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AK FÜR SIE 11/2017
Gute Schule für alle
„Freie Wochenenden
gibt es bei uns nicht“, sagt
Sanela Fejzic. Sie lernt viel mit ihrem Sohn Aldin, damit
die Noten am Gymnasium stimmen. „Anders geht es
derzeit nicht.“ Förderunterricht an der Schule gäbe es
zwar, aber Aldin sei ein guter Schüler und könne die
Für gesunde Arbeit, beste Ausbildung
Heimo Eberhard
ist Personalvertreter bei A1, Heike Auinger Betriebsrätin im Beruflichen Bildungs- und
Rehabilitationszentrum, Christoph Rohm Betriebsrat bei Opel, Phönix Tölle Jugendsekretär der Gewerk-
schaft vida (von links). Die vier lernen gerade in der Sozial- oder der Betriebsräteakademie der AK. Sie
setzen sich für gesunde Arbeit durch Arbeitsverkürzung (Heimo) und ArbeitnehmerInnenschutz (Heike)
ein. Christoph verlangt, dass die Unternehmen mehr ausbilden, Phönix kritisiert die hohen Mieten. Und
alle stehen zur AK. Phönix: „Sie ist gerade deshalb stark, weil sie 3,6 Millionen Mitglieder hat.“
Faire Löhne, faire Arbeit
Im Busverkehr
herrscht ein scharfer
Preiskampf um öffentliche Verkehrsauf-
träge. „Das geht auf Kosten der Fahrer.
Busverkehrsaufträge werden alle fünf Jahre
neu vergeben, oft an billiger anbietende
Firmen. Meist wechseln die Fahrer zur
neuen Firma, fangen dann aber wieder
ganz unten bei der Gehaltseinstufung an“,
sagt Blaguss-Betriebsratschef Josef
Kotzenmacher. Die Gewerkschaft vida und
die AK setzen sich für faire Auftragsver-
gaben ein.
Die Abschaffung der gesetzlichen Mit-
gliedschaft in den Kammern würde vor al-
lem das Recht auf einen fairen Lohn ab-
schaffen. Löhne und Gehälter werden in
Kollektivverträgen zwischen den Gewerk-
schaften und dem zuständigen Wirt-
schaftskammer-Verband geregelt. Ohne
gesetzliche Mitgliedschaft müsste eine
Firma nur aus der Wirtschaftskammer aus-
treten, um die Löhne zu senken.
Gerechte Steuern
In den Kollektivverträgen sind auch das
Recht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld
oder kürzere Arbeitszeiten geregelt. „All
das wäre ohne gesetzliche Mitgliedschaft
in den Kammern in Gefahr“, sagt Kaske.
Nicht zuletzt gehe es auch darum, ob die
AK stark auftreten kann. Zu tun ist genug.
Die AK verlangt von der neuen Regie-
rung ein gerechtes Steuersystem. Fast zwei
Drittel des Steueraufkommens kommen
derzeit von den ArbeitnehmerInnen und
den PensionistInnen, Superreiche zahlen
fast keine Steuer auf ihr Vermögen. Des-
halb verlangt die AK höhere Steuern auf
Millionenvermögen und Millionenerbschaf-
ten, um etwa die Pflege zu finanzieren.
Die AK ist auch gegen weitere Pensi-
onskürzungen, verlangt eine Obergrenze
für die Mieten und mehr und bessere Aus-
und Weiterbildung. Und sie will weiter da-
für sorgen, dass ArbeitnehmerInnen Rech-
te haben – und bekommen. Oder wie es
Interviewpartner Michael Eberle sagt: „Ir-
gendwann im Leben wird jeder die Arbei-
terkammer brauchen.“
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PETER MITTERHUBER, SINIŠA PUKTALOVI
Unfair verteilt
Steueraufkommen ohne Sozialversiche-
rung:
Noch kommen fast zwei Drittel aus
der Lohn- und der Mehrwertsteuer, also von
ArbeitnehmerInnen und PensionistInnen.
36
Prozent
64
Prozent
Lohn-
steuer,
Mehrwert-
steuer
Mineralöl-,
Tabak-,
Kfz-,
Gewinn-
steuer
usw.