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AK FÜR SIE 11/2017
Thema
Gerechtigkeit in der Arbeit, soziale Sicherheit,
eine starke AK: Wir haben uns umgehört, was
ArbeitnehmerInnen nach der Wahl wollen.
Schützt
unser Recht!
Recht mit Hilfe der Arbeiterkammer
Roswitha Stelzer
ist die Hunderttausendste, die von der Arbeiterkammer Rechtsschutz
bekam. Die 55-Jährige wurde nach 15 Jahren in einer Verpackungsfirma gekündigt, nachdem
sie zuerst maßgeblich zum Aufbau der Verkaufsabteilung beigetragen hatte. Einschätzung der
AK: „Sozialwidrig.“ Auf Druck der AK entschädigte die Firma Roswitha Stelzer mit einem
höheren fünfstelligen Betrag. Für sie wäre die Abschaffung der gesetzlichen AK Mitgliedschaft
absurd: „Die Arbeitnehmer wären hilflos der Willkür der Unternehmen ausgesetzt.“
M
an ist im ersten Moment
geschockt und verzwei-
felt“, erinnert sich Roswi-
tha Stelzer. Sie hat 15
Jahre lang für ein Verpa-
ckungsunternehmen ge-
arbeitet, stieg zur Proku-
ristin auf. Als ihre Firma von einem
deutschen Konzern aufge-
kauft wurde, änderte sich
auch ihre berufliche Situation.
„Ich habe den Übergang für
die Firma gemacht, und dann
haben sie mich gekündigt.“
Roswitha Stelzers Ge-
schichte ist der hunderttau-
sendste Rechtsschutzfall der
AK Wien, und er ist typisch
für die Lage der ArbeitnehmerInnen heute.
In der Arbeitswelt herrschen raue Sitten.
Aber weil die Arbeiterkammer und die Ge-
werkschaften gesetzliche Regelungen zum
Schutz der ArbeitnehmerInnen durchge-
setzt haben, musste Frau Stelzer die Kündi-
gung nicht widerspruchslos hinnehmen.
Sie ist über 55 und war lange genug in der
Firma, dass die Kündigung deshalb wegen
Sozialwidrigkeit angefochten werden hätte
können. Die AK setzte für sie eine höhere
fünfstellige Entschädigung durch.
Starke Arbeiterkammer
„Aus Unternehmersicht ist die Arbeiter-
kammer unangenehm, aber ohne sie wä-
ren die Arbeitnehmer hilflos der Willkür der
Unternehmen ausgesetzt“, bringt es Ros-
witha Steiner auf den Punkt. Tatsächlich
geht es jetzt, wo eine neue Bundesregie-
rung gebildet wird, darum, welche Rechte
die ArbeitnehmerInnen haben.
AK FÜR SIE hat ArbeitnehmerInnen
nach ihren Forderungen an eine neue Bun-
desregierung gefragt. Sie reichen von billi-
geren Mieten über geregelte Arbeitszeiten
bis zur Ablehnung von Pensionskürzungen.
Und alle sagten, wie wichtig
ihnen eine starke AK ist (mehr
auf den nächsten Seiten).
Fairer Lohn
Die RegierungsverhandlerIn-
nen von ÖVP und FPÖ stellen
die Sozialpartnerschaft von
Arbeiterkammer,
Gewerk-
schaftsbund,
Wirtschafts-
und Landwirtschaftskammer zur Debatte.
Die FPÖ fordert dabei ausdrücklich, die ge-
setzliche Mitgliedschaft in der Arbeiterkam-
mer und der Wirtschaftskammer abzuschaf-
fen oder die Geldmittel der AK aus den
Mitgliedsbeiträgen zu kürzen. „Das würde
weniger Leistung für die Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer bedeuten“, warnt AK
Präsident Rudi Kaske.
„Ohne AK wären
die Arbeitnehmer
hilflos der Willkür
der Unternehmen
ausgesetzt.“
Roswitha Stelzer
wurde erfolg-
reich von der AK vertreten
Fotos: Christian Fuischer