

6
AK FÜR SIE 10/2016
im Blick
Foto: picturedesk.com / Visum / Markus Hanke
Such-Erlebnisse
Schulko
AK-Studie sorgt für Beweg
Die Arbeiterkammer erhebt, welche Erfahrungen Job-
suchende bei Bewerbungen gemacht haben.
F
ür fast alle Beschäftigungs-
verhältnisse in Österreich
gilt einer der mehr als 850
Kollektivverträge. Mit den Verträ-
gen werden Lohndumping bei den
ArbeitnehmerInnen sowie Wettbe-
werbsverzerrungen zwischen den
Unternehmen verhindert. Nur für
rund zwei Prozent der Beschäf-
tigten – etwa MitarbeiterInnen
von Rechtsanwaltskanzleien oder
von Werbeagenturen (außerhalb
Wiens) – gilt kein Kollektivvertrag.
Die Folgen: unterdurchschnittliche
Löhne und Gehälter, kein Rechts-
anspruch auf Sonderzahlungen
sowie keine geeigneten Rahmen-
bedingungen für Arbeitszeit-Re-
gelungen.
Flexible Rahmen
Kollektivverträge schaffen nicht
nur gleiche Mindeststandards
bei der Entlohnung und bei den
Arbeitsbedingungen für Arbeitneh-
merInnen innerhalb einer Branche.
Sie bieten auch flexible Rahmen-
bedingungen für Arbeitszeitmodel-
le innerhalb der Branche – etwa
im Hinblick auf Schichtarbeit,
Feiertagsarbeit oder Überstunden
und Mehrarbeit.
Weniger Konflikte
Würde jeder Betrieb die Verträ-
ge selbst aushandeln, hätte die
Belegschaft deutlich schlechtere
Chancen, Rechte durchzusetzen.
Durch das Kollektivvertragssystem
werden auch Konflikte um Lohn-
erhöhungen oder Arbeitszeiten aus
den Betrieben herausgehalten,
weil sie auf Branchenebene und
nicht im Unternehmen ausgefoch-
ten werden.
Infos zu den Kollektivverträgen
finden sich im Internet
auf der Website
www.kollektivvertrag.atWas sind Kollektivverträge?
Wirtschaft
klipp&klar
Alice Kundtner
stellvertretende Direktorin AK Wien
Mehr auf
W
er einen Job sucht, der
hat auch viel zu erzählen.
Auf eine Geschichte in
AK FÜR SIE vom Septem-
ber, bei der es um die Erlebnisse und
Erfahrungen bei der Suche nach einer
neuen Stelle ging, gab es zahlreiche
Reaktionen. Mehre-
re hundert Personen
nahmen bis Redakti-
onsschluss an einer
Internet-Befragung
der AK Wien zu die-
sem Thema teil.
Interessant dabei
ist, dass nur rund die
Hälfte der Befragten
Antwort auf ihre
schriftliche Bewer-
bung erhalten haben.
Ernüchternd auch,
dass ebenfalls rund die
Hälfte der Befragten feststellen musste,
dass der angebotene Arbeitsplatz nicht
so war, wie er im Inserat des Arbeitsge-
bers beschrieben wurde.
Über die Höhe der Bezahlung konnte
nur ein kleiner Teil der Jobsuchenden ver-
handeln. Auch dass persönliche Wün-
S
chulreisen,
Kopierkosten,
Spindkosten, vielleicht auch
noch ein Laptop: Die „Neben-
kosten“ sind auch an öffentli-
chen Schulen für viele Eltern
kaum noch bezahlbar. Die AK
hatte eine Langzeitstudie vorgelegt, die
zeigt, dass Eltern im Laufe eines Schuljah-
res bis zu 1.300 Euro ausgeben müssen.
Von den in Wien befragten Familien rech-
nete jede sechste Familie mit rund 700
Euro Ausgaben für Laptops oder Tablets.
Diese Zahlen zeigten Wirkung: In Zei-
tungen und Fernsehnachrichten wurde
über die hohen Schul-Nebenkosten be-
richtet. Die Elternvertreter meldeten sich
zu Wort und kritisierten insbesondere die
hohen Zusatzkosten, die etwa die An-
schaffung von Laptops für viele Familien
bedeutet. Der Bundeselternverband for-
derte eine eindeutige Beschränkung der
Kosten für Eltern.
Dialog mit den Eltern
Die Bildungsministerin lädt jetzt Vertrete-
rInnen von Eltern, LehrerInnen und Schü-
lerInnen zu einem Treffen, auf dem ge-
meinsam nach Lösungen gesucht
werden soll. Mit dabei auf diesem Treffen
sche und Anliegen hinsichtlich Arbeitszeit,
Einschulung, Weiterbildung beziehungs-
weise familiäre Verpflichtungen berück-
sichtigt wurden, geschah nur selten.
Rund ein Drittel der Umfrage-Teilneh-
mer hatte das Gefühl, dass es beim Be-
werben ein Nachteil war, vom AMS vermit-
telt beziehungsweise
zum Zeitpunkt der
Jobsuche arbeitslos
gewesen zu sein.
Das Alter habe
bei der Jobsuche ge-
schadet, das meinen
mehr als die Hälfte
der Befragten. Das
Geschlecht und der
Familienstatus haben
indes deutlich selte-
ner bei der Bewer-
bung eine Rolle ge-
spielt.
Insgesamt gaben mehr als die Hälfte
an, bei der Arbeitssuche Erlebnisse ge-
habt zu haben, die sie „überhaupt nicht in
Ordnung und unzumutbar“ fanden. Die
Ergebnisse zeigen deutlich, wie schwierig
und oft auch frustrierend es ist, bis man
eine neue passende Stelle findet.
■
M.K.
Nur knapp die Hälfte der Befragten sagt,
dass der angebotene Arbeitsplatz so
war, wie im Inserat beschrieben