

AK FÜR SIE 04/2017
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deln um Arbeitszeiten, Bezahlungsfragen
und Pausenregelungen. „Die Betriebsrätin-
nen und Betriebsräte spielen bei so raschen
Umwälzungen in der Arbeitswelt eine ganz
zentrale Rolle. Und starke Gewerkschaften
in Schlüsselindustrien wie etwa die Metaller
oder die Eisenbahner müssen die Vorreiter
sein.“ Wenn laufend neue Tätigkeiten entste-
hen, sich die Berufsbilder in wenigen Jahren
stark verändern, verhandeln die Gewerk-
schaften am Ende ja auch über Bezahlung,
Arbeitszeit und Arbeitsbedingungen.
Bei der Bahn wird derzeit etwa das
PC-System „Skype for Business“ beim In-
fo-Dienst für ehemalige ÖBB-Mitarbeite-
rInnen getestet. Die BetriebsrätInnen vom
Digitalisierungsprojekt sind schon in der
Testphase dabei. Der Computer zeichnet
bei „Skype for Business“ auf, wann die
Tastatur bedient wird, wann nicht. Anwe-
senheiten und Abwesenheiten können die
KollegInnen am Bildschirm mitbeobach-
ten, auf 3 Minuten genau.
Zu viel Kontrolle
„Selbst die Klo-Pause wird als Abwesen-
heit aufgezeichnet. Das ist unwürdig und
sinnlos. Das muss weg. Nur längere Ab-
wesenheiten, etwa für Dienstbesprechun-
gen, sind so relevant für andere, dass sie
gezeigt werden könnten“, findet etwa Be-
triebsrat Josef Brenner. Eine gegenseitige
Kontrolle der Kurzpausen via Bildschirm
unter KollegInnen im Team soll es nicht ge-
ben. Brenner: „Wir dürfen nicht zulassen,
dass so die Würde der Einzelnen, aber
auch der Teamgeist untergraben werden.“
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SANDRA KNOPP/U.B.
Kameras an der Jacke schaffen mehr
Sicherheit. Die BetriebsrätInnen wollen den
Datenschutz klarer regeln
Modell-Projekt
mit Perspektive
20 Betriebsräte arbeiten an
Modellen zum digitalen Wandel.
D
atenschutz, Personaleinsparungen,
Arbeits- und Pausenzeiten oder Wei-
terbildung: Die Digitalisierung verändert die
Arbeitswelt rasant, nicht nur bei der Bahn.
Deshalb ist das Projekt „Digitalisierung und
Automatisierung bei den ÖBB“ ein Modell
für viele Betriebe in ganz Österreich: „Wir
sehen hier an einem der größten Betrie-
be des Landes, wie sich die Arbeitswelt
wandelt und wo Betriebsräte sinnvoll, rasch
und gezielt eingreifen können. Das wird
Schule machen“, sagt etwa AK Arbeits-
markt-Experte Gernot Mitter.
Noch bis Ende 2017 sammeln Josef
Brenner und Olivia Janisch gemeinsam
mit weiteren 18 ÖBB-BetriebsrätInnen
Erfahrungen, arbeiten insgesamt 30 Be-
triebsvereinbarungen um und planen die
weiteren Schritte. Das Digitalisierungs-
projekt ist Chefsache im Betriebsrat. „Die
Arbeitswelt 4.0 ist gleichermaßen Chance
und Herausforderung für die Beschäftig-
ten. Nutzen wir die Chance, bevor uns
etwas von außen diktiert wird“, sagt ÖBB-
Konzernbetriebsratsvorsitzender Roman
Hebenstreit. Im Juni wird das österreichi-
sche Projekt den Bahn-BetriebsrätInnen in
der Schweiz, Liechtenstein und Deutsch-
land vorgestellt.
BetriebsrätInnen Josef Brenner und
Olivia Janisch: 30 Betriebsvereinba-
rungen bis Dezember durchforscht