

im Blick
Gut betreut bei der Ausbildung im Betrieb: Das gibt es derzeit nur für zwei von drei
Lehrlingen. Gewerkschaftsbund, Gewerkschaftsjugend und AK fordern mehr Qualität
Foto: picturedesk.com / Westend61 / lyzs
D
ie Bundesregierung möchte die
Lehrausbildung in den Betrieben
„durch eine Imagekampagne“ auf-
werten. Doch nur mit Werbespots wird
das nicht gehen, zeigt der zweite Lehr-
lingsmonitor von ÖGB, Gewerkschafts-
jugend und AK. Jede/r dritte Lehrling ist
im Betrieb unzufrieden.
Verbotene Überstunden
Für den Lehrlingsmonitor wurden mehr
als 6.000 Lehrlinge im dritten Lehrjahr
befragt. Fast ein Drittel der Befragten
sagt, es würde den Ausbildner, die Aus-
bildnerin nie oder nur selten im Betrieb
sehen. Zwei von fünf sagen, sie würden
kaum oder gar keine Rückmeldung über
ihre Ausbildungsleistung bekommen.
Und mehr als ein Drittel der unter 18-Jäh-
rigen muss Überstunden machen – ob-
wohl das für sie verboten ist.
ÖGB, Gewerkschaftsjugend und AK
haben ein Programm für die Lehrlinge.
Sie wollen die gesetzliche Einführung ei-
nes Qualitätsmanagements für die Aus-
bildung, die Zertifizierung von Lehrbetrie-
ben auf Grund vonQualitätsnormen – und
während der Ausbildung soll es einen
Kompetenzcheck plus Feedback an die
Lehrlinge geben.
■
P.M.
Nie wieder Hilfskraft
Lehrlinge sollen etwas lernen. Aber noch passen die
Ausbildungsbedingungen für ein Drittel der Lehrlinge nicht.
D
ie kalte Progression kommt dadurch
zustande, dass bei inflationsbeding-
ten Lohnanpassungen die effektive
Steuerlast ansteigt. Man zahlt also mehr
Steuern, ohne dass man sich mehr leisten
kann. Verdient man beispielsweise 18.000
Euro im Jahr, fällt man durch eine Lohner-
höhung in die nächsthöhere Steuerklasse.
So hat man zwar die Lohnerhöhung zur
Abgeltung der Teuerung bekommen, zahlt
aber gleichzeitig mehr Steuern.
Geringe und mittlere Einkommen
Von der kalten Progression sind vor allem
Menschen mit geringen und mittleren
Einkommen betroffen. Sie geben einen
höheren Anteil ihres Einkommens für
Preistreiber wie Lebensmittel und Mieten
aus. Eine gerechte Abgeltung der kalten
Progression muss daher geringe und
mittlere Einkommen stärker entlasten. Das
geht aber nicht mit einer automatischen
Anhebung der Steuerstufen für alle
Einkommensklassen, wie sie jetzt im
Gespräch ist.
Zielgerichteter Ausgleich
Ein blinder Automatismus, der die
Steuerstufen einheitlich anhebt, würde von
unten nach oben umverteilen. Die AK
fordert stattdessen eine Selbstbindung der
Politik: Ab fünf Prozent Inflation, das ist in
der Regel alle zwei bis drei Jahre der Fall,
hat die Bundesregierung einen Vorschlag
zum Ausgleich der kalten Progression
vorzulegen und umzusetzen, zielgerichtet
zur Entlastung kleiner und mittlerer
Einkommen.
Die kalte
Progression
Wirtschaft
klipp&klar
Dominik Bernhofer
Leiter der
AK Steuerpolitik
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8
AK FÜR SIE 04/2018
Weniger Schutz im Betrieb
Unfaire Firmen könnten demnächst billiger davonkommen.
wie hoch der Gewinn einer Firma durch
illegales Verhalten ist. Und die Abschaf-
fung des Kumulationsprinzips wäre ein
Freibrief vor allem für große Unternehmen,
die sich durch strafbares Verhalten unfaire
Vorteile verschaffen wollen.
Gegen Mini-Strafen
Gesprächsbereit ist die AK bei Härtefäl-
len. Darüber gibt es auch bereits eine
Einigung mit der Wirtschaftskammer.
Aber, so die AK Position, es dürfe nicht
sein, dass sich Unternehmen mit einem
Griff in die Portokassa freikaufen.
■
P.M.
N
och ist es in Österreich nicht egal,
ob eine Firma einen Beschäftigten
unerlaubt amWochenende zur Ar-
beit einteilt oder gleich mehrere hundert.
Durch das so genannte Kumulationsprin-
zip sind Strafen für die Verletzung von Vor-
schriften umso höher, je mehr Arbeitneh-
merInnen betroffen sind.
Die Bundesregierung plant eine
„grundlegende Überarbeitung“ der bishe-
rigen Regeln. So steht es in einem Papier,
das im Ministerrat vorgelegt wurde. Die
AK ist dagegen. Schließlich wird derzeit
bei der Strafhöhe indirekt berücksichtigt,