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AK FÜR SIE 03/2018
Viele Berufe werden durch die Digitalisierung
verändert – Frauen sind davon ebenso betroffen
wie Männer.
Vanessa steigt um auf
Kfz-Technikerin, damit sie sich
besser um ihre zwei Kinder
Jayden und Ian kümmern kann
Alle Fotos: Lisi Specht
Karoline
mit Sohn Florian im Newsroom:
Sie bekommt auch als Mutter in Teilzeit
regelmäßig die Möglichkeit zur Weiterbildung
Tontechnikerin Julia
hat sich in Konfliktmanage-
ment weitergebildet. Sie ist überzeugt: „Digitalisie-
rung braucht Menschen, die vermitteln können“
V
om Frisörsalon in die Werkstatt:
Vanessa hat eine Lehre als Frisö-
rin begonnen, jetzt wird sie Kfz-
Technikerin. „Ich wollte mein Auto
selbst reparieren. Und nach der
Arbeit noch Zeit für die Kinder haben“, er-
zählt sie. Als Frisörin müsste sie auch
abends und am Wochenende im Laden
stehen und würde schlechter
verdienen.
Seit einem halben Jahr
steht Vanessa nun jeden
Werktag um 5.30 Uhr auf: Sie
bereitet für die beiden Söhne
Jayden und Ian alles vor – wa-
schen, frühstücken, anziehen,
Zähne putzen. Dann bringt sie die beiden in
den Frühdienst im Kindergarten und fährt in
die Ausbildung. An drei Tagen lernt sie in
der Werkstatt von „Jugend am Werk“, an
zwei Tagen in der Berufsschule. Für Vanes-
sa und andere Mütter, die sich für die Ver-
änderungen durch Digitalisierung rüsten,
ist die Vereinbarkeit von Beruf, Lernen und
den Kindern ein täglicher Kraftakt.
Frauen in Technik
„Wir haben schon Autofenster ein- und aus-
gebaut und einen Scheibenwischmotor.“
Wenn Vanessa von ihrer Arbeit in der Werk-
statt erzählt, hört man ihren Stolz: „Ein Auto
allein reparieren zu können, das ist genau
meines“, sagt sie.
Im Rahmen des Frauen-in-Handwerk-
und-Technik-Programms (FiT) des Arbeits-
marktservice schaffen Vanessa und neun
weitere Frauen die Ausbil-
dung zur Kfz-Technikerin in
21 Monaten, während die
normale Lehrzeit dreieinhalb
Jahre beträgt. „Ich habe dem
AMS-Berater gesagt, ich will
nicht mehr Frisörhilfskraft
sein. Ich habe mir die Kfz-
Technik fix in den Kopf gesetzt, das ziehe
ich jetzt durch.“
Elektroautos
Vanessa überlegt, später eine Zusatzausbil-
dung zu machen, weil auch in der Auto-
branche immer mehr Elektronik eingesetzt
wird – Stichwort Elektroautos. Schon jetzt
wird der Beruf der Kfz-Technikerin immer
digitaler: Computercodes auslesen, die
Elektronik dahinter verstehen, „das ist heute
viel mehr als das einfache Reparieren von
früher“, sagt Vanessa. Sie muss es wissen:
Schon ihr Vater war Automechaniker.
Umstellung
Die Technik im Blut hat auch Karoline: Sie
ist Bild- und Zeitlupentechnikerin im ORF.
In Graz hat sie eine Lehre als Kommunika-
tionstechnikerin für Audio- und Videoelek-
tronik gemacht, aber es war schwierig für
sie, eine Anstellung zu finden: „Niemand
schickte ein junges Mädel allein Fernseher
reparieren. Das waren damals noch riesige
und schwere Röhren-TV-Geräte.“
Als beim ORF in Wien Bild- und Zeit-
lupentechnikerInnen gesucht wurden, war
Karoline sofort begeistert: „Wir haben da-
mals noch mit alten Aufzeichnungsmaschi-
nen und Kassetten gearbeitet. Heute sitzen
wir vor Monitoren und steuern alles via
Windows-Oberfläche und Mausklick.“ Auf
technische Neuerungen werden Karoline
und ihre KollegInnen laufend eingeschult,
so kommt es zu keinem harten Bruch.
Teilzeit
Bis vor zwei Monaten war Karoline mit ih-
rem Sohn Florian in Karenz, jetzt arbeitet
sie Teilzeit. Ihr Arbeitgeber sei flexibel und
„Das ist heute viel
mehr als das ein-
fache Reparieren.“
Vanessa,
angehende
Kfz-Technikerin
Mama ist vorne dabei
Digitalisierung