverträgen.

n

M.L.F.

Wer rastet, der rostet?

In Unternehmen wird ständig umstrukturiert. Hauptziel: Kos-

tenreduktion. Die Folge: Mehr Druck und weniger Jobs.

N

ach fünf Jahren geht die Arbeits-

losenzahl zurück. Finanzkrise und

EU-Sparpolitik seit 2008 haben in Ös-

terreich 300.000 Jobs gekostet, die Beschäfti-

gung ist nur noch so verhalten gestiegen wie

in Deutschland. Die Bevölkerung im erwerbs-

fähigen Alter stieg bei uns kräftig, vor allem

durch Zuwanderung aus Deutschland und

Osteuropa, zudem blieben wegen der Pensi-

onsreformen mehr Ältere auf dem Arbeits-

markt. Seit mehreren Quartalen verbessert

sich aber die Wirtschaftslage markant.

Deutscher Mindestlohn

Derzeit wird über eine Regulierung des star-

ken Zustroms ausländischer Arbeitskräfte

diskutiert. Das ist berechtigt. Eine Begren-

zung der Zuwanderung setzt aber bei der

Verbesserung der Lebensbedingungen in

den Quellländern der Migration an. Das zeigt

Deutschland: Der dort im Jahr 2015 einge-

führte Mindestlohn hat die Abwanderung aus

Ostdeutschland nach Österreich gebremst. Es

ist aber klar, dass der Aufholprozess Osteu-

ropas noch mehr Schub braucht. Etwa durch

europäische Investitionen in Infrastruktur,

Bildung, Arbeitsmarkt und Verwaltung.

Investitionen

In Österreich kann Lohn- und Sozialdumping

schärfer bekämpft werden. Skepsis ist beim

geplanten „Beschäftigungsbonus“ angebracht.

Er sieht bei zusätzlichen Jobs die Förderung

von Lohnnebenkosten vor. Da die Beschäfti-

gung aber steigt, werden Jobs gefördert, die

es auch so gäbe. Viel effizienter wäre, den

Bonus auf Arbeitslose zu konzentrieren. Und

werden verstärkte Investitionsaktivitäten in

Österreich mit Qualifizierung und Arbeitszeit-

verkürzung kombiniert, kann der Rückgang

der Arbeitslosigkeit erheb-

lich verstärkt werden.

Die Rückkehr

der Jobs

Wirtschaft

klipp&klar

Markus Marterbauer

AK Wien, Leiter Abteilung

Wirtschaftswissenschaft und Statistik

Mehr auf

6

AK FÜR SIE 04/2017

Umstrukturierung: Folgen für die Belegschaft*

Arbeitsdruck ist gestiegen

Personalstand gesunken

Unsichere Jobs

Betriebsrats-Einfluss gesunken

Sozialleistungen abgeschafft

Schlechtere Arbeitszeitregelung

Andere KV-Zugehörigkeit

Längerer Arbeitsweg

85

%

67

%

57

%

54

%

37

%

30

%

25

%

20

%

*Häufigkeit in %