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S

panier und Portugiesen, die bei

einer Firma in der Slowakei ange-

stellt sind und auf einer Baustelle

in Österreich arbeiten. Was auf

den ersten Blick wie die Verwirk-

lichung des europäischen Gedankens

scheint, hat sich in Wahrheit als Albtraum

für die Arbeitnehmer ent-

puppt. Noch heute, rund ein-

einhalb Jahre nach den Vor-

fällen,

kommt

Ismael

Velazquez Romero in Rage,

wenn er sich daran erinnert.

Jetzt steht er vor den fertig-

gestellten Hochhäusern di-

rekt beim Wiener Haupt-

bahnhof, wo er im September

2016 als Schaler zu arbeiten begonnen

hatte. Was war passiert?

Keine Sicherheit

„In Spanien gibt es wenig Jobs, daher ha-

be ich im Internet nach Angeboten ge-

sucht“, erzählt Velazquez Romero. Eine

Firma mit Sitz in Bratislava hat ihm Arbeit

bei einer Baustelle in Wien angeboten. Die

Bedingungen, die der Spanier hier vorge-

funden hat, sind – für ein Land wie Öster-

reich – unvorstellbar. „Zu fünft mussten wir

in einer Unterkunft von nur 20 Quadratme-

tern leben“, so der Arbeiter.

Auch die Sicherheitsvorkeh-

rungen auf der Baustelle wa-

ren haarsträubend. „Für Ar-

beiten in der Höhe fehlten die

Anschnallvorrichtungen. Vor

Arbeitsbeginn gab es nicht

einmal medizinische Checks.

Hat jemand Probleme mit

dem Herz, hört und sieht je-

der gut? Das alles wurde nicht untersucht“,

ärgert sich Velazquez Romero.

Leeres Konto

Das dicke Ende kommt aber erst: Im No-

vember erhielten rund 30 Arbeiter plötzlich

keinen Lohn mehr, auch im

Alle Fotos: Erwin Schuh

Dezember wurde nichts bezahlt. Mehr als

4.500 Euro an Lohn sind nach wie vor aus-

ständig. „Viele konnten sich nicht einmal

mehr etwas zu essen leisten, weil sie ihr

gesamtes bisheriges Geld an ihre Familien

in die Heimat geschickt haben. Wer noch

Geld übrig hatte, hat sich ein Flugticket für

die Heimreise gekauft. Ich selbst hatte

noch ein wenig gespart und habe damit

ein paar Kollegen aushelfen können“, be-

richtet Velazquez Romero.

Doch das war noch

nicht alles. Als

der Spanier bei

einer

Scha-

lungsarbeit ein

Ismael Velazquez Romero

hat an den

Hochhäusern beim Hauptbahnhof mitge-

baut. Seinen Lohn dafür musste er aber erst

einklagen

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AK FÜR SIE 04/2018

Auf Ihrer Seite

Monate ohne Lohn und unversichert im

Krankenhaus. Wie Scheinfirmen ArbeitnehmerIn-

nen ausnutzen, zeigt der Fall des Spaniers

Ismael Velazquez Romero.

Im Kampf gegen die

Scheinfirmen

Bei der Arbeit

hatte sich Velazquez Romero

eine schwere Verletzung zugezogen. Erst

nach fünf Stunden wurde er ärztlich versorgt

„Zu fünft mussten

wir in einer

Unterkunft von

nur 20 Quadrat-

metern leben.“

Ismael Velazquez Romero,

Bauarbeiter

Vor kurzem

flatterte Velazquez

Romero die

Forderung eines

Inkassobüros für die

Spitalskosten ins

Haus